Netzangebot der Öffentlich-Rechtlichen: "Guido Knopp bleibt"

Heute präsentieren ARD und ZDF ihre Telemedienkonzepte für das Internet. Das bisherige Angebot wird drastisch reduziert, bedauert Alexander Stock, Unternehmenssprecher des ZDF:

"Eine der Grundregeln des Netzes - die langfristige Recherchierbarkeit von Inhalten - können wir nicht mehr bieten." Bild: screenshot: zdf.de

Alexander Stock, 46, ist Unternehmenssprecher des ZDF. Er arbeitet dort seit Anfang der 90er-Jahre, war erst bei den Nachrichten, dann Programmplaner.

taz: Herr Stock, warum reduziert das ZDF sein Internetangebot um 80 Prozent?

Alexander Stock: Wir bereiten uns damit auf die im neuen Staatsvertrag vorgesehenen sogenannten "Verweildauerkonzepte" für unsere Inhalte im Internet vor. Wir müssen unser Angebot, also Texte, Bilder, Videos, dort künftig befristen - das war bislang nicht der Fall.

Hört sich an wie "Alles muss raus!". Ist da auch vorauseilender Gehorsam mit im Spiel?

Nein, das hat vor allem auch technische Gründe: Das Netz und entsprechend unsere EDV-Systeme funktionierten ja bislang so, dass die meisten Inhalte dauerhaft verfügbar sind. In Zukunft müssen wir die Angebote automatisch nach Ablauf der vorgegebenen Fristen löschen, dafür brauchen wir Softwarelösungen. Die Reduktion ist aber auch ein klares Signal dafür, dass wir die neuen Regeln sehr ernst nehmen und voll umsetzen.

Die "Verweildauer" soll bei den meisten TV-Sendungen sieben Tage betragen, mit Ausnahme bestimmter Sportereignisse. Was länger bleiben soll, muss nochmal extra per "Drei-Stufen-Test" genehmigt werden.

Im Prinzip richtig: Sieben Tage sind ohne Test zulässig. In dem Konzept, das wir jetzt vorgelegt haben, ist in den allermeisten Fällen eine längere Verweildauer vorgesehen - im Schnitt drei bis zwölf Monate. Angebote für Kinder wie unser tivi.de sollen 2 Jahre lang verfügbar sein. Unbefristet dürfen ohnehin zeit- und kulturhistorische Themen angeboten werden.

Das heißt: Guido Knopp bleibt?

Kann man so sagen, ja. Das gilt aber auch für den Bereich Wissenschaft - dort haben wir fünf Jahre beantragt.

Den Verlegern waren immer zu viele Rezepte aus ZDF-Kochshows im Netz. Nun trifft die Löscherei aber auch Auslandsreportagen und politische Dossiers. Ist das sinnvoll?

Die Frage nach der Sinnhaftigkeit müssen Sie anderen stellen, dass ist nicht unsere Idee gewesen. Es werden viele interessante Angebote aus dem Netz verschwinden. Eine der Grundregeln des Netzes - die langfristige Recherchierbarkeit von Inhalten - können wir nicht mehr bieten. Da wird aber nichts weggeschmissen, wir archivieren das natürlich.

Was passiert mit dem Fernsehfilm der Woche oder dem kleinen Fernsehspiel?

Bei fiktionalen Eigenproduktionen sieht unser Telemedienkonzept eine maximale Verweildauer von sechs Monaten vor. Fernsehfilme sollen drei Monate, Serien und Mehrteiler sechs Monate abrufbar bleiben. Angekaufte Produktionen wie die Krimi-Serie "Inspector Barnaby" oder Spielfilme dürfen laut Gesetz nicht angeboten werden.

Das heißt, da ist nach den sieben Tagen Schluss?

Nein, da ist schon nach null Tagen Schluss. Das gibt es dann nicht mehr, obwohl "Barnaby" bislang rund 300.000-mal abgerufen wurde: Das ist nicht im Interesse der Nutzer, da werden wir viel Kritik kassieren. Internationale Koproduktionen dürften wir im Netz anbieten. Reine Kaufprogramme nicht.

Hand aufs Herz: Ist das wirklich so schlimm? Im Internet wird doch sowieso alles kopiert, da geht nichts verloren.

Das ist nicht unsere Perspektive: Wir wollen unsere Inhalte unter der Marke ZDF präsentieren. Und es wird ja längst nicht alles kopiert: Dass man im Netz Schnipsel aus unserem Programm findet, bereitet uns keine schlaflosen Nächte.

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