Kommentar Afghanistan/Pakistan: Nur noch eine Exitstrategie

Leider haben die europäischen Verbündeten wenig dazu beigetragen, Obama in der gefährlichsten außenpolitischen Krise weltweit zur Seite zu springen.

Alles, was die neue US-Regierung bisher in Afghanistan und Pakistan getan hat, belegt, dass sie kein neues Konzept dafür hat, wie man diese Länder vom Terrorismus befreien kann. Doch zumindestens lernt das Obama-Team dazu: Wie sich an Statements aus den letzten Tagen ablesen lässt, ist den Strategen in Washington aufgegangen, dass nicht Indien Pakistans Hauptfeind ist, sondern die Taliban; und dass das pakistanische Militär diese nach wie vor als Stellvertreterarmee gegen den großen Nachbarn im Osten benutzt.

Doch wie man General Ashfaq Kayanis islamistenfreundliche Offiziere überzeugen will, mehr als nur symbolisch gegen die Milizen vorzugehen, ist nicht nachvollziehbar - wie die sonderbare Hoffnung, mit der Entsendung von weiteren 20.000 Soldaten Afghanistan befrieden zu können. Das jüngste Drama mit den toten Zivilisten von Farah muss das letzte seiner Art bleiben, wenn die USA Vertrauen in der afghanischen Bevölkerung zurückgewinnen wollen.

Doch ist dies wohl gar nicht mehr das Ziel. Es geht nur noch um eine Exitstrategie, die den Konflikt auf niedrigem Niveau eindämmen, aber nicht beseitigen will - und das Kapitel "Demokratie und Menschenrechte" in Afghanistan auf den Müllhaufen gescheiterter Ideen wirft. Ohne vom Volk legitimierte Regierungen wird das Gespenst des Islamismus in der muslimischen Welt aber dauerhaft sein Unwesen treiben.

Leider haben die europäischen Verbündeten wenig dazu beigetragen, Obama in der gefährlichsten außenpolitischen Krise weltweit zur Seite zu springen. Dabei wäre niemand geeigneter als die Europäer, in Pakistan zum Aufbau der Zivilgesellschaft beizutragen. Denn eines ist klar: Dank der überaus erfolgreichen Propagandaschlacht der Islamisten ist heute jedes Entwicklungshilfeprojekt, das das Label "US-Aid" trägt, in Pakistan per se diskreditiert.

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