Die Woche: Wie geht es uns, Herr Thadeusz?

Wir essen Kohl und Rüben, Angela Merkel ist zu kühl, aber der Frühling kommt, und Josef Fritzl inspiriert zu Popsongs.

Jörg Thadeusz modieriert im RBB Fernsehen die Gesprächssendung "Thadeusz" und vertritt in dieser Woche Friedrich Küppersbusch.

taz: Herr Thadeusz, was war schlecht in der letzten Woche?

Jörg Thadeusz: Zu viele unbeholfene Erklärungen für das Unerklärliche.

Was wird besser in dieser?

Der Frühling kommt. Wenn meine Beschwörungstänze nicht wirkungslos waren.

Nach dem Amoklauf in Winnenden wird über allerlei Waffenverbote diskutiert. Zu Recht?

Ich lebe ruhiger, wenn keine Waffen in der Nähe sind. Allerdings setze ich mir auch ungern ein grünes Hütchen auf und rufe im Kreise anderer Erwachsener laut "Horrido!" Ist also Geschmackssache. Was wäre, wenn der junge Mann mit einem Sportbogen auf Passanten geschossen hätte? Wo würden dann die Bögen zentral gesammelt? Und wo ist die total sichere Lagerstelle für die Ski, die ansonsten zum Schaden anderer von rasenden Privilegierten gefahren werden?

Informationen zum Amoklauf wurden zuerst auf Twitter gebloggt. Brauchen wir Nachrichten, einen Wimpernschlag nachdem sie geschehen sind?

Merkwürdigerweise wird mir nicht urdemokratisch zumute, wenn ich an Blogs gerate. Stattdessen scheint es mir, als hätten die schlimmsten meiner früheren Schulkollegen eine Plattform für naseweise Rechthaberei gefunden. Man erkennt sich gegenseitig an der mangelhaften Rechtschreibung. Ein amerikanischer Amokspezialist schlägt vor, dass über Wahntaten wie in Winnenden möglichst wenig berichtet wird. Also keine stammelnden Korrespondenten im "Brennpunkt", kein pietätloser ZDF-Reporter in einer Kirche mit Trauernden, kein Amokläufer als Titel-Boy des Spiegels. Bleibt wahrscheinlich Illusion.

Der SPD-Abgeordnete Jörg Tauss sagt, er habe sich in die Pädophilenszene eingeschleust, um einen Kinderporno-Ring hochgehen zu lassen. Wenn es stimmt, wäre das überhaupt seine Aufgabe?

Wahrscheinlich werden sie bei der Polizei überlegen, ob sie nicht ihre Wasserwerfer dem großen Sozialdemokraten zu Ehren in "Tauss-Spritzer" umbenennen. Weil noch kein Ermittler die Idee hatte, inkognito gegen die Kinderpornoschweine zu ermitteln. Sobald er den momentanen Ärger hinter sich hat, sollte sich Tauss zu Ermittlungszwecken mit osteuropäischen Zwangsprostituierten treffen. Oder undercover im Antidrogenkampf in seinem Bundestagsbüro den Cracklöffel immer schön warm halten.

Im Internet gibt die 93-jährige Amerikanerin Clara Canuccari Tipps für die sparsame Rezessionsküche. Essen wir bald wieder Kohl und Rüben?

Das machen wir doch schon längst. Weil wir wissen, wie schlimm es für das Klima ist, wenn wir uns die Papaya zum hastigen Genuss herbeifliegen lassen. Naschen also stattdessen am daheim ausgegrabenen Frühstück. Wie dem Teltower Rübchen. Oder der Karotte aus dem eigenen Garten. Wenn wir Glück haben, lässt sich der Ersatzkaffee abwenden.

Seit gut einem Monat ist Karl-Theodor zu Guttenberg im Amt. Wie macht sich der neue Bundeswirtschaftsminister?

Seine Frau ist sehr schön. Und sie trägt ihre Haare ohne Pomade. Er sieht viel von der Welt und hat mit Menschen zu tun. Privates Glück und berufliche Erfüllung schließen sich also nicht aus. Das ist der hellste Hoffnungsschimmer, der von dem Mann ausgeht.

Heute beginnt der Prozess gegen Josef Fritzl. Die Amstettener sind schon für die Sensationstouristen gerüstet. Was wollen die da bloß?

Sie wollen sich zu Popsongs inspirieren lassen. Wie die Guns NRoses, die auch 30 Jahre nach seiner Inhaftierung die Erinnerung an den irren Vielfachmörder Charles Manson wachhalten. Wahrscheinlich entstehen am Fritzl-Haus auch einige sehenswerte Filmchen mit der Videokamera. Die wir uns dann im Blog der Filmer angucken können.

Ob Nikolaus Brender Chefredakteur beim ZDF bleibt, entscheidet jetzt der Verwaltungsrat. Wenn man Ihnen morgen einen Job beim ZDF anböte - würden Sie da arbeiten wollen?

Sofort. Als Dampfbügler der Garderobe der von mir bewunderten Katrin Müller-Hohenstein ("Aktuelles Sportstudio"). Oder als sexhungriges Mainzelmännchen, damit die Senioren in ihren Fernsehsesseln wenigstens am Vorabend angeregt werden.

Die CDU steckt im Umfragetief. Fehlt Angela Merkel in der globalen Krise die Empathie?

Total. Sie sollte sich ein Beispiel an den mitreißenden Tribunen ihrer Partei nehmen. An Christian "Ruckrede" Wulff oder an der unwiderstehlichen CDU-Lokomotive Ronald Pofalla.

Die Bundesliga ist so spannend wie selten. Bleibt das so?

Lucien Favre soll vom Balkon des Roten Rathauses "Merci, Berlin" sagen können. Am vorletzten Spieltag soll es sich entscheiden. Bayern verliert hoch in Hoffenheim, Hertha demütigt zu Hause den FC Schalke 04. Dieter Hoeneß soll sich endlich einmal freuen können, und Karl-Heinz Rummenigge soll viele Kissen nass weinen müssen.

Und was machen die Borussen?

Die spielen an diesem vorletzten Spieltag 8:8 gegen Bielefeld

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