Neue US-Offensive in Afghanistan: Vor der Wahl steigen die Anschläge

Die USA haben in Afghanistan eine neue Offensive gegen die Taliban gestartet, um die Präsidentschaftswahlen zu ermöglichen. Jung erklärte, dass die Taliban trotz der Anschläge nicht die Oberhand haben.

Ein US-Marine während der Offensive gegen die Taliban. : ap

KABUL/KUNDUS/BERLIN ap/rtr | Rund eine Woche vor der Präsidentschaftswahl in Afghanistan haben die US-amerikanischen Streitkräfte im Süden des Landes eine Offensive gegen die von den Taliban gehaltene Stadt Dahaneh gestartet. Durch die Einnahme der Ortschaft sollen die Aufständischen im Hinterland von den Nachschubrouten abgeschnitten werden.

Die US-Marineinfanteristen drangen am Mittwoch vor Morgengrauen in Dahaneh ein. Die Stadt wird seit Jahren von den Taliban kontrolliert und dient als Umschlagplatz für den Handel im Norden der Provinz Helmand. Die Gefechte dauerten mehr als acht Stunden. Die Taliban leisteten erbitterten Widerstand und setzten Schusswaffen, Mörsergranaten und Panzerabwehrraketen ein.

Nach Militärangaben wurden mindestens sieben Aufständische getötet und rund 30 Kilogramm Opium beschlagnahmt. An dem Einsatz waren etwa 500 amerikanische und afghanische Soldaten beteiligt.

Im nordafghanischen Kundus überfielen die Taliban in der Nacht zu Mittwoch eine Polizeiwache und töteten in einem mehrstündigen Gefecht drei Polizisten. Als Verstärkung der Polizei eintraf, flüchteten die Angreifer. Kundus liegt im Einsatzgebiet der Bundeswehr.

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) widersprach einer Einschätzung des Befehlshabers der internationalen Isaf-Truppe in Afghanistan, US-General Stanley McChrystal. Dieser hatte jüngst erklärt, die Taliban hätten die Oberhand gewonnen. Jung sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, er wolle die Lage nicht verharmlosen, die Einschätzung von McChrystal teile er aber nicht.

Dass sich die Lage auch im deutschen Einsatzgebiet im Norden verschärft habe, sei eine Tatsache. "Das heißt aber nicht, dass die Taliban die Oberhand gewonnen hätten", fügte Jung hinzu. Er verwies darauf, dass die Taliban jüngst bei der "Operation Adler" im Raum Kundus zurückgeschlagen worden seien. Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, räumte jedoch ein, die Taliban seien auf dem Vormarsch.

Die Taliban wollen die Wahl am 20. August stören. In den vergangenen Wochen hat sich die Gewalt in Afghanistan deutlich verschärft. Seit März sind mehr westliche Soldaten dort ums Leben gekommen als im ganzen Zeitraum von 2001 bis 2004. Die höheren Opferzahlen gehen auch auf Vorstöße insbesondere der USA und Großbritanniens im Süden Afghanistans zurück, wo die Taliban ihre Hochburgen haben.

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