Übernahme-Interessenten: Schlussrunde bei Opel

Die Interessenten für die Übernahme der Opel-Werke haben ihre Konzepte vorgelegt. Die Beschäftigten arbeiten zusammen mit den Händlern an einer Notlösung.

Was aus Opel wird, wird noch immer in Detroit, Washington und Berlin verhandelt. Bild: ap

In der Opelstadt fahren alle seit Tagen mit Fähnchen an ihren Opel-Autos herum: "Wir sind Opel!" steht darauf. Es ist der stumme Protest der rund 15.000 noch im Stammwerk von Opel Beschäftigten und ihrer Angehörigen dagegen, dass seit Wochen in Berlin, in Washington und in Detroit, dem Sitz der Muttergesellschaft General Motors (GM), über ihre Köpfe hinweg über die Zukunft des Unternehmens verhandelt wird.

Am Mittwoch haben die drei verbleibenden Interessenten für eine Übernahme - Fiat, Magna und die Investmentgesellschaft RHJ International - ihre Konzepte vorgestellt. Noch ist offen, wer das Rennen machen wird. Als hilfreich empfinden die Betriebsräte und auch die Geschäftsführung der Opel GmbH in Rüsselsheim die von der Bundesregierung avisierte Überbrückungsfinanzierung von 1,5 Milliarden Euro.

Aufbringen sollen die Staatshilfen der Bund und die Opel-Standort-Länder Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Thüringen. Schon am Freitag will Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg (CSU) dazu einen unterschriftsreifen Vertrag vorlegen. Ebenfalls für heute hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Guttenberg, Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) sowie die Ministerpräsidenten der Opel-Länder zu Beratungen eingeladen. Die Konzepte:

Mitarbeitermodell: "Entdecke Opel!" heißt der Opel-Werbeslogan. Der Gesamtbetriebsrat nimmt das ganz wörtlich. "Wenn alle Stricke reißen, werden die Arbeitnehmer und die Händler von Opel eine gemeinsame Offerte vorlegen", sagte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz am Himmelfahrtstag. Eine Milliarde Euro sollen die Opelaner dabei durch Lohnverzicht aufbringen - im Gegenzug für eine Beteiligung. Die europäischen Händler hatten schon vor einer Woche einen 500-Millionen-Euro-Hilfsfonds eingerichtet. Für dieses Konzept müsste GM Mehrheitsanteilseigner an einer neuen Opel Europa AG werden. Das ist nur schwer vorstellbar, da GM voraussichtlich schon am Donnerstag Insolvenz anmelden will.

RHJ International: Von den offiziellen Bietern scheint die in Brüssel börsennotierte Beteiligungsgesellschaft RHJ International die schlechtesten Karten zu haben. Sie ist eine Tochter der US-Investmentgesellschaft Ripplewood. Branchenfremde "Finanzhaie" sind bei Betriebsräten und Gewerkschaftern unbeliebt. RHJ verfolge mit seinem Übernahmeangebot lediglich "strategische Interessen", glaubt man bei der IG Metall. RHJ bestreitet das auch gar nicht. "Schlecht geführte Unternehmen mit starkem Wachstumspotenzial" kaufe man immer gern, heißt es bei RHJ. 10.000 Stellen sollen wegfallen, schreibt Bild.

Fiat: Das Turiner Konkurrenzunternehmen will endgültig zum Global Player aufsteigen, nachdem es kürzlich schon den US-Autobauer Chrysler geschluckt hat. Allerdings sitzt es auf Altschulden in Höhe von 19 Milliarden Euro und will sich deshalb die Opel-Übernahme mit Bürgschaften von bis zu 7 Milliarden Euro absichern lassen. Vor allem in Rüsselsheim mit dem Motorenentwicklungszentrum und im Komponentenwerk in Kaiserslautern lehnt man eine Fusion mit Fiat bei Betriebsräten und IG Metall strikt ab. Fiat werde die Antriebsaggregate aus seiner Motorenschmiede in Turin zukünftig auch in Opel-Autos einbauen wollen, befürchten sie. Tatsächlich will Fiat-Chef Sergio Marchionne laut Spiegel europaweit 20 Prozent der Stellen bei Opel und Fiat streichen.

Magna: Bleibt der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna. Er strebt eine Beteiligung von 20 Prozent an einer Opel Europa AG an. Weitere 30 Prozent sollen die russische Sberbank und der russische Autobauer Gaz übernehmen. Zusammen mit GM (40 Prozent) und dem Händlerfonds könne die neue Firma den russischen Markt aufmischen. Zudem will Magna die Opelwerke auch mit der Produktion von Modellen anderer Autobauer wie Peugeot besser auslasten. Im Werk Leanfield in Rüsselsheim können beispielsweise ganz verschiedene Modelle gebaut werden. So wie jetzt gerade ein Buick für GM auf der Basis des Insignia. Der Milliardenauftrag ist für viele Rüsselsheimer Beleg dafür, "dass es schon weitergehen wird mit Opel. Irgendwie." Allerdings will laut Bild auch Magna Stellen streichen: europaweit rund 10.000. Der Finanzbedarf liegt bei 5 Milliarden Euro.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.