die wahrheit: Lizenz zum Gelddrucken

Man sollte eigentlich meinen, dass sie andere Sorgen haben. Die britischen Bankiers stehen bei der Regierung Schlange und...

Man sollte eigentlich meinen, dass sie andere Sorgen haben. Die britischen Bankiers stehen bei der Regierung Schlange und betteln um Berge von Geld, um ihre Spielschulden auszugleichen und ihre maroden Unternehmen vor dem Konkurs zu retten, aber die drei schottischen und vier nordirischen Banken verteidigen ihre Lizenzen zum Gelddrucken mit Zähnen und Klauen.

Sie geben seit fast 300 Jahren ihre eigenen Geldscheine heraus. Weil die aber eigentlich kein gesetzliches Zahlungsmittel sind, handelten die Banken 1845 einen Deal aus: Seitdem müssen sie an den Wochenenden 4,7 Milliarden Pfund als Pfand bei der Zentralbank hinterlegen, um zu beweisen, dass sie noch flüssig sind. An den Wochentagen durften sie hingegen das Geld investieren und die Zinsen kassieren.

Nun wollte die Regierung in London die Spielregeln ändern: Fortan sollten die Banken fünf Milliarden Pfund hinterlegen - und zwar ständig. Das hätte die Geldinstitute hundert Millionen Pfund im Jahr an entgangenen Zinsen gekostet. Doch nun hat Schatzkanzler Alistair Darling eingelenkt. Zwar müssen die Banken das Geld rund um die Uhr deponieren, aber sie bekommen für 40 Prozent der Summe Zinsen. Schottlands Premierminister Alex Salmond feierte das als "Sieg für den schottischen Finanzsektor", als ob dadurch der Pleitegeier über der Royal Bank of Scotland verjagt wurde.

Jedenfalls können sie weiterhin ihre putzigen Geldscheine drucken, die in anderen Teilen des Vereinigten Königreichs für Verwirrung sorgen. So brachte die Ulster Bank vor Jahren einen Fünf-Pfund-Schein heraus, der selbst in einem Monopoly-Spiel lächerlich gewirkt hätte. Der knallbunte Schein hatte ein sternförmiges Klarsichtfenster aus Plastik, das von einer Art Schnee umrahmt war. Im Grunde sah er aus wie Weihnachtsbaumschmuck, und das fanden in England auch sämtliche Ladenbesitzer, denen man versuchte, das Ding anzudrehen.

Diese Ulster Bank hat vorige Woche verkündet, dass sie 750 Stellen abbauen wird. Stellen abbauen? Das ist genauso ein euphemistischer Begriff wie "Minuswachstum", mit dem die Geldsäcke zu verschleiern versuchen, dass sie die Sache vermasselt haben und die Schwächsten es wieder ausbaden müssen.

Die britische Bank Northern Rock aus Newcastle im Norden Englands war voriges Jahr von ihren Managern mit einer Casinostrategie an die Wand gefahren worden, so dass sie vom Staat übernommen werden musste. Diese Bankrotteure waren auch der Grund dafür, warum die Regierung den gelddruckenden Banken die zusätzlichen Garantieleistungen auferlegen wollte.

Vorvergangene Woche erklärte das Northern-Rock-Management, dass es den leitenden Angestellten einen leistungsbezogenen Bonus von zehn Prozent auszahlen wird. Schließlich haben sie aufgrund der Entlassungen Freunde und Kollegen verloren, aber dennoch unermüdlich weitergearbeitet, sagte Gewerkschaftssprecher Rob MacGregor.

Allerdings ist der Bonus nicht mehr viel wert. Wenn die Talfahrt des Pfundes weitergeht, können sie sich davon bald nicht mal mehr einen Mercedes leisten. Aber die schottischen und nordirischen Banken können ja für sie nachdrucken.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.