Getötete Journalisten auf Philippinen: Hauptverdächtiger stellt sich

Nach dem politisch motivierten Massaker im Süden der Philippinen am Montag werden immer mehr Details bekannt. Die Regierung gerät massiv in die Kritik.

Unter den 57 Toten sind mindestens 18 Journalisten. : dpa

BANGKOK taz | Der Hauptverdächtige des Massakers vom Montag mit 57 Toten hat sich gestellt, wenn auch nicht ganz freiwillig: Ein Berater von Präsidentin Gloria Arroyo musste Andal Ampatuan Jr., einem Bürgermeister und Sohn des gleichnamigen Chefs des Ampatuan-Clans, erst gut zureden, ehe dieser sich nach Manila fliegen ließ, um vernommen zu werden. Ihm wird vorgeworfen, am Montag gemeinsam mit etwa 100 Bewaffneten einer von seiner Familie bezahlten Miliz den Konvoi eines politischen Rivalen überfallen oder das Massaker zumindest befohlen zu haben. Bislang wurden 57 Leichen gefunden, die meisten davon in Massengräbern verscharrt. Doch Ampatuan Junior bestreitet die Tat.

Bei den Ermordeten handelt es sich um Angehörige und Sympathisanten des Vizebürgermeisters der Stadt Buluan, Ismael Mangudadatu, sowie um sie begleitende Journalisten und Anwälte. In der Provinzhauptstadt Shariff Aguak hatte Mangudadatu Ehefrau Unterlagen für dessen Kandidatur um den Gouverneursposten für die Wahlen im Mai 2010 abgeben wollen. Er wollte damit die mächtigen Ampatuans herausfordern. Denn der Patriarch Andal Ampatuan Senior, der bislang dreimal ohne Gegenkandidaten Gouverneur der südlichen Provinz Maguindanao wurde, darf nicht mehr antreten. Jetzt wollte er einen Sohn als Nachfolger durchdrücken.

Ismael Mangudadatu, ursprünglich mit den Ampatuans verbündet, hatte sich mit diesen zerstritten. Er sagte aus, nicht mit dem Konvoi gereist zu sein, weil er Morddrohungen erhalten habe. Stattdessen hatte er seine Frau und andere weibliche Familienangehörige geschickt - in dem Irrglauben, dass man diese unbehelligt lassen würde. Die mitgereisten bis zu 20 Journalisten und zwei Anwältinnen waren ermordet worden, um potenzielle Zeugen auszuschalten. Laut Medienberichten hat einer der untergetauchten Täter Andal Ampatuan Junior als den Drahtzieher des Massakers bezeichnet. Dieses war offensichtlich geplant: Denn die Massengräber waren nach bisherigen Erkenntnissen bereits zuvor ausgehoben worden. "Wir hörten, dass Militärs in der Nähe sein sollten, deshalb wurden die Opfer nur notdürftig verscharrt", sagte das Mitglied der Privatarmee.

Der Ampatuan-Clan galt als Verbündeter von Präsidentin Arroyo und sicherte ihr massiv Stimmen bei der Wahl 2004. Kritiker werfen der Regierung jetzt schleppende Ermittlungen vor: "Andere Verdächtige werden sofort festgenommen, wenn es Anhaltspunkte für die Verwicklung in eine Straftat gibt", sagte Leila De Lima, Vorsitzende der Menschenrechtskommission. Arroyos Koalition hat bisher die Ampatuans nur aus ihren Reihen ausgeschlossen.

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