Spitzenfussball: Hertha ist museumsreif

Der Verein stellt mit einer Ausstellung im Internet seine Vergangenheit zur Schau. Die Fans sind jetzt aufgerufen, selbst Material zu liefern. Ein reales Museum soll bald folgen.

Ausdauernder Hertha-Fan im Olympiastadion. Bild: RTR

Man muss schon ein wenig suchen, um das neue virtuelle Museum von Hertha BSC im Internet zu finden. Googeln führt zu keinem Erfolg. Auch auf der Homepage des Vereins ist kein direkter Link zu finden. Erst wenn man die News durchstöbert, gelangt man zur Nachricht, dass Hertha seit einigen Tagen ein Online-Museum besitzt. Von da aus gehts dann auf die Museumsseite - die letztlich eigentlich ganz einfach zu merken ist: www.hertha-museum.de.

Am Konterfei von Hertha-Ikone Hanne Sobeck vorbei gelangt man in die virtuelle Ausstellung. Freunde von Statistiken werden hier ihre Freude haben. Alle Platzierungen seit 1901 und eine Datenbank vieler - aber noch nicht aller - Herthaspieler darf durchstöbert werden. Das Herzstück bildet aber der virtuelle Säulengang, in dem Herthas Geschichte in acht Kapiteln erzählt wird. Sehr nüchtern und ohne Pathos kann jede dieser Episoden angeklickt werden.

Es wurde bewusst auf Sachlichkeit Wert gelegt. Große Jubelorgien und protzige Pokale sucht man vergeblich. Vermutlich auch deshalb, weil die alte Dame in ihrer 117-jährigen Geschichte ja so viele nicht gewonnen hat. "An Pokalen laufen die meisten Leute nur vorbei", sagt Marie-Christien Grützner, Sprecherin der Hertha-Stiftung, die für das Museum zuständig ist.

Bei aller Sachlichkeit wirkt die Seite aber auch etwas spartanisch. Das Angebot an Fotos ist dünn. Das soll sich aber ändern. "Im Archiv gibt es noch wahnsinnig viele Bilder, auch wenn einiges im Krieg zerstört wurde", sagt Grützner. Sukzessive sollen neue Fotos hinzukommen. Da alle Beteiligten nur ehrenamtlich tätig sind, kann dies jedoch nur peu à peu geschehen. Die historische Beratung liefert der Historiker Daniel Koerfer von der Freien Universität Berlin, der bereits ein Buch über die Rolle Herthas in der NS-Zeit geschrieben hat.

Aber nicht nur Historiker sind gefragt. Ganz bewusst soll auch der Fan beteiligt werden. "Die Fans sind aufgerufen, uns Anregungen zu geben oder interessante Gegenstände der Hertha-Geschichte zu spenden", sagt Grützner. Das müssen nicht nur Bilder sein. So gibt es auf der Seite zu den jüngeren Abschnitten der Vereinsgeschichte auch Interviews von Beteiligten zu sehen und zu hören. Gerade über die dunklen Jahre des Clubs - der Bundesligaskandal von 1971 und der Absturz in die Oberliga in den 80er-Jahren - werden viele Informationen geliefert.

Das neue virtuelle Museum ist aber nur ein Baustein der Vergangenheitsdarstellung von Hertha BSC. Ein reales Museum soll folgen. Bereits vor eineinhalb Jahren fand ein symbolischer Spatenstich statt. Real getan hat sich seitdem wenig. Immerhin gibt es jetzt einen Standort: Im Olympiastadion gegenüber der Ehrentribüne soll eine Tiefgarage umgebaut werden. Auf 800 Quadratmetern kann dann Herthas Geschichte erzählt werden. Man will verstärkt auf multimediale Elemente setzen. "Wir wollen ein junges Museum sein und gleichzeitig der Tradition gerecht werden", so Grützner. Ein Eröffnungstermin steht noch nicht fest. "Ende 2010 wäre optimistisch", sagt Grützner. Bis dahin müssen die Fans mit dem Internet vorlieb nehmen.

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