Zweite Fussball-Bundesliga: St. Pauli jetzt auch mit Spielkultur

Das 2 : 2-Unentschieden des FC St. Pauli gegen den MSV Duisburg gibt am Millerntor Anlass zur Freude: Erstens wurde es in Unterzahl erkämpft. Zweitens funktionierte der Kombinationsfußball.

St. Paulis Fabian Boll kann nur zuschauen, als Duisburgs Dorge Rostand Kouemaha zum 1 : 1 ausgleicht. : dpa

Die Tabellenspitze verloren - und trotzdem gab es am Samstag fast nur strahlende Gesichter beim FC St. Pauli. "Es hat richtig Spaß gemacht", sagte Stürmer Marius Ebbers nach dem 2 : 2 (2 : 1)-Unentschieden gegen den MSV Duisburg. Auch Trainer Holger Stanislawski sah sein Team "in der ersten Halbzeit noch stärker als bei unserem 5 : 0-Sieg in Aachen" und konnte nur bemängeln, "dass wir nicht mit drei, vier Toren Vorsprung in die Pause gegangen sind".

Dass die Mannen vom Millerntor trotz des Punktverlusts so zufrieden waren, lag vor allem daran, dass sie dem Aufstiegsaspiranten Duisburg fast 50 Minuten in Unterzahl getrotzt hatten. Nach 36 Minuten hatte der die Partie konfus leitende Schiedsrichter Aytekin den bis dahin überragenden Charles Takyi nach einem angedeuteten, aber nicht ausgeführten Kopfstoß gegen einen Duisburger mit gelb-roter Kartenfolge vom Platz gestellt. Ein Platzverweis, über den selbst Gästetrainer Peter Neururer schmunzeln musste: "So souverän wie Herr Aytekin heute gepfiffen hat, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass er in dieser Szene falsch gelegen haben könnte."

Bis zu der Hinausstellung hatte St. Pauli die Duisburger dominiert, Chance um Chance herausgespielt. Mit schnellem, direkten One-Touch-Spiel wirbelten die Hamburger die gegnerische Mannschaft durcheinander. "Wir haben in der Vorbereitung bis zum Erbrechen Automatismen eintrainiert und Laufwege geübt. Diese Arbeit zahlt sich jetzt aus. Jeder weiß genau, wo der Mitspieler wann steht und wohin er läuft", sagt Mittelfeldmotor Florian Bruns.

Die logische Folge war die schnelle zweifache Führung für die Kiez-Kicker. Nachdem Ebbers Deniz Naki brillant in Szene gesetzt hatte, holte dessen Gegenspieler Björn Schlicke den quirligen Angreifer im Strafraum von den Beinen. Den Elfmeter verwandelte Bruns sicher (13.). In der 27. Minute zog Takyi nach einem Solo platziert aus 18 Metern ab - unhaltbar für Duisburgs Keeper Tom Starke. Dass es zu diesem Zeitpunkt nicht 2 : 0 stand, hatten die starken Hamburger ihrem schwächsten Mannschaftsteil, der Defensivabteilung, zuzuschreiben. Erst ließ Außenverteidiger Davidson Drobo-Ampen dem Duisburger Mittelfeld-Spieler Christian Tiffert viel Platz zum Flanken, dann verlor Fabian Boll den Duisburger Stürmer Dorge Kouemaha aus dem Blick, der ungehindert zum zwischenzeitlichen 1 : 1 einköpfen konnte (16.).

Zu zehnt gingen den Hamburgern in der zweiten Halbzeit bei sommerlichen Temperaturen allmählich die Kräfte aus. Duisburg konnte die Partie nun ausgeglichen gestalten. Nachdem Naki die größte Hamburger Chance der zweiten Halbzeit vergeben hatte (56.), machte es Duisburgs Goalgetter Sandro Wagner auf der Gegenseite besser. Einen sehenswerten Fallrückzieher Fransisco Caiubys leitete Wagner weiter ins Netz (59.). St. Pauli aber steckte nicht auf. Bis zum Schluss bemühten sich die dezimierten Hamburger um den Siegtreffer, den der eingewechselte Rouwen Hennings in der Nachspielzeit noch auf dem Fuß hatte.

Auch wenn alle Hamburger Spieler und Verantwortlichen das Wort "Aufstieg" auf den Index gesetzt haben, muss die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski in der neuen Zweitliga-Saison zu den Topteams gezählt werden. St. Pauli steht nicht zu Unrecht auf dem zweiten Tabellenplatz. Vor allem die Neuzugänge Naki, Takyi und Matthias Lehmann haben die spielerische Qualität des Kaders weiter gestärkt, so dass die Mannschaft, die für ihren starken Kampfgeist bekannt ist, nun auch zu den spielstärksten Teams der Liga gehört. "In dieser Form sind wir kaum zu schlagen", glaubt deshalb nicht nur Mittelfeld-Spieler Florian Bruns.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.