die wahrheit: König Horst im Morgenrock

Wohin bloß mit dem abgewirtschafteten Bayernfürsten Horst Seehofer?

Ministerpräsident Seehofer übt mit Zylinder das Kronetragen. : reuters

Die Bilder der freudetrunken grinsenden Koalitionsführer können nur mühsam überdecken, dass die schwarz-gelbe Regierung ein erhebliches Personalproblem hat: Horst Seehofer. Sowohl der vor außenministerlichem Stolz platzende Westerwelle als auch die abgeklärt mümmelnde Kanzlerin Merkel haben mit dem selbstverliebt vor sich hin glucksenden Riesenbaby der bayerischen Politik noch ein Hühnchen zu rupfen. Beide verübeln Seehofer seine Quertreibereien im Wahlkampf.

Und dass die CSU-Basis nach dem verheerenden Wahlergebnis ihre Kritik an Seehofer auch immer offener artikuliert, kommt den Plänen der Kanzlerin sehr entgegen. Sie hat ja schon öfter bewiesen, dass sie in Personalfragen mit harten Bandagen spielt und ungeliebte Konkurrenten emotionslos aus dem Weg zu räumen versteht. Ihre aktuelle Taktik hierbei ist der Auslandseinsatz - der baden-württembergische Ministerpräsident Oettinger wird nach Brüssel weggelobt, und der nächste Kandidat auf der Auslandsverschickungsliste ist der bayerische Ministerpräsident Seehofer.

Merkels Plan, mit dem sie gleich ein paar lästige Fliegen mit einer Klappe erledigen kann: Horst Seehofer soll Hamid Karsai als Präsident Afghanistans ablösen. Für diese mit den amerikanischen und europäischen Verbündeten abgesprochene Personalrochade sprechen eine ganze Reihe von guten Gründen. Karsai ist nach seinem schamlosen Wahlbetrug nicht länger als demokratisch legitimierter Bündnispartner des Westens anzusehen, daran hat auch die mittlerweile abgesagte Stichwahl nichts mehr ändern können. Karsai ist politisch tot, Seehofer hingegen schwimmt im Fett. Er könnte in Kabul auf dem Fundament des hohen Ansehens Deutschlands aufbauen und den Hindukusch mit der schieren Präsenz des bayerisch-jovialen Sugardaddys befrieden.

Seehofer selbst scheint einem Wechsel in den Pufferstaat ohne Eisenbahnen durchaus einen gewissen Charme abgewinnen zu können. Und als gestandener politischer Visionär denkt er schon über den Tag hinaus. "Schauen Sie, der Afghane an sich ist ja noch nicht wirklich reif für die Demokratie, wie wir sie kennen. Das mit den Wahlen musste ja beinahe schiefgehen. Diese Stammeskrieger leben doch noch im Mittelalter, die brauchen einen Anführer, zu dem sie aufsehen können, vielleicht sogar einen König!" Sagt er und lächelt schelmisch.

Fürwahr, ein verführerischer Gedanke. Und eine politische Vision, die tief in der bayerischen Geschichte wurzelt. So wie im 19. Jahrhundert der Wittelsbacher Otto einst König der Griechen wurde, so könnte heute König Horst Regent aller Afghanen werden. Und man kann es sich schon vorstellen - der stattliche Seehofer, angetan mit der landestypischen Caraculi-Mütze und einem rot-gold gestreiften Morgenrock, der als Vorsitzender der Loja Dschirga die Versammlungen der Stammesführer leitet. Befreit von lästigen Koalitionszwängen und intrigierenden CSU-Funktionären könnte er den Hindukuschern die politische Weisheit des Abendlandes vermitteln.

Ein weiterer Vorteil wäre die räumliche Distanz zu seinem innerparteilichen Konkurrenten Karl-Theodor zu Guttenberg, der zurzeit in der CSU ganz klar Oberwasser hat und Seehofer über kurz oder lang ablösen wird. Als König Horst könnte Seehofer dem frischgekürten Verteidigungsminister im Hinblick auf die deutschen Truppen in Afghanistan nämlich nach Herzenslust in die Parade fahren. "Wir brauchen ganz klar mehr deutsche Soldaten am Hindukusch", erklärt Seehofer mit verträumtem Blick, "da müssen wir unsere Truppen erheblich aufstocken." Guttenberg, der eher dahin tendiert, unsere Jungs schnellstmöglich von dort heimzuholen, wird die Ansage seines Parteichefs nicht gern gehört haben.

Doch Gutti wäre nicht der weltläufige, vielsprachige, bestangezogene Schwiegermuttertraum, wenn er für die Lösung dieser Petitesse nicht auch schon einen Plan B im Blackberry hätte. Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, hat er vor, eine Brigade bayerischer Gebirgsschützen nach Afghanistan in Marsch zu setzen. Mit ihren Traditionsuniformen und den antiken Vorderladern wären sie wohl in der Lage, den Taliban einen gehörigen Schrecken einzujagen. Und als Palastwache könnten sie auch für den standesgemäßen Schutz des neuen Königs Horst I. sorgen.

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kari

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