Kommentar Afghanistan Konferenz: Im Boot mit dem Satan

Nach langem Zögern entschied sich auch der Iran, an der Afghanistan-Konferenz im Den Haag teilzunehmen. Der Iran und die USA wollen beide dasselbe: Stabilität in Afghanistan.

Nach sieben Jahren Krieg und Besatzung sieht die Bilanz über Afghanistan miserabel aus. Die Terrorgruppen sind weiterhin am Werk, die Taliban im Vormarsch, die Wirtschaft liegt brach, das Land von Sicherheit und Demokratie Lichtjahre entfernt.

Was tun?, fragen die Beteiligten. Der niederländische Außenminister Maxime Verhagen erklärte im Vorfeld der gestrigen Afghanistan-Konferenz in Den Haag, dass weniger die finanzielle und militärische Unterstützung im Mittelpunkt des Treffens stünde, sondern eine Strategie, die dem Land Frieden und Stabilität bringen soll. Wie könnte aber diese neue Strategie aussehen? Die Antwort aus Washington lautet: Die Truppen verstärken. Mit der angekündigten Entsendung von 17.000 weiteren Soldaten nach Afghanistan sollen nicht nur die Wurzeln der Terrorgruppen in Afghanistan, sondern auch die in Pakistan ausgemerzt werden. Washington zählt bei dieser Strategie auch auf die verstärkte Unterstützung der Nachbarstaaten, insbesondere Irans.

Dabei ist die Strategie, die Iran fordert, der Washingtons konträr entgegengesetzt. Die Fremdherrschaft in Afghanistan sei das eigentliche Übel, das so rasch wie möglich beendet werden muss, verlautet aus Teheran. Nun weiß man, dass man offizielle Verlautbarungen Teherans nicht für bare Münze nehmen darf. Es ist zwar richtig, dass der Iran die Präsenz der US-Truppen in seiner Nachbarschaft als Bedrohung empfindet und sie so rasch wie möglich beendet haben möchte. Doch noch bedrohlicher für das Land wäre eine Rückkehr der Taliban an die Macht. Es ist auch bekannt, dass die sunnitischen Terrorgruppen um al-Qaida die Schiiten im Iran als ihre Erzfeinde betrachten. Iran gehört auch zu den wichtigsten Wirtschafts- und Handelspartnern Afghanistans und ist an Stabilität und Sicherheit des Nachbarstaates interessiert. Schließlich sind da der Drogenschmuggel und die Flüchtlinge, die seit Jahren Iran schier unlösbare Probleme bereiten.

Sitzen also die Herrschenden im Iran mit dem "großen Satan" USA doch in einem Boot? Das wird keiner in Teheran laut zu sagen wagen. Aber vielleicht in Den Haag hinter verschlossenen Türen.

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