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EU zerschlägt FinanzkonzerneDiba-diba-duuu

Der niederländische Finanzriese ING, hierzulande bekannt durch seine Direktbank ING-Diba, will sich selbst zerschlagen – um Auflagen aus Brüssel für Staatshilfen zu entgehen

Blick auf die ING-Bank in Amsterdam. Bild: dpa

BERLIN taz | Der niederländische Finanzriese ING, hierzulande bekannt durch seine Direktbank ING-Diba, will sich selbst zerschlagen. Damit kommt er Auflagen der europäischen Wettbewerbshüter zuvor, die diese im Gegenzug für das 2008 gewährte staatliche Rettungspaket im Umfang von 10 Milliarden Euro plus Risikoabsicherung verhängen wollen.

Die ING will nun bis 2013 ihr gesamtes Versicherungsgeschäft abspalten, zahlreiche Auslandstöchter loswerden, darunter ING Direct in den USA, und sich künftig auf Bankgeschäfte in Europa konzentrieren. Das Pikante dabei: Die Banksparte trug im vergangenen Jahr mit knapp 12 Milliarden Euro nur etwa ein Fünftel zum Konzernumsatz bei.

Das Management verkauft die Not als Tugend: "Derzeit macht die weit verbreitete Forderung nach mehr Einfachheit, Verlässlichkeit und Transparenz die Aufspaltung zur optimalen Vorgehensweise", erklärte Konzernchef Jan Hommen. Zuvor schon hatte die Bank eine Strategie namens "Back to Basics" gefahren.

Dass die EU-Kommission staatliche Hilfen für private Unternehmen nachträglich an Auflagen bindet - bei der Commerzbank etwa an den Verkauf der Tochtergesellschaft Eurohypo -, ist nicht neu. Neu ist hingegen, dass Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes derart tiefe Einschnitte verlangt. Die EU durchleuchtet derzeit überdies weitere Bankenrettungspakete, etwa bei der Royal Bank of Scotland und der belgisch-französischen Dexia. Die Aktienkurse der betroffenen Banken stürzten nach Bekanntwerden des ING-Plans am Montag ab, die Papiere der ING selbst um beinahe 18 Prozent. In Deutschland droht Landesbanken wie der baden-württembergischen LBBW die erzwungene Verkleinerung.

Mit der Abspaltung der Versicherungssparte von der ING und der Trennung des deutschen Versicherers Allianz von der Dresdner Bank im vergangenen Jahr scheint nun das Ende des Allfinanzkonzepts besiegelt, das sämtliche Finanzdienstleistungen unter einem Dach vorsah.

Die Märkte treibt jetzt eine andere Befürchtung um: Will die EU etwa wirklich verhindern, dass Banken künftig "too big to fail" sind, also so groß, dass sie sich auf eine Rettung durch den Staat verlassen können? Die Sorge scheint unbegründet. Die Kommission kann nur eingreifen, wenn eine Bank schon Staatsknete bekam. Die anderen Finanzriesen aber, wie etwa Deutsche Bank, können immer noch größer – und potenziell systemgefährdender – werden.

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3 Kommentare

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  • AL
    Anna Luehse

    taz scherzt: "EU zerschlägt Finanzkonzerne" :-))

     

    So wie Obama die fantastischen Lehman Bros. Carbontrader? Die hat JP Morgan anschließend für 1US$ gekauft, sacht mein Broker.

     

    EU zerschlägt Finanzzocker - jedenfalls die Kleinen, beim heimeligen Schein "klimafreundlicher" Quecksilberdampflampen. Die hochgradigen Experten hamse ja schon.

     

    "Im dortigen Haushaltskontrollausschuss ist jetzt ein gewisser Francesco Musotto zuständig für den alljährlichen Betrugsbericht, der sich mit der Unterschlagung von EU-Geldern beschäftigt. ... Präsident der Provinz Palermo auf Sizilien. Dort machte er laut "Weltwoche" vor einigen Jahren auf sich aufmerksam, indem er eine Zivilklage gegen die Attentäter ablehnte, die den Anti-Mafia-Richter Falcone, dessen Frau und drei Leibwächter in die Luft gesprengt hatten.

    ... wurde er sogar selbst in Handschellen abgeführt, weil er einem Mafia-Boss in der eigenen Villa Unterschlupf gewährt haben soll. Übrigens keinem geringeren als dem Schwager des Cosa-Nostra-Paten Toto Riina." http://www.stern.de/blog/6_hans-martin_tillack/archive/1002_ber_eu_cdu-und_die_mafia.html

     

    "Der inzwischen verstorbene Bilderberger Giovanni Agnelli verkündete: «Die europäische Integration ist unser Ziel, und wo die Politiker versagten, werden wir Industriellen erfolgreich sein».

    http://www.kinderohnerechte.ch/web/interessen-gb.php

     

    Bei der Rettung oder Zerschlagung notleidender Kreditinstitute? Sorry, doofe Frage; scheißegal, verdient wird an beidem.

  • AD
    Axel Dörken

    Die Deutsche Bank hat mit Einführung des Euro ihre Daseinsberechtigung meiner Meinung nach abgeben müssen. Allerdings hat´s wohl kaum jemand bemerkt.

     

    Mein Tipp: Aus der Deutschen Bank die Bank der BRd machen und gut ist´s. Sie leiht dann anderen Basnken Geld.

     

    Parallel wird das Thema "Giralgeld" angepackt, in dem jeder anderen Bank untersagt wird, selber girales Geld zu machen.

     

    Dann noch den negativen Zinssatz einführen oder die Zinsen gleich ganz abschaffen. Profitieren tuen davon eh nur die, die mehr als 238.000 € Eigenkapital haben. Alle anderen zahlen, druch die versteclten 30% Steuern in jedem Kaufpreis, drauf.

     

     

    Wie wäre es auch mit dem Thema "Vollgeld"? Kann ich jedem ans Herz legen.

     

    Liebe Grüße

    Axel

  • FP
    Frau Panda

    Endlich wieder ein Beitrag wie ich ihn in der TAZ lesen möchte. :)