Zusammenarbeit der Autoindustrie: BMW bremst Allianz mit Daimler

Der Münchner Hersteller beschränkt die Kooperation mit den Stuttgartern auf den Einkauf. So kommen beide nicht weiter, meint Autoexperte Willi Diez.

Die Zusammenarbeit scheint gescheitert: BMW und Daimler. Bild: dpa

MÜNCHEN taz | Es sollte ein Beispiel werden, der große Hoffnungsschimmer für die kriselnde deutsche Autobranche. Doch nach monatelangen Verhandlungen scheint die angekündigte Zusammenarbeit zwischen den süddeutschen Autofabrikanten BMW und Daimler nun in wesentlichen Punkten gescheitert. BMW habe einen Rückzieher gemacht, berichtet das Handelsblatt. Aus dem BMW-Aufsichtsrat habe man erfahren, dass die Münchner weder an einer Zusammenarbeit der konzerneigenen Finanztöchter noch an einer gemeinsamen Motorenentwicklung Interesse haben. "Daimler würde von einer Motorenkooperation mehr profitieren als wir", zitiert die Zeitung einen BMW-Manager.

Die Pressestellen der beiden Konzerne versuchten am Montag zu beschwichtigen. Man spreche weiter mit Daimler, hieß es bei BMW. "Die Gespräche laufen in guter Atmosphäre", sagte ein Daimler-Sprecher.

Tatsächlich entwickeln beide Konzerne schon gemeinsam Hybridantriebe und kooperieren beim Einkauf von Bauteilen, etwa von Gurtstraffern oder Klimaanlagen. Doch das könnte in der momentan schwierigen Lage zu wenig sein.

"Ohne enge Kooperation haben beide Konzerne einen Wettbewerbsnachteil", sagt Professor Willi Diez, der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen. Um in Zukunft auf dem Markt zu bestehen, wären die Autohersteller darauf angewiesen, vermehrt kleinere und günstigere Einstiegsmodelle anzubieten.

In diesem Segment müssten Daimler und BMW effizienter produzieren als bisher bei ihren Premiumautos. Sonst hätten sie im Preiswettbewerb keine Chance gegen Volumenhersteller wie den durch die Fusion mit Porsche noch mächtigeren VW-Konzern. Der stellt mit seiner Marke Audi die direkte Konkurrenz dar. "Ich würde es für schlecht halten, wenn BMW und Daimler nicht kooperieren", sagt Diez. Die Kosten müssten gesenkt werden. "Und die Motoren sind mit das Teuerste in einem Auto."

Vor allem von Daimler war zuletzt die Zusammenarbeit beim Motorenbau ins Gespräch gebracht worden. Man könne über die gemeinsame Produktion eines Kleinmotors nachdenken, sagte ein Daimler-Betriebsrat. Auf BMW-Seite sprach man lieber von den Vorzügen des gemeinsamen Einkaufs von "Komponenten, die der Kunde nicht sieht". Das mag auch daran liegen, dass BMW für die Motoren in seinen Kleinstwagen der Marke Mini schon einen Kooperationspartner hat: den französischen Autobauer Peugeot.

Eine Zusammenarbeit von BMW mit dem direkten Konkurrenten soll nicht nur an den Bedenken des BMW-Managements, sondern auch am Mehrheitseigentümer, der Quandt-Familie, gescheitert sein. Die habe ihre Abneigung gegen die Partnerschaft mit Daimler im Aufsichtsrat sehr deutlich zur Sprache gebracht. Dort soll es geheißen haben: "Alles, was die BMW-Eigenständigkeit gefährdet, ist tabu."

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