Feste Sendezeit für "Tagesthemen": "OP am offenen Herzen"

Der neue ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust will den "Tagesthemen"-Beginn vereinheitlichen - aber behutsam. Oliver Pocher wird begnadigt.

ARD-Obere unter sich: Programmdirektor Volker Herres und der Vorsitzende Peter Boudgoust. Bild: dpa

Der "Stachel im Fleisch" soll weg: Auf seiner ersten Pressekonferenz als ARD-Vorsitzender versprach SWR-Intendant Peter Boudgoust am Dienstag nach der zweitägigen Intendantensitzung, einige der drängenden Probleme des Senderverbunds zu lösen. Dazu gehört der schmerzende Stachel - die von Tag zu Tag wechselnden Sendezeiten der "Tagesthemen". Boudgoust will sie vereinheitlichen, alles andere kostet Zuschauer gegenüber dem beliebteren ZDF-"heute journal".

Allerdings will Boudgoust diese "Operation am offenen Herzen" behutsam umsetzen und erst in den nächsten Monaten eine Entscheidung treffen. Denn eine feste Sendezeit des ARD-Nachrichtenmagazins würde dazu führen, dass andere Formate wie "Menschen bei Maischberger" verlegt werden müssen - was hier wiederum Zuschauer vertreiben könnte. Immerhin hatten die "Tagesthemen" 2008 im Schnitt 40.000 Zuschauer mehr als noch im Jahr zuvor. Die "Tagesschau" ist mit einer Reichweite von 8,74 Millionen Zuschauern Marktführer. So fand der Programmdirektor des Marktführers, Volker Herres, im Jahr 2008 so ziemlich alles "sehr erfolgreich": TV-Produktionen wie "Mogadischu", die Fußball-Europameisterschaft, die Olympischen Spiele.

Verschoben ist ein weiterer strittiger Punkt: eine einheitliche Dachmarke für die zahlreichen ARD-Politiksendungen wie "Panorama", "Monitor" oder "Kontraste". Hier strebt Boudgoust zwar an, die alten Namen beizubehalten, den Sendungen allerdings einen einheitlichen Oberbegriff zu geben. Immerhin soll es auf der nächsten Intendantensitzung eine Entscheidung über eine angestrebte Finanzhilfe von 20 Millionen für den Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) geben.

In Sachen Internetangebote kündigt SWR-Justiziar Hermann Eicher Streit mit der privaten Konkurrenz an, "auch vor Gericht". Bestimmte Inhalte öffentlich-rechtlicher Internetangebote dürfen nach dem neuen Rundfunkstaatsvertrag nur sieben Tage online stehen, Sportübertragungen nur 24 Stunden. Die private Konkurrenz fürchtet sonst eine Online-Übermacht der mit Gebühren finanzierten Sender ARD und ZDF. Eicher glaubt, die Privaten wollen über gezielte "Störfeuer" einen gänzlichen Stopp für neue Angebote erwirken.

Berichte über die Sonntagsspiele der Fußballbundesliga gibts im frei empfangbaren Fernsehen in der kommenden Saison ab 21.45 Uhr in den dritten Programmen, ab 22.45 Uhr auch im Ersten.

Gegenüber Oliver Pocher leistete die ARD nun Abbitte. Der war wegen eines Auftritts in Stauffenberg-Kostümierung besonders beim SWR in Misskredit geraten. Am Montagabend war bekannt geworden, dass Pocher mit RTL-Moderator Günther Jauch eine gemeinsame Test-Sendung aufgezeichnet hat. Nun bangt die ARD offensichtlich um ihren Jungstar, da "Schmidt & Pocher" im April eingestellt wird. Herres sprach von einem "großen Talent", Boudgoust von Pochers Stauffenberg-Satire als "Ausdruck eines lebendigen Diskurses". "Wenn man junge Menschen gewinnen will, wird uns das nicht mit der Übertragung von Bundestagsdebatten und Gottesdiensten gelingen", sagte Herres.

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