Portrait Lucas Barrios: Ein Hauch von „Weltklasse“
Jürgen Klopp wollte das Wort „Weltklasse“ vermeiden, dann rutschte es ihm raus. Nun steht es auch hier, denn „Welttorjäger“ Lucas Barrios trifft nach anfänglichen Problemen nun regelmäßig.
Eigentlich wollte Jürgen Klopp die Klippe umschiffen. „Das Tor war überragend“, lobte der Trainer von Borussia Dortmund den Kopfballtreffer von Lucas Barrios beim 1:1 zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund: „Wenn ich jetzt Weltklasse sage, dann steht das wieder vier Tage lang in der Zeitung.“ Doch da war es schon zu spät, das Wort stand in den Reporterblöcken. Der Kopfball hatte tatsächlich einen Hauch von Weltklasse: Barrios stand in der Luft und wuchtete den Ball ins Tor, und das aus großer Distanz und gegen den finnischen Abwehrgiganten Sami Hyypiä.
In den letzten drei Bundesligaspielen hat der Argentinier damit immer getroffen, dazu im Pokal, die Zweifler verstummen. Und die waren nicht sehr freundlich gewesen, nachdem Barrios mit dem Titel des „Welttorjägers“ in Dortmund angekommen war. Der Stürmer hat im Kalenderjahr 2008 in 36 Spielen 37 Tore für den chilenischen Klub CSD Colo-Colo Santiago erzielt. Weil er aber in den ersten Bundesligaspielen nicht traf, hatte Bild ihn schnell zum „Weltnixjäger“ erklärt. Deshalb fürchtet Klopp sich vor Begriffen, die die Silbe „Welt“ enthalten.
Doch wahrscheinlich ist diese Furcht unbegründet, denn Barrios wirkt mittlerweile recht stabil, und der Dortmunder Trainer erwartet sogar noch eine weitere Steigerung. „Er merkt gerade erst, dass körperlich viel mehr drinnen ist, als er in Chile abrufen musste“, sagte Klopp, für dessen Klub diese Entwicklung von elementarer Bedeutung ist. Denn seit Barrios trifft, ist der BVB erfolgreich. Nach dem Weggang von Mladen Petric und Alexander Frei brauchten sie dringend einen neuen Spieler, der auch Tore erzielt, die nur besonderen Stürmern gelingen.
Nun ist Dortmunds Offensive zwar abhängig von einem, der sich noch in keiner großen Liga durchgesetzt hat. Derzeit scheint die Rechnung aber aufzugehen. „Ich wusste, meine Zeit wird kommen“, sagte Barrios trocken. Jetzt ist sie da.
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