Deutsche Bank gewinnt in Krise: Ackermann glänzt mit Gewinnen

Gute Laune bei der Deutschen Bank: Trotz teurer Risikovorsorge verdient die Marktführerin in der Krise weiter und verlängert den Vertrag des Vorstandschefs.

Diesmal kein Victory-Zeichen: Josef Ackermann. Bild: dpa

Im latenten Machtkampf mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bank, Clemens Börsig, hat Vorstandschef Josef Ackermann wieder einmal die besseren Argumente: 1,1 Milliarden Euro Gewinn netto, die der Branchenleader unter der Führung Ackermanns im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres erwirtschaftete. Zusammen mit dem schon im ersten Quartal erzielten Gewinn in Höhe von 1,2 Milliarden Euro konnte Ackermann am Dienstag für das gesamte erste Halbjahr 2009 also einen Reingewinn von 2,3 Milliarden Euro vermelden. Ein "zufriedenstellendes Ergebnis", so der Bankchef, der allerdings keinen Ausblick auf das zweite Halbjahr wagte, demonstrativ bescheiden.

Dass die weltweit in Verruf geratene Sparte Investmentbanking den Löwenanteil zum Erfolg beitrug, ist zusätzlich Bestätigung für den Kurs von Ackermann. Der Schweizer hielt schon im vergangenen Jahr "gegen alle Flaggen und guten Ratschläge", wie ein Börsenmakler gestern süffisant anmerkte, am geschmähten Investmentbanking als zweitem Standbein neben dem Privatkundengeschäft fest. Sein auch von vielen Politikern als "Provokation" bewertetes Renditeziel von 25 Prozent verfehlte er mit 16 Prozent dagegen deutlich. Ursache dafür seien hohe Vorsorgen für Kreditausfälle und Sonderausgaben zur Beilegung juristischer Konflikte in den USA gewesen, hieß es.

Auch wenn sich Ackermann das Victory-Zeichen diesmal verkniff: Dass er am Nachmittag vom Aufsichtsrat der Bank dann erneut formal zum Vorstandsvorsitzenden gewählt wurde, ist zweifellos ein weiterer schwerer Tiefschlag für seinen Intimfeind Börsig. Denn der Aufsichtsratsvorsitzende war bei dem Versuch, Ackermann zu beerben, kläglich gescheitert. Als Börsig, der von Mitarbeitern der Bank und Börsianern als "arrogant und rechthaberisch" apostrophiert wird, im Frühsommer überraschend selbst den Finger hob und sich für den Vorstandsvorsitz bewarb, trat Ackermann umgehend von seinem damals schon für Mai 2010 avisierten Rücktritt zurück.

Der Rosenkrieg in den Zwillingstürmen der Bank in Frankfurt am Main lähmt den Betrieb in den obersten Etagen schon, ist zu hören. Dass das Unternehmen Börsig letzte Woche in einer Pressemitteilung zur internen Spitzelaffäre ohne Erklärungsnotstand eine Mitschuld an diesen "rechtlich zweifelhaften Nachforschungs- und Überwachungsaktivitäten" attestierte, ist Beleg dafür, dass der Aufsichtsratschef längst keine Rückendeckung mehr genießt. Börsig habe die Beschattung eines kritischen Aktionärs selbst angeregt, hieß es überdeutlich denunzierend in der Mitteilung. Die Staatsanwaltschaft prüft bereits die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens. Am Dienstagnachmittag gab der Aufsichtsrat eine Erklärung ab, in der es heißt, dass die "zweifelhaften Methoden nicht von Mitgliedern des Aufsichtsrats oder des Vorstands legitimiert" - also angeordnet - worden seien. Das war in der früheren Erklärung allerdings gar nicht behauptet worden.

Börsig selbst sieht sich von der Deutschen Bank "erpresst". Doch an Rücktritt denke er nicht, ließ sein Umfeld auch Ackermann wissen. Gewählt ist Börsig noch bis 2013. Doch bei der Deutschen Bank diskutieren sie schon offen seine Nachfolge. Für eine Abfindung von 17,6 Millionen Euro hatte Börsig 2006 seinen Platz im Vorstand geräumt und war in den Aufsichtsrat gewechselt. Ackermann wird sicher noch etwas drauflegen müssen, um Börsig endgültig auszuschalten.

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