Kreditinstitut plant Stellenabbau: Commerzbank streicht alle Boni

Die zweitgrößte deutsche Bank hat im vergangenen Jahr einen kleinen Gewinn von 3 Millionen Euro erwirtschaftet und steht daher besser da als die Deutsche Bank.

Positives Konzernergebnis nur wegen größerer Steuererstattung: Commerzbank. Bild: dpa

Das Konzernergebnis der Commerzbank AG war im vergangenen Jahr gut - zumindest im Vergleich mit dem des Branchenführers Deutsche Bank. Der hatte im Geschäftsjahr 2008 ein gigantisches Minus von rund 4 Milliarden Euro produziert. Hingegen erzielte die zweitgrößte deutsche Bank im Jahr 2008 einen Gewinn nach Steuern von 3 Millionen Euro, wie die Bank auf ihrer Bilanzpressekonferenz in Frankfurt mitteilte.

Allerdings ist für das leicht positive Konzernergebnis eine größere Steuererstattung im vergangenen Sommer verantwortlich. Das operative Ergebnis lag bei minus 378 Millionen Euro - nach einem operativen Gewinn von 2,5 Milliarden Euro im Jahre 2007. Martin Blessing, der Vorstandssprecher der Commerzbank, macht dafür das miserable vierte Quartal verantwortlich.

Anders als Ackermann, der sich "schämen würde", Überbrückungsgeld vom Staat zu nehmen, hielt Blessing, der die Übernahmen der Dresdner Bank stemmen muss, gerne die Hand auf. Bislang jedenfalls flossen in zwei Tranchen schon 18,2 Milliarden Euro an Steuergeldern aus dem staatlichen Sonderfonds Finanzmarktentschädigung (Soffin) in die Kassen der Commerzbank. Die Bundesrepublik hält inzwischen ein Viertel der Anteile an der Bank, die nach der Übernahme der Dresdner Bank jetzt als Neue Commerzbank firmiert.

Dass das Kreditinstitut in der Krise nicht gänzlich unter die Räder kam, lag allerdings nicht nur an den Milliarden aus dem Rettungsprogramm des Bundes. Die "operative Ertragskraft" der Kernsegmente Privat- und Geschäftskunden - und dort die Fokussierung auf den Mittelstand - sowie die Erfolge in Mittel- und Osteuropa hätten die Commerzbank gestärkt, analysierte Blessing, die Belastungen aus den "extremen Verwerfungen an den Märkten weltweit" aber nicht ausgleichen können.

Dass auch die Investmentbanker der Commerzbank und vor allem der Dresdner Bank mit für diese "extremen Verwerfungen weltweit" gesorgt haben, sagte Blessing nicht. Die schon vereinbarten Bonuszahlungen an Investmentbanker und Vorstandsmitglieder wurden aber ebenso gestrichen wie die Dividenden. Wie von Betriebsräten des Unternehmens zu hören war, hätten einige Investmentbanker deshalb schon gekündigt - trotz der als Ersatz für die geleistete Mehrarbeit bei der Integration der Dresdner Bank in den Konzern avisierten "Anerkennungsprämie" für alle Beschäftigten in Höhe von 1.000 Euro. Bei der Konzernleitung war nicht zu erfahren, ob diese Ausschüttungen auch aus dem Topf mit den Steuergeldern aus der Bundeskasse finanziert werden.

Im Zuge der Fusion will die Neue Commerzbank weltweit 9.000 Stellen streichen; davon alleine 4.000 in Frankfurt. Und von den 3.300 Investmentbankern einer Tochter der Dresdner Bank in London würden demnächst 1.200 gleich geschasst, hieß es. "Denen jedenfalls weint hier keiner auch nur eine Träne nach", sagte ein Betriebsrat der taz.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.