Konjunktur-Erwartungen: Forscher sehen Silberstreif

2010 könnte die Wirtschaft in Deutschland wieder leicht wachsen. Allerdings soll die Arbeitslosigkeit deutlich steigen, die Löhne sind bereits in der Krise gesunken.

Bald wird die Arbeitslosigkeit voraussichtlich massiv ansteigen. Bild: ap

Wäre die deutsche Wirtschaft ein Patient, so befände sie sich nach einigen Monaten auf der Intensivstation jetzt in der heiklen ersten Phase der Rekonvaleszenz. Es geht ihr schon besser, aber von einer guten Verfassung kann keine Rede sein. Dieses Bild bemühte am Montag das unternehmernahe Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW), das deutliche Zeichen für eine Besserung der konjunkturellen Lage sieht. Die deutsche Wirtschaft komme 2010 "langsam wieder auf die Beine", so das Institut.

Nach der IW-Prognose schrumpft das Bruttoinlandsprodukt, also die Summe der in Deutschland produzierten Waren und Dienstleistungen, in diesem Jahr um 4,5 Prozent und damit etwas weniger als zuletzt befürchtet. Für das kommende Jahr sei aber wieder ein Plus von 1,5 Prozent zu erwarten. Die Exporte brechen laut IW in diesem Jahr um 15 Prozent ein, für 2010 aber stellen sie ein Plus von 5 Prozent in Aussicht - womit das Vorkrisenniveau jedoch bei weitem nicht erreicht wäre.

Problematisch wird sich nach Ansicht der IW-Forscher der Arbeitsmarkt entwickeln. Hier sei die Krise noch gar nicht angekommen, hieß es. Immerhin erhielten im Sommer 2009 rund 1,4 Millionen Beschäftigte Kurzarbeitergeld. "Die Arbeitsmarktaussichten sind allerdings alles andere als günstig." Die Erwerbslosigkeit werde deutlich steigen. Dafür macht das Institut zwei Faktoren verantwortlich: Die reale Wirtschaftsleistung werde noch einige Jahre unter dem Niveau von 2008 liegen, und das Auslaufen der Kurzarbeit werde Kündigungen nach sich ziehen. Damit dürften 2010 700.000 weitere Beschäftigte ihren Job verlieren, die Arbeitslosenquote werde von 8 auf 9,5 Prozent steigen. Diese Aussichten werden auch zu einem Minus beim privaten Konsum führen, der trotz Krise in diesem Jahr, vor allem wegen der Abwrackprämie, noch leicht im Plus liegt.

Bei der IG Metall sieht man die Aussichten auf eine konjunkturelle Erholung skeptisch. "Das sind bis jetzt nur Prognosen", sagte Gewerkschaftssprecher Jörg Köther. "Mag sein, dass die Talsohle erreicht ist, aber bislang gibt es noch keinen Wiederaufschwung." Das Instrument der Kurzarbeit müsse über den Wahltag hinaus ausgeschöpft werden.

Wie nötig das für die Einkommen der Bevölkerung ist, zeigen die neuesten Zahlen zur Lohnentwicklung des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden. Demnach sanken die Reallöhne im zweiten Quartal dieses Jahres um 1,2 Prozent. Die Bruttomonatsverdienste sanken im Schnitt um 1 Prozent. Vor allem in der Industrie gab es aber wegen der Kurzarbeit und wegen des Wegfalls produktionsbedingter Leistungszulagen zum Teil auch viel heftigere Einbrüche.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.