Aufmärsche des Oranierordens: Randale zur Paradenzeit

Bei einer traditionellen Parade des irländischen Oranier-Ordens kam es am Montagabend zu blutigen Straßenschlachten, bei denen 21 Polizisten verletzt wurden.

So gewalttätig wie schon lange nicht mehr: Unruhen nach der Protestanten-Parade. Bild: dpa

DUBLIN taz | Alle Jahre wieder kommt es in Nordirland zum Höhepunkt der protestantischen Umzüge Mitte Juli zu Krawallen. Diesmal waren die Ausschreitungen so gewalttätig wie schon lange nicht mehr. In der nordirischen Hauptstadt Belfast sind am Montagabend bei einer Straßenschlacht mit Gegnern der Parade, die vom Oranier-Orden veranstaltet wurde, 21 Polizisten verletzt worden.

Die Demonstranten griffen die Beamten mit Molotowcocktails, Steinen und Flaschen an und setzten zwei gestohlene Lieferwagen in Brand, um die Strecke der protestantischen Parade zu blockieren. Im katholischen Stadtteil Ardoyne im Norden Belfasts schoss ein Maskierter auf eine Gruppe Polizisten. Kurz darauf entdeckten zwei Mütter in dem Viertel, dass ihre Kinder mit einem geladenen Gewehr spielten. Sie übergaben es der Polizei.

Für die Krawalle soll die Real IRA verantwortlich sein, glaubt Sinn Féin, der politische Flügel der Irisch-Republikanischen Armee (IRA). Die Real IRA hatte sich 1997 von der IRA abgespalten, weil die ihre Waffen niedergelegt hatte. Im August 1998 zündete die Real IRA in der Hauptstraße der Kleinstadt Omagh eine Autobombe, 29 Passanten wurden getötet. Es war der schwerste Anschlag in der Geschichte des Konflikts. Im März dieses Jahres erschoss die Organisation zwei britische Soldaten vor der Massereene-Kaserne in der Grafschaft Antrim. Der Sinn-Féin-Abgeordnete Gerry Kelly, Minister in der nordirischen Mehrparteienregierung, sagte: "Die Ereignisse vom Montagabend zeigen deutlich, dass diese Splittergruppe gegen den Friedensprozess ist." Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams fügte hinzu: "Was vorige Nacht geschehen ist, darf sich nicht wiederholen. Alle politischen Führer sind verpflichtet, die Ursachen für diese Ausschreitungen zu untersuchen." Er forderte den Oranier-Orden ausdrücklich zu Gesprächen über die Streckenführung derjenigen Paraden auf, bei denen es immer wieder zu Konflikten kommt, weil sie durch katholische Viertel führen. "Es ist frustrierend, dass der Oranier-Orden bis jetzt nichts zum Friedensprozess beigetragen hat", sagte Adams. Die Leitung des Ordens weigert sich immer noch beharrlich, mit Sinn-Féin-Mitgliedern zu reden.

Der Orden, der nach Wilhelm von Oranien benannt ist, organisiert jedes Jahr mehr als 3.000 Paraden in Nordirland. Der 12. Juli ist der größte Feiertag im protestantischen Kalender. An diesem Tag im Jahr 1690 besiegte Wilhelm von Oranien in der Schlacht am Boyne nördlich von Dublin seinen katholischen Widersacher und Schwiegervater Jakob II. und sicherte dadurch die protestantische Thronfolge in Großbritannien. Am Jahrestag der Schlacht marschieren die Ordensmitglieder, bekleidet mit Bowlerhüten, schwarzen Anzügen, weißen Handschuhen und orangen Schärpen, durch jede Stadt und jedes Dorf. In diesem Jahr mussten die Paraden auf den 13. Juli verlegt werden, denn der Jahrestag fiel auf einen Sonntag. Am Tag des Herrn marschiert aber kein gläubiger Protestant.

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