Colonial Bank geschlossen: US-Bankenkrise schwelt weiter

Mit der Schließung der Colonial Bank erreicht die Pleitewelle in den USA einen neuen Höhepunkt. Aufsichtsbehörden erwägen Einrichtung von Bad Banks.

Bad Bank: Könnte ein kuscheliger Kurort sein - wird aber wohl Müllhalde für Giftpapiere. : dpa

Es ist die bislang größte Bankenpleite des Jahres in den USA und die sechstgrößte in der Geschichte des Landes: Der amerikanische Einlagensicherungsfonds (FDIC) hat die Colonial Bank aus Alabama dichtgemacht. Die Bank hatte zahlreiche Hypotheken und Baukredite in Florida und Nevada vergeben, zwei Bundesstaaten, in denen der Immobilienboom besonders ausgeprägt war - und das Platzen der Immobilienblase umso dramatischer. Erfolglos hatte die Colonial vor ihrem Zusammenbruch noch versucht, an staatliche Hilfsgelder zu kommen, um für die vielen faulen Kredite in ihren Büchern aufzukommen.

Für die FDIC wird die Pleite teuer. Sie konnte die Überreste der Colonial Bank, die über 346 Filialen und eine Bilanzsumme von 25 Milliarden US-Dollar verfügte, an die BB&T-Bank aus North Carolina verkaufen. Dennoch dürfte die Schließung der Colonial den Einlagensicherungsfonds, der einen Gutteil der Verluste übernimmt, rund 2,8 Milliarden Dollar kosten. Die Bankkunden verlieren durch den Deal ihre Einlagen zwar nicht. die Colonial-Aktionäre aber müssen wohl einen Totalverlust verdauen.

Darüber hinaus zog die FDIC am Freitag noch vier weitere Banken in Pennsylvania, Nevada und Arizona aus dem Verkehr. Damit sind in diesem Jahr in den USA schon 77 Banken pleitegegangen. 2007, vor der Krise, waren es nur 3 gewesen, und im vergangenen Jahr dann 25. Erwischt hat es zumeist kleinere Regionalbanken aus der Provinz, die anders als die großen Investmentbanken kaum auf den Wertpapiermärkten präsent sind. Sie profitieren daher auch nicht von der Erholung an den Börsen. Vielmehr leiden sie besonders stark unter dem Einbruch der Immobilienmärkte und darunter, dass viele Kunden ihre Hypotheken, Kreditkartenschulden oder Verbraucherkredite nicht mehr bedienen können.

Die New York Times berichtet von Schätzungen, wonach in den kommenden anderthalb Jahren noch ein paar hundert weitere Banken in Konkurs gehen könnten, da die Immobilienkrise immer weitere Kreise zieht. Dem Einlagensicherungsfonds, der zum Ende des ersten Quartals nur mehr über 13 Milliarden Dollar verfügte, droht langsam das Geld auszugehen. FDIC-Chefin Sheila Bair betonte jedoch in einer Pressemeldung, der Fonds verfüge derzeit noch über ausreichende Mittel.

Die Bankenaufseher in Washington schmieden nun nach Informationen des Wall Street Journal Pläne, um mehr der immer schneller aufeinanderfolgenden Bankenpleiten zu verhindern. Allein seit Anfang Juli musste die FDIC schon 32 Banken schließen. Überlegt werde zum Beispiel, den Banken die Auslagerung ihrer faulen Immobilienkredite in Bad Banks zu erlauben. Anders als in Deutschland gibt es in den USA bislang kein Bad-Bank-Gesetz. Die stattdessen geplante Alternative, wonach Banken faule Papiere an private Finanzinvestoren verkaufen können, hat bislang zu keinen praktischen Ergebnissen geführt.

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