Fisch-Ranking: Aldi heimlich öko

Aldi Nord sieht sich zu Unrecht auf den letzten Platz der Greenpeace-Liste verbannt. Die Umweltschützer kritisieren, der Discounter geize mit Informationen.

Aldi Nord hat sich nach eigener Aussage verpflichtet, sein Angebot allein auf nicht bedrohte Arten umzustellen - schade, wenn das keiner mitkriegt. Bild: dpa

Aldi Nord findet, seine Fisch-Einkaufspolitik sei von Greenpeace falsch bewertet worden. Bei einem Vergleichstest der Umweltorganisation landete der Discounter auf dem letzten Platz (taz nord berichtete). Der schlechte Rang ergab sich im Wesentlichen daraus, dass Aldi Nord seine Einkaufspolitik nicht kommuniziert und - ungewöhnlich für den Handel - seine guten Taten, wenn überhaupt, im Verborgenen reifen lässt. Sein süddeutsches Schwesterunternehmen Aldi Süd landete im oberen Mittelfeld.

Greenpeace hatte elf deutsche Handelsketten danach verglichen, ob sie Fisch aus nachhaltig bewirtschafteten Beständen kaufen und ob sie die Verbraucher über die Herkunft des Fischs informieren. Mit dem jährlichen Vergleichstest, der 2007 startete, will Greenpeace Druck in Richtung eines stärkeren Meeresschutzes ausüben.

"Die großen Ketten haben eine unglaubliche Marktmacht und sind in der Lage, den Druck an die Hersteller ihrer Eigenmarken weiterzugeben", sagt Michael Rücker, von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. Wenn es ihnen wichtig sei, könnten diese großen Marktteilnehmer sehr viel für bessere Warenstandards tun.

Aldi Nord ist im Greenpeace-Ranking bei zwei von acht bewerteten Kategorien unter den ersten Drei gelandet: Bei vielen Produkten des Discounters kann zurückverfolgt werden, woher der Fisch stammt. Außerdem bewertete Greenpeace die Kennzeichnungsstrategie als gut. Wie bei fast allen untersuchten Firmen findet sich davon allerdings wenig in den Regalen wieder, wo viele Fischprodukte aus bedrohten Beständen liegen.

Negativ schlug zu Buche, dass Aldi Nord seine Einkaufspolitik nicht schriftlich veröffentlicht hat. Dem entspricht aus Sicht von Greenpeace auch, dass Aldi Nord bei der Kundschaft nicht mit der Nachhaltigkeit seiner Produkte wirbt. Das Unternehmen sollte den Kunden mitteilen, "auf welche Kriterien es beim Fischeinkauf wert legt und die Kunden für nachhaltige Fischprodukte sensibilisieren", sagt Iris Menn von Greenpeace.

Aldi Nord nahm das Ergebnis des Rankings auf schriftliche Anfrage hin "mit großem Erstaunen zur Kenntnis". Aldi Nord habe zwar ein Gespräch mit Greenpeace abgelehnt, in der Absage aber "unsere Aktivitäten im Hinblick auf eine sukzessive Umstellung unseres Fisch- und Fischprodukteangebotes auf nachhaltige Waren dargestellt".

Aldi (Nord und Süd) rangiert international auf Platz acht der größten Lebensmittelhandelskonzerne. Dabei tritt Aldi nur mit einem Ladentyp auf. Wegen der großen Mengen, die sie einkaufen, haben diese Konzerne großen Einfluss auf ihre Lieferanten.

Greenpeace versucht seit einigen Jahren, die Macht der Verbraucher für den Umweltschutz zu nutzen. Mit Produkttests, Aufklärungskampagnen und eigenen Angeboten wie Ökostrom versucht die Umweltorganisation das Konsumverhalten zu beeinflussen.

Das Fisch-Ranking erfasst 80 Prozent des deutschen Lebensmitteleinzelhandels. Es sortiert die Konzerne danach, wie sehr sie auf eine nachhaltige Fischerei achten.

Nicht ausreichend berücksichtigt habe Greenpeace bei seinen Test-Einkäufen die vielen Aldi-Produkte aus Aquakulturen und auch nicht die Produkte mit dem Siegel des Marine Stewardship Council (MSC), einem anerkannten Zertifikat für nachhaltige Fischerei. Aldi Nord hat sich nach eigener Aussage verpflichtet, sein Angebot allein auf nicht bedrohte Arten umzustellen. "Im Sinne der Transparenz weisen all unserer Verpackungen die Gattung, das Fanggebiet und die Fangmethode des jeweiligen Fischproduktes aus", heißt es in dem Schreiben.

Der letzten Behauptung widerspricht Menn: "Das hat unsere Recherche nicht bestätigt." Greenpeace habe aber alle Informationen, die Aldi Nord im Briefwechsel oder anders zugänglich gemacht habe, berücksichtigt, die MSC-zertifizierte Ware sei in den Test eingeflossen. Die schiere Behauptung von Aldi Nord, über eine schriftlich fixierte Einkaufspolitik zu verfügen, habe sie im dritten Jahr der Untersuchung aber nicht mehr akzeptiert. "Das Problem ist, dass uns manche Sachen nicht vorliegen", sagt Menn. Sie habe nie eine Einkaufspolitik zu Gesicht bekommen. Irgendwann sei Aldi Nord in der Informationspflicht - zumal sich nur informierte Kunden für bessere Produkte entscheiden können.

Aldi steht im Ruf verschlossen zu sein. Wo heute jeder kleine Beschäftigungsträger einen Pressesprecher hat, verzichtet Aldi Nord auf solchen Luxus. Mit Greenpeace und auch mit der taz kommuniziert der Discounter schriftlich. Da passt es ins Bild - und auch zum Image eines Billigheimers - dass Aldi Nord nicht für Ökofisch wirbt. Allgemein sei die Qualität der Discounter-Lebensmittel im Übrigen nicht schlechter als die der Supermärkte, bestätigt Foodwatch.

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