Aus für das Luxuslabel: Escada vor der Pleite

Nach Hertie, Karstadt, Woolworth und Schiesser geht jetzt auch Escada ins Insolvenzverfahren. Kann der Hersteller von Luxusmode überhaupt noch gerettet werden?

Extravagante Kreationen: Escada-Party in Berlin. Bild: dpa

MÜNCHEN rtr | Der Luxusmode-Hersteller Escada steht unmittelbar vor der Pleite. Der letzte Versuch, den Münchner Konzern mit seinen gut 2.200 Mitarbeitern zu retten, ist gescheitert. Der Vorstand will noch diese Woche wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht München Insolvenz anmelden, den eingeleiteten Konzernumbau aber fortsetzen. Nach Hertie, Karstadt, Woolworth und Schiesser geht das Sterben im Einzelhandel damit weiter. Escada-Aktien stürzten am Mittwoch zeitweise um 56 Prozent auf 68 Cent ab.

Die Rettung scheiterte letztlich an den Gläubigern der 200 Millionen Euro schweren Unternehmensanleihe. Nur 46 Prozent der Anleger hätten das fürs Überleben notwendige Umtauschangebot angenommen, teilte Escada mit. Sie sollten auf 60 Prozent ihres eingesetzten Geldes verzichten, um einen Beitrag zur Entschuldung des Konzerns zu leisten, der seit Jahren mit roten Zahlen kämpft. Das Angebot war an eine Annahmequote von mindestens 80 Prozent gekoppelt.

Weil die Anleihe-Gläubiger nicht mitziehen, ist auch die geplante Kapitalerhöhung über knapp 30 Millionen Euro durch die Altaktionäre hinfällig. Zudem wird eine Kreditlinie der HypoVereinsbank nicht verlängert. Vorstandschef Bruno Sälzer, der seit gut einem Jahr Escada auf den Kopf stellt, zeigte sich enttäuscht: "Erstens hatten alle Interessengruppen - Aktionäre, Banken, Mitarbeiter - ihren Teil zur finanziellen Restrukturierung beigetragen", sagte der 52-Jährige, der zuvor Hugo Boss erfolgreich führte. "Zweitens zeigt die Neuausrichtung in der Mode erste positive Ergebnisse."

Escada-Kollektionen liefen lange schlecht und galten immer wieder als altbacken. Hinzu kamen Personalquerelen. Die besten Tage sind lange vorbei. Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre feierte Escada unter seiner preisgekrönten Chefdesignerin und Mitgründerin Margaretha Ley große Erfolge. Damals dominierte das Haus die Szene mit farbenprächtigen und ausgefallenen Kleidern und verhalf Hollywood-Stars wie Kim Basinger oder Demi Moore auf dem roten Teppich zu Glanz. An diese Zeiten wollte Sälzer anknüpfen. Mit neuen Farben und Stoffen sollten die Kollektionen moderner, die Geschäftsprozesse zudem automatisiert werden.

Das Problem: Veränderungen in der Modebranche brauchen Zeit. Und so legte Sälzer immer wieder schwache Zahlen vor. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2008/09 stieg der Verlust auf 92 Millionen Euro bei einem deutlich geschrumpften Umsatz von 151 Millionen. Die Konsumflaute verschärfte die Lage - Escada ging langsam das Geld aus.

In Branchenkreisen hieß es, Escada werde nun ein Insolvenzplanverfahren anstreben. Hierbei wäre die Sanierung das Ziel und nicht die Zerschlagung. Denn Sälzer hat bereits mehrere Punkte seines Rettungsplans abgearbeitet: Die Kosten wurden gesenkt, Unternehmensteile und Vermögenswerte verkauft. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger forderte gestern, zügig eine Gläubigerversammlung einzuberufen.

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