Berlin hat ein neues Magazin: Weniger Tipps, aber mehr City

Berlin hat eine neue Programmzeitschrift, die eigentlich gar keine sein will: "Berlin Block".

Der Fernsehturm ziert das Cover der ersten Ausgabe von "Berlin Block" Bild: zettberlin/photocase

Auf der Titelseite der neuen Monatszeitschrift für Berlin fliegt der Fernsehturm in Gestalt einer Rakete ins All. Ob die frische Hauptstadtlektüre auch so abgeht, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Die Macher von Berlin Block sind sich aber ihrer Sache sehr sicher: Der Glaube von Heike Gläser und Michael Pöppl scheint dabei dermaßen unerschütterbar zu sein, dass sie mit Privatkapital und Hilfe eines Investors den Start finanzieren. "Zitty und Tip, das läuft nicht mehr", glauben die beiden Chefredakteure mit Blick auf die etablierten Konkurrenten. "Keiner möchte ein Programm in Miniaturschrift lesen." Die Konsequenz: Veranstaltungshinweise machen nur einen kleinen Teil der Zeitschrift aus.

Berlin Block kostet am Kiosk 4,80 Euro und richtet sich in erster Linie an "urbane und kulturinteressierte Menschen über 30 Jahre", so die Chefs. Im Idealfall sind diese Leser auch erfolgreich, Eltern und wohnen mit ihrer Kleinfamilie im Prenzlauer Berg, möchte man hinzufügen: Die Themen des ersten Hefts reichen von "Bio in der Krise", einem Interview mit einer Psycholinguistin über "wie Kinder zu sprechen beginnen" bis hin zum neuen Trend der "Öko-Luxusmode". Für die Kleinen gibt es passend zur Zielgruppe in jeder Ausgabe eine Geschichte mit dem "Mumpelmonster" und "Kulturtipps für Kurze". Viele Geschichten laufen über mehr als eine Seite und sind üppig und ansprechend mit Fotos illustriert.

Gläser und Pöppl haben sich eine Verknüpfung zwischen Online- und Offline-Angebot ausgedacht. Das Programm gibt es nur im Netz. Auf der Suchmaschine www.berlinblock.de können Nutzer rund 1.500 Berliner Veranstaltungen pro Tag recherchieren. Die Texte aus der Printausgabe werden auf der Seite nicht veröffentlicht. "Wenn man die haben will, soll man dafür bezahlen", sagt Gläser. Gedruckte Hinweise gibt es dagegen nur für von der Redaktion ausgewählte Konzerte, Filme, Aufführungen und Ausstellungen.

Die Redaktion sitzt am Tempelhofer Ufer in Kreuzberg, dem ehemaligen Sitz des Zitty-Magazins. Zwischen Mac-Rechnern tummeln sich sechs feste Mitarbeiter. "Aber wir setzen vor allem auf Freie, das gibt Abwechslung", betont Pöppl. Berlin Block startete diese Woche mit einer "realistischen" Auflage von 15.000 Stück, erklärt er - die zweiwöchentliche Konkurrenz hat derzeit jeweils etwas weniger als 50.000 Auflage. Sogar "Blind-Abonnenten" hat die Zeitschrift gewinnen können. Immerhin rund 80 Personen hätten ein Jahresabonnement für 48,80 Euro abgeschlossen, ohne das Endprodukt gesehen zu haben.

Ob die erfolgreichen Väter und Mütter sich Berlin Block auch kaufen - freiwillig oder von ihren Kindern gezwungen -, muss sich jetzt an den Kiosken zeigen. MOHAMED AMJAHID

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