Zweite schwedische Automarke: Auch Volvo jetzt chinesisch

Volvo, das Flaggschiff der schwedischen Autoindustrie, wird nach China verkauft. Nach Saab wird damit die zweite schwedische Automarke an ein Unternehmen in der Volksrepublik verkauft.

Ein Volvo, gesehen auf dem ADAC Rally Masters in Sulingen am 5. Mai 2007. Bild: Bernd Sieker – Lizenz: CC-BY-SA

Volvo, das Flaggschiff der schwedischen Autoindustrie, wird nach China verkauft. Am Mittwoch teilte der US-Konzern Ford, der Volvo vor zehn Jahren gekauft hatte, mit, man sei sich mit der chinesischen Autofirma Geely im Prinzip handelseinig geworden und rechne damit, dass der Verkauf im ersten Quartal 2010 formal über die Bühne gehen werde. Über den Preis wurden keine Angaben gemacht, schwedische Medien sprechen aber von 1,5 bis 2 Milliarden Euro.

Im Dezember letzten Jahres hatte der durch Finanz- und Autoabsatzkrise schwer getroffene Ford-Konzern offiziell mitgeteilt, dass Volvo verkauft werden sollte. 2008 war mit einem Minus von 1,3 Milliarden Euro ein schweres Verlustjahr für Volvo gewesen. Im laufenden Kalenderjahr wird man erneut rote Zahlen schreiben, allerdings liefen die Geschäfte bereits wieder deutlich besser und es war lange spekuliert worden, Ford werde seine Verkaufsabsicht womöglich rückgängig machen.

Die schon 1927 gegründete Personenwagensektion von Volvo - die mit den gleichnamigen Lkws nichts zu tun hat - produzierte mit 17.000 Beschäftigten in der Vergangenheit jährlich bis zu 400.000 Autos und gilt im Kern als gesunde Firma. Anders als die im GM-Besitz stehende Marke Saab, die derzeit offenbar vor der endgültigen Abwicklung steht.

Die schwedischen Gewerkschaften zeigten sich kritisch, was einen möglichen Verkauf an Geely angeht. Geely, gegründet 1986 als Kühlschrankhersteller, produziert seit 1998 Pkws und ist die größte private Autofirma Chinas. 2008 stellte man in sechs Fabriken mit 12.000 Angestellten rund 220.000 Autos fast ausschließlich für den einheimischen Markt her. Die schwedische Ingenieurgewerkschaft bezeichnet die Firma als suspekt, weist auf undurchsichtige Besitzverhältnisse mit Tochtergesellschaften in Steueroasen hin und wirft Geely vor, in der Vergangenheit ausländische Technik einfach kopiert und gestohlen zu haben. Einige der von Geely produzierten Autos hätten außerdem katastrophale Ergebnisse bei Crash-Tests gezeigt, und die Zusammenarbeit mit einem solchen Partner könne die gute Warenmarke Volvo, die auf einem jahrzehntelangen Ruf gründe, besonders sichere und zuverlässige Autos herzustellen, von Grund auf gefährden.

Im vergangenen Jahr verkaufte Volvo nur 12.000 Autos nach China. In vier bis fünf Jahren will Geely 200.000 auf dem chinesischen Markt absetzen, die Volvo-Produktion weltweit auf fast 1 Million mehr als verdoppeln. Fraglich dürfte aber sein, ob und wie viel davon dann noch am jetzigen Produktionsstandort Schweden hergestellt werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.