Michael Oenning vom 1. FCN: Feingeist und Erfolgstrainer
Fußballtrainer ist nicht der schlechteste Job, sagt Michael Oenning. Der Deutschlehrer wird - wenn alles gut geht - in der nächsten Saison in der Bundesliga mitmischen.
Der Herr Oenning hat das gut gemacht", sagte der Präsident des 1. FC Nürnberg, Michael A. Roth, nach dem 3:0-Sieg der Franken am Donnerstag in Cottbus. Roths Launen sind berüchtigt, doch mit dem Bundesliga-Aufstieg vor Augen durfte sich Michael Oenning geadelt fühlen. Kaum einer zweifelt mehr daran, dass der 44-jährige Münsterländer nach dem Relegationsrückspiel am Sonntag zum Kreis der 18 Erstligatrainer gehört - ein Mann, der Deutschlehrer ist, der sich an eine Promotion machte, der gern Klavier spielt, liest und deswegen zu den eher ungewöhnlichen Trainern gehört.
"Ich hätte auch Theaterschauspieler oder Dirigent werden können. Eigentlich ist eine Mannschaft ja auch ein Orchester, das ich lenke", sagt Oenning. Trotzdem will er nicht den Stempel des Intellektuellen aufgeprägt bekommen, vielleicht weil ihm das irgendwann zum Nachteil gereichen könnte. Jürgen Klinsmann wollte ja zum Beispiel, dass die Bayern-Kicker Fremdsprachen lernen. Oenning sagt indes: "Gott im Himmel, es gibt genug Arbeit auf dem Platz zu tun. Mit Büchern brauche ich denen nicht kommen."
Der zweifache Vater weiß genau, wie die Medien funktionieren. Seit zehn Jahren arbeitet er für den Bezahlsender Premiere, als Assistent von Marcel Reif. Seine Aufgabe dabei: vorsagen. "Wenn der Reporter nach zehn Minuten meint, ein Spieler sei nichts und später macht ausgerechnet der drei Tore, dann kommt das nicht gut an." Für Reifs von Oenning unterstützten Kommentar bei der WM 2002 gab es den Grimme-Preis. Hätte der FCN nicht in der Relegation gespielt, wäre Oenning auch zum Champions-League-Finale in Rom geflogen. Geärgert hat ihn die Fernsehpause kaum: "Ich hätte in vielen Bereichen arbeiten können, aber Fußballtrainer ist nicht der schlechteste Job."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen