Produzentenrechte auf dem Prüfstand: Irgendwie britisch

Deutschlands Dokfilmer schauen sehnsüchtig nach London. Obwohl dort die Produzenten mehr Rechte bekommen haben, leiden vor allem die Autorenfilmer unter gesunkenen Preisen.

Der Intendant des SWR, Peter Boudgoust, findet dass Produzenten mit mehr Rechten auch weniger Geld kriegen sollten. Bild: dpa

"Erfolg am Medienmarkt!" So lautete, etwas beschwörend, schon das Motto der diesjährigen "Dokville". Und nicht nur bei diesem "Branchentreff" der dokumentarischen Film- und TV-Macher in Ludwigsburg drehte sich alles um das liebe Geld: Seit Jahren schon klagen die unabhängigen deutschen Dokfilm-Produzenten, dass die TV-Sender ihnen nicht genug bezahlen. Fast immer müssten sie so genannte Buy-outs akzeptieren - Verträge, die den Sendern alle Rechte am Film garantieren, den Produzenten dagegen keine.

Das soll sich ändern - aber wie? In Ludwigsburg wurde als spannende Alternative die seit fünf Jahren bestehende Vereinbarung zwischen unabhängigen Produzenten und den Fernsehsendern in Großbritannien präsentiert: Pact, die britische Produzentenvereinigung "Producers Alliance for Cinema and Television", hat das Regelwerk ausgehandelt. Alex Graham - er hat seine Anteile an der prosperierenden englischen Produktionsfirma "Wall to Wall" gerade für 14 Millionen Euro verkauft - sieht nur Gewinner durch die neue Regelung.

Sie sieht vor, dass britische Sender die von ihnen in Auftrag gegebenen Filme nur fünf Jahre lang ausstrahlen dürfen, dann fallen die Ausstrahlungsrechte wieder an die Produzenten zurück. Alle anderen Neben-Nutzungsrechte (Online-Verwertung, DVD-Verkauf etc.) bleiben sowieso beim Produzenten und können von diesem zu Geld gemacht werden. Das passiere dann auch wirklich, sagt Graham - vorher seien viele Rechte nutzlos bei den TV-Sendern liegen geblieben. Die Sender wiederum profitieren von solchen Zusatzgewinnen der Produzenten - sie sind prozentual beteiligt.

Alles bestens also in Britannien? Die Summen, die nun für Auftragsproduktionen gezahlt werden, seien schon etwas gesunken, räumt Graham ein. Einige "Rucksackproduzenten", vor allem Autorenfilmer oder kleinere Firmen, hätten deswegen aufgeben müssen. "Marktbereinigung" nennt man das wohl. Können die unabhängigen deutschen Produzenten ein solches Modell mit diesen "Nebenwirkungen" wollen?

Thomas Frickel, Vorsitzender der "Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm" (AG Dok), des nach Mitgliederzahlen wohl größten filmpolitischen Verbandes hierzulande, will das Pact-Modell nicht "eins zu eins" übernehmen. "Erst mal sollen die Sender die Auftragsproduktionen anständig bezahlen", fordert Frickel. Seit Jahren sänken diese Summen eher, während die Kosten rasant ansteigen.

Frickel möchte einen "Paradigmenwechsel": Die Verträge sollten klarer zwischen dem Geld für die "Werkleistung", also das Herstellen des Films, und für die Verwertung des Films trennen. Peter Boudgoust, der amtierende ARD-Intendant, ging in Ludwigsburg auf solche Rechenspiele lieber nicht ein. Natürlich sei der "Buy-out"-Vertrag nicht das einzig mögliche Vertragsmodell, sagte Boudgoust. Aber wenn die Produzenten mehr Rechte haben wollen, dann, bitte schön, mögen sie sich doch mit geringeren Summen zufrieden geben.

Das schmeckte Christoph Palmer, dem Geschäftsführer der bereits nach Pact-Vorbild benannten "Produzentenallianz Film und Fernsehen", gar nicht. Palmer befand, dass die Sender schlicht zu wenig zahlen, aber das werde man in den künftigen Gesprächen zu klären haben. Mit "Brotsamen", so Palmer, werde man sich nicht abspeisen lassen. Das wäre auch besser so, denn die Produzentenallianz ist ein Verein, dem nur verhältnismäßig große Betriebe mit mehr als 5 Millionen Euro Jahresumsatz angehören dürfen.

Immerhin, eins passte: Den neu geschaffenen "Deutschen Dokumentarfilmpreis", der in Ludwigsburg verliehen wurde, gewann der österreichische Beitrag "Lets make money".

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