Basketball: Alba im Siegesrausch

Mit sechs Ligasiegen in Folge hat sich Alba binnen weniger Wochen an die Spitze katapultiert. Gemeinsam hat die Mannschaft den katastrophalen Saisonstart überwunden.

Sieben Wochen ist es her, da verpasste Alba gegen Maroussi Athen die Euroleague und hatte schon vor dem Start der Bundesliga (BBL) ein wichtiges Saisonziel verfehlt. "Das war schon wirklich merkwürdig", gesteht Geschäftsführer Marco Baldi. Die bittere Niederlage konnte nicht so einfach weggesteckt werden. Man kassierte Auswärtsniederlagen in Tübingen und Bonn - und da man zunächst weniger Spiele ausgetragen hatte als die Konkurrenz, fand Alba sich plötzlich im Tabellenkeller wieder. Nervös wurde aber niemand. "Auswärtsniederlagen können in der BBL immer passieren", betont Baldi die Ausgeglichenheit der Liga.

Aber die Mannschaft zeigte eine Reaktion. Der Rucksack, den sich Alba mit der verpassten Euroleague-Qualifikation aufgeladen hat, konnte mittlerweile wieder abgeworfen werden. Sechs Spiele in Folge gewann Alba zuletzt in der Liga. Die Mannschaft hat einen Lauf. Auch das Spitzenspiel am Sonnabend beim Tabellenzweiten Artland Dragons in Quakenbrück entschied man mit 78:70 (36:32) für sich. "Das war ein exzellentes Spiel von uns", frohlockte Trainer Luka Pavicevic.

Nun stehen sie wieder da, wo sie nach eigenen Ansprüchen auch hingehören: auf Platz eins. Es scheint sich auszuzahlen, dass das Team en gros zusammengehalten wurde. "Man fängt nicht wieder bei null an", sagt Baldi. Die Spieler kennen sich, die Abläufe sitzen und so konnte der Misserfolg zu Saisonbeginn kompensiert werden. Besonders die Verteidigung entwickelt sich zu Albas neuem Prunkstück. "Das ist unsere Stärke dieses Jahr", sagt Nationalspieler Steffen Hamann. "Die meisten berauschen sich an Offensivaktionen, wir an unserer eigenen Defensive", ergänzt Baldi. Ergebnis: Im Schnitt kassierte man am wenigsten Körbe in der Liga. Die Gegner haben vor der harten und intensiven Verteidigung großen Respekt. "Das ist das richtige Fundament", meint Baldi.

Es scheint, dass die Niederlage gegen Athen das Team noch enger zusammengeschweißt hat. Jeder kämpft für jeden. Auch Neuzugang Kenan Bajramovic fügt sich nach großen Umstellungsproblemen immer besser in das System ein. Mit seiner Athletik ist er vor allem stark im Rebound. Sieben Stück sammelte er gegen Quakenbrück. Marco Baldi gesteht aber, dass sich die Alba-Verantwortlichen Bajramovic Integration schneller vorgestellt haben. Jetzt scheint der Bosnier auf einem guten Weg und für Alba eine weitere Option in der Defensive und in der Offensive.

Das ist derzeit nämlich ein weiteres Plus bei Alba. Die Punkte verteilen sich auf viele Köpfe. Gegen Artland war es Spielmacher Rashad Wright, der mit 18 Punkten die meisten sammelte. Der eigentliche Topscorer Julius Jenkins blieb blass, sammelte nur 5 Punkte. "Der war aber nicht sauer, hat von der Bank aus alle wie verrückt angefeuert", hat Baldi beobachtet. Jeder kann punkten. Albas Spiel ist flexibel und macht es so weniger ausrechenbar. Nach sechs Ligasiegen in Folge und dem Last-Minute-Erfolg unter der Woche gegen den italienischen Vertreter Teramo im zweitklassigen Eurocup ist die Stimmung im Team natürlich glänzend. Da kann man auch leicht eine nächtliche sechsstündige Heimfahrt mit dem Bus aus Quakenbrück verkraften. "Mit den Siegen geht natürlich alles leichter. Die Laune ist besser und man scherzt miteinander", sagt Baldi. Mit den Erfolgen kommt auch die Leichtigkeit zurück.

Die werden sie brauchen, denn Alba muss derzeit harte Wochen überstehen. Der Spielplan ist eng, und Zeit zum Ausruhen und Nachdenken gibt es nicht. Heute schon macht sich der Alba-Tross zum nächsten Eurocup-Spiel in die Ukraine zu Azovmash Mariupol auf. "Das ist schon eine große Belastung für unsere Arbeit", gesteht Luka Pavicevic. Doch nachdem schon die lukrative Europaleague verpasst wurde, will man in diesem Wettbewerb wenigstens die nächste Runde erreichen. Ein Auswärtssieg könnte da Gold wert sein. Das nötige Selbstvertrauen sollte jetzt da sein.

Von Euphorie will Marco Baldi aber trotzdem nichts wissen. "Es werden wieder Rückschläge kommen", sagt er. Kein Wunder: Schließlich war Alba vor gerade mal sieben Wochen noch ziemlich am Boden.

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