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StadtteilstreitViel Verkehr bei Ikea

Ein dem "Sonderausschuss Ikea" vorgelegtes Verkehrsgutachten soll Bedenken ausräumen: 4.600 bis 8.300 zusätzliche Autos pro Tag seien für die Zufahrtsstraßen des City-Ikeas verkraftbar.

Vor so vielen Wagen fürchtet sich mancher in Altona, andere wollen sie möglichst voll packen. Bild: dpa

Die Präsentation eines Verkehrsgutachtens zur geplanten Ikea-Filiale in Altona verlief gestern nicht ganz nach Plan. Aktivisten der Bürgerinitiative "Kein Ikea in Altona" besuchten die Sitzung des Sonderausschusses der Bezirksversammlung, in der das Gutachten vorgestellt werden sollte und verdeckten die Leinwand mit einem blau-gelben Transparent: "Ikea stoppen - Raum für Menschen statt Möbel!" Die Sitzung musste für einige Minuten unterbrochen werden, bis die 30 Billy-Gegner die Projektionsfläche wieder freigaben.

Im Vorfeld hatten sich allerdings fast alle Parteien in Altona für den Bau der Ikea-Filiale ausgesprochen - nur die Linke wollte nicht mitspielen. Die parteiübergreifenden Fürsprecher hoffen, dass der City-Ikea zu einer deutlichen "Aufwertung der Großen Bergstraße" beitrage. Michael Sauer von der Bezirksfraktion der Linken hält den Frappant-Nachfolger hingegen für "überdimensioniert" und unterstützt mit seiner Partei die Bürgerinitiative.

Das Verkehrsgutachten, das von der Argus GmbH erstellt wurde, kommt zu dem Schluss, dass montags bis donnerstags an "normalen Werktagen" maximal 4.600 zusätzliche Autofahrten zu erwarten seien. Das sei kein Problem für die Zufahrtsstraßen zum Gelände des ehemaligen Karstadt-Kaufhauses. Altonas CDU-Fraktionschef Uwe Sczcesny zeigte sich erleichtert, dass 4.600 Autos bereits der schlimmste Fall seien.

Kleine Veränderungen der Infrastruktur müssten allerdings doch vorgenommen werden, so die Gutachter. Etwa eine neue Ampelanlage am "Knotenpunkt" Max-Brauer-Allee und Ehrenstraße. Außerdem empfiehlt das Gutachten die Parkräume in der Altonaer Poststraße zu entfernen, um dem Verkehr mehr "Stauräume" zu verschaffen.

Allerdings wird die eigentliche Blech-Rushhour an Freitagen und Samstagen mit 8.300 zusätzlichen An- und Abfahrten erwartet. Dazu kommen dann nochmal 120 Liefer- und Ladetransporte der Ikea-Lieferanten pro Tag. Insgesamt muss die Altonaer Poststraße bis zu 10.890 Fahrten statt der bisherigen 2.600 aufnehmen. "Das ist verkraftbar", sagt Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose.

Die Argus GmbH gehört zu den Dauerkunden der Stadt Hamburg, die für sie einer der wichtigsten Auftraggeber ist. Argus-Gutachter halfen beispielsweise bei der Entwicklung des "Lärmaktionsplanes" für die Stadt Hamburg sowie der Straßenführungen für das Prestigeobjekt "Hafencity". Die im jetzigen Gutachten für das Ikea-Kaufhaus präsentierten Zahlen beruhen auf der Anahme von Ikea selbst, dass höchstens 60 Prozent der Kunden mit dem Auto anreisen würden. Davon könne man wegen der Nähe zum Bahnhof Altona ausgehen.

Laut Hamburger Abendblatt soll es neben der Bürgerinitiative nun auch ein Bürgerbegehren gegen die Ikea-Pläne geben - wogegen sich wiederum ein zweites Bürgerbegehren formiert habe, das die schwedischen Expansionspläne voll unterstützt. In der kommenden Woche sollen erste Beratungsgespräche im Altonaer Rathaus stattfinden.

Am 16. September ist in Altona eine öffentliche Anhörung geplant, der Ort steht noch nicht fest. Ikea plant die Filiale frühestens im Jahr 2012 zu eröffnen. Die Abrissarbeiten am ehemaligen Frappant-Warenhaus sollen Anfang nächsten Jahres beginnen.

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2 Kommentare

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  • M
    Mobilitätsforscherin

    Mich würde sehr interessieren, woher die Gutachtenverfasser/innen den Optimus nehmen zu behaupten, dass ein großer Teil der Kunden/innen den öffentlichen Nahverkehr nutzen wird. Man braucht sich nur die zumeist vollen Einkaufswagen in den anderen Ikea Filialen anzusehen, um festzustellen, dass meist mehr gekauft wird (auch ohne Großmöbel) als sich mal eben so in der Hand nach Hause tragen lässt. Das ist ja auch eines der Verkaufsprinzipien von Ikea, der "ist ja so günstig - das nehme ich auch noch mit" Effekt. Darauf zu hoffen, dass Kunden/innen einen kostenpflichtigen Lieferservice in Anspruch nehmen, ist entweder extrem naiv oder bewusste Irreführung. Denn Autofahrer/innen unterschätzen nicht nur permanent die Kosten ihrer Autofahrten (d.h. Lieferangebote werden fast immer als zu teuer bewertet), sondern wollen ja gerade die Flexibilität und die Transportmöglichkeiten ihres Autos nutzen. Darüber hinaus führen innerstädtische Aufwertungen (ohne konsequente Gegenmaßnahmen) immer auch zu einer Zunahme von motorisiertem Individualverkehr.

  • B
    Beobachter

    Um den Artikel abzurunden hier der Link zur Bürgerinitiative http://www.kein-ikea-in-altona.de