Vor der Tischtennis-EM in Stuttgart: Auf in den goldenen September

Das aktuelle deutsche Tischtennisteam gilt als "das stärkste aller Zeiten". Bei der EM in Stuttgart will Timo Boll drei Titel gewinnen. Auch seine Teamkollegen haben gute Medaillenchancen.

Gruppenbild mit roten Rosen: Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Christian Süß (v.l.n.r.) nach ihrem Silbermedaillengewinn bei Olympia 2008 in Peking. Bild: dpa

STUTTGART taz | Timo Boll kann bei der Europameisterschaft in Stuttgart das dritte Titel-Triple hintereinander perfekt machen, aber das ist nicht so einfach, denn Boll hatte im Vorfeld wieder Rückenprobleme. In den vergangenen Monaten musste der Weltranglistendritte auf internationale Einsätze verzichten und ging nur ein paar Mal für Champions-League-Sieger Borussia Düsseldorf an die Platte. Wegen seiner Schwachstelle greift Boll lediglich noch eine Stunde pro Tag zum Schläger.

"Mein Körper ist mein größter Gegner", klagt er. Deshalb hält sich der Ausnahmespieler inzwischen weniger mit Laufen als mit den Triathlon-Disziplinen Schwimmen und Radfahren fit. "Früher bin ich mal in den Pool gesprungen, das wars", berichtet der Hesse und ergänzt mit Blick auf das rückenschonendere Training, "jetzt macht mir die Quälerei im Wasser sogar Spaß." Zudem düst der Zelluloid-Virtuose mit dem Mountainbike durch den Odenwald. "Das ist ein regelrechtes Eldorado für Radfahrer", hat Boll festgestellt. Der achtfache Europameister träumt langfristig von einer Teilnahme am Ironman auf Hawaii - vorerst müssen allerdings die 45.000 Fans, die 4.000 Restkarten für die Tageskasse übrig ließen, keine Abwanderung ihres Idols zum Triathlon fürchten.

Obwohl mancher schon unkt, Boll habe "Schwimmhäute zwischen den Fingern", nennt jeder Experte den Linkshänder als Topfavorit. "Timo steht auch angesichts der vielen Fernsehzeiten unter tierischem Druck. Jeder glaubt, dass er mit der Mannschaft und im Doppel mit Süß, mit dem er die besten Gold-Chancen besitzt, wieder gewinnt", sagt Jörg Roßkopf.

Der Assistent von Bundestrainer Richard Prause glaubt dennoch, dass Boll seine Nachfolge in Stuttgart antritt. Bei der letzten EM in der Schwaben-Metropole, 1992, feierte der 40-jährige Rekordnationalspieler gegen den Belgier Jean-Michel Saive seinen größten Triumph. "Im Einzel ist Timo ganz klar der Favorit", verscheucht Roßkopf jeglichen Zweifel, dass Boll scheitern könnte. Am ehesten traut der Hanauer Bundesliga-Akteur seinem ehemaligen weißrussischen Partner beim EM-Doppel-Sieg 1998 zu, dass er Boll stoppt: "Aber nur, wenn Wladimir Samsonow in Topform ist."

Auf der Rechnung hat der Assistenztrainer zudem Dimitrij Ovtcharov (Charleroi/Belgien). Der 21-Jährige holte bereits Bronze und vermeidet als Weltranglisten-13. bis zum Halbfinale Boll wie Samsonow als Kontrahenten. Chancen auf eine Medaille rechnen sich ebenso Ovtcharovs bisheriger Düsseldorfer Mannschaftskamerad Süß und der frühere Jugendweltmeister Patrick Baum (Grenzau) aus, die in Europa zu den Top 12 zählen.

Das Fachblatt Tischtennis wittert bereits einen "goldenen September" und hält das aktuelle deutsche Team für "das stärkste aller Zeiten".

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