Hannover gegen Bayern: Ein besonderer Abend

Das 0:3 von Hannover 96 gegen die Bayern war vor allem ein wichtiger Schritt, um die vergangenen Wochen, geprägt durch den Tod des 96-Torwarts Robert Enke, zu verarbeiten.

Der 96er Fanblock am vergangenen Wochenende. : dpa

Es war ein in vielerlei Hinsicht ganz besonderer Abend. Dabei ging es, wie in jedem anderen Bundesligaspiel auch diesmal um drei Punkte, einen Schritt in der Tabelle, eine Orientierung vor den letzten drei Spieltagen der Hinrunde – aber eben nicht nur.

Denn das 0:3 (0:1) von Hannover 96 gegen die sinnsuchenden Gäste von Bayern München war vor allem ein wichtiger Schritt, die vergangenen Wochen, ohne sie zu vergessen, ein Stück weit hinter sich zu lassen. So sehr das an dem Ort, dem mit 49.000 Zuschauern ausverkauften Niedersachsenstadion, das der verstorbene Nationaltorhüter Robert Enke nach einer bewegenden Trauerfeier vor zwei Wochen ein letztes Mal, im Kreise der Mannschaft, verlassen hatte, überhaupt möglich ist.

Diesen Moment wollten sie nicht dem Zufall überlassen. Deshalb ließ Andreas Bergmann, Hannovers Trainer, am vergangenen Mittwoch im Stadion trainieren. Was er damit erreichen wollte, war klar. Er wollte das, was nicht berechenbar ist, die Gefühle, die Trauer, den grünen Rasen erstmals ohne ihre Nummer eins zu betreten, berechenbarer machen.

Der Schritt in die fußballerische Normalität zurück gelang den Gastgebern zunächst erstaunlich gut. Hannover versteckte sich nicht, spielte schnell, direkt, mutig nach vorne. In der 4. Minute die erste Chance – Arnold Bruggink, der holländische Spielmacher, verpasste die Hereingabe von Jiri Stajner aber knapp. Drei Minuten später scheiterte Bruggink erneut – diesmal hatte Constant Djakpa den Ball von links nach innen getreten.

Weil auch die Mannschaft des zuletzt heftig kritisierten Louis van Gaal, dem Fußballlehrer der Münchener, erfrischend offensiv begann, entwickle sich in der Anfangsphase eine aufregende Partie. Florian Fromlowitz, Hannovers neue Nummer eins, die keine neue Nummer eins sein will, gegen Thomas Müller nach elf Minuten aber wie eine neue Nummer eins hielt, stand acht Minuten später ganz alleine da.

Ivica Olic hatte auf der linke Seite Platz, Außenverteidiger Sergio Pinto war nicht da, wo der Ball war. In der Mitte stand Müller frei, der es diesmal besser machte – und Fromlowitz nach der präzisen Vorarbeit des kroatischen Angreifers keine Möglichkeit gab, den Ball zu halten. Wie in dieser Situation war Hannover in den entscheidenden Momenten einen Schritt zu spät. 0:1.

So freundlich, wie das Spiel begonnen hatte, verflachte es danach. Hannover blieb bemüht, hatte die besseren Gelegenheiten, die beste vielleicht, ein Flachschuss von Djakpa, wehrte Bayerns Torhüter Hans-Jörg Butt ab (40.). Die Gäste beschränkten sich darauf, das Ergebnis zu verwalten, waren nur dann gefährlich, wenn es über die Außenpositionen ging.

Die Art und Weise ist nicht gerade schön, nach drei Bundesligaspielen ohne Sieg und in den eigenen Ansprüchen gefangen war es an diesem nasskalten Novembertag aber auch nicht anders zu erwarten.

Das änderte sich auch nach der Pause nicht. Es waren wenig mehr als sechzig Sekunden gespielt, da flankte Danijel Pranjic, da köpfte der eher kleine Olic – und die Begegnung war entschieden, bevor sie wieder richtig angefangen hatte (47.). Karim Haggui, der große und Innenverteidiger der Gastgeber hatte Olic laufen lassen.

Hannover bewegte sich fortan so, als würde ihnen der Glauben fehlen, das Spiel noch zu drehen. Bruggink versuchte es noch einmal – aber nicht nur in dieser Situation war Butt der sicherer Rückhalt, den die Bayern lange gesucht und in dem erfahrenen Torhüter nun gefunden haben.

Bergmann wechselte, Stürmer für Stürmer, Mike Hanke kam für Didier Ya Konan (68.). Das eigene Schicksal herauszufordern seiht anders aus. Es half nichts, denn auch dem wieder genesenen Hanke wollte gegen die robusten Martin Demichelis und Daniel van Buyten nicht viel gelingen.

Bayern spielte nicht unwiderstehlich, das aber bis zum Ende. In der Tabelle klettern sie nach dem Treffer von Mario Gomez in der Schlussminute bis auf Platz vier. Hannover dagegen muss den Blick gewissenhaft nach unten richten. Aber das hat an diesem Sonntag nur die wenigsten interessiert. An dem Ort, der nach den letzten Wochen nie wieder wie vorher sein wird.

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