Weniger Ausbildungplätze: Dem Osten gehen die Azubis aus

Die Anzahl der BewerberInnen um Ausbildungsplätze geht innerhalb von zwei Jahren um ein Viertel zurück. Weibliche Lehrlinge sind schlechter bezahlt.

Vergleichsweise wenig Frauen machen eine "technische" Ausbildung, zum Beispiel zur Flugmechanikerin. Bild: dpa

Die Wirtschaftskrise macht sich auf dem Ausbildungsmarkt dank der demografischen Entwicklung bisher kaum bemerkbar. Die Zahl der Lehrstellensuchenden sei "deutlich zurückgegangen", sagte Thilo Pahl, Ausbildungsexperte beim Deutschen Industrie- und Handelkammertag (DIHK) der taz. Viele Betriebe, etwa im Hotel- und Gaststättengewerbe in den neuen Bundesländern, hätten "enorme Probleme", ihre Ausbildungsplätze zu besetzen.

Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Ingrid Sehrbrock, räumte am Donnerstag bei der Vorstellung des "DGB-Ausbildungsreports 2009" ein, auf dem Lehrstellenmarkt herrsche trotz Krise "noch keine scharfe Situation, weil durch die demografische Entwicklung die Nachfrage zurückgeht".

Die endgültigen Zahlen für das neue Ausbildungsjahr werden von der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Oktober vorgelegt, aber die Entwicklung ist schon erkennbar. So ging die Zahl der BewerberInnen in der Ausbildungsvermittlung der BA in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr bundesweit um 14 Prozent zurück. In den neuen Bundesländern sackte die Zahl der Lehrstellensuchenden sogar um 26 Prozent ab, heißt es im BA-Monatsbericht für Juli.

Im Vergleich mit Juli 2007 gab es in diesem Jahr bundesweit "über ein Viertel" weniger BewerberInnen, heißt es im Monatsbericht. Ein Grund für den Rückgang ist der Geburtenknick in den neuen Bundesländern nach der Wende, dort sind die Jahrgänge der 16- bis 18jährigen weitaus kleiner als zuvor.

Viele Jugendliche scheuten angesichts der schlechten konjunkturellen Entwicklung möglicherweise auch die Aufnahme einer betrieblichen Ausbildung, so Pahl. Es könne zudem sein, dass sich viele junge Leute heute selbst eine Lehrstelle suchen, möglicherweise auch über das Internet, und gar nicht mehr die Arbeitsagentur einschalten. Diese InteressentInnen werden dann in der BA-Statistik nicht erfasst. Pahl erklärte, dass in bestimmten industriellen Bereichen mit hohem Exportanteil angesichts der Krise aber auch mit einem Rückgang an Ausbildungsplätzen zu rechnen sei.

Der Bundesarbeitsagentur waren für dieses Ausbildungsjahr sieben Prozent weniger Ausbildungsstellen gemeldet als im Jahr davor. DGB-Vize Sehrbrock legte am Donnerstag eine Untersuchung vor, nach der Frauen schon in der Ausbildung den Männern gegenüber benachteiligt sind. Laut der Befragung von 6.920 Auszubildenden bekommen Männer im Schnitt während der Lehre mehr als 100 Euro oder fast 22 Prozent mehr Entgelt als die Frauen - auch weil diese oft schlecht bezahlte Berufe in kleinen Dienstleistungsbetrieben wählen. In Vergütung und Lehrqualität schnitt die Ausbildung zur FachinformatikerIn am besten ab, die Restaurantfachleute bildeten das Schlusslicht.

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