Karriere als Kommentatorin: Sarah Palin geht zum Fernsehen
Von der Politik in die Glotze: Die US-Republikanerin Sarah Palin versucht sich als politische Kommentatorin und Moderatorin beim konservativen Sender Fox News.
WASHINGTON dpa | Die Rechte in den USA ist entzückt, der Linken stehen die Haare zu Berge: Die Republikanerin Sarah Palin wird nun auch zu einem regelmäßigen Fernsehgast. Der populäre erzkonservative Sender Fox News hat die ebenso erzkonservative ehemalige Vizepräsidenten-Kandidatin als Kommentatorin angeheuert. Nach ihrer erfolgreichen Buchtour, mit der sie ihre Memoiren "Going Rogue: An American Live" (etwa: Außer Rand und Band: Ein amerikanisches Leben) auf die Bestseller-Listen katapultierte, wollte Palin bereits am Dienstagabend (Ortszeit) ihr Debüt als Fernseh-Meinungsmacherin geben.
Was ihr der langfristige Vertrag finanziell einbringen wird, darüber wurde Stillschweigen bewahrt. Aber keine Frage: Es dürfte ein äußerst lukrativer Deal sein. Aber viel wichtiger noch: Nach der Flut ihrer Beiträge auf ihrer Facebook-Seite kann "Sarah Barracuda", wie sie zu Schulzeiten wegen ihres ausgeprägten Kampfgeistes genannt wurde, nun auch sichtbar politisch zubeißen und damit ihre Basis verbreitern. So hat der Vertrag natürlich auch neue Spekulationen ausgelöst, dass Palin 2012 als Präsidentschaftsbewerberin antreten könnte. Das war schon im vergangenen Sommer vermutet worden, als sie überraschend das Handtuch als Gouverneurin von Alaska warf. Jetzt sehen sich viele in ihrem Verdacht bestätigt: Palin hat Blut geleckt, sie positioniert sich zielstrebig für eine republikanische Kandidatur, und sei es nicht 2012, dann vielleicht vier Jahre später.
Der Vertrag mit dem Sender gebe ihr "eine Plattform, die sie benutzen kann, um bedeutend, im öffentlichen Auge zu bleiben und ihre politischen Positionen an den Mann zu bringen", sagte der republikanische Stratege Todd Harris, der einst für John McCain arbeitete, dessen Vizekandidatin Palin 2008 war. "Er gibt ihr eine direkte Verbindung zu der Art von Leuten, die sich an den republikanischen Vorwahlen beteiligen. Es gibt ihr einen Vorteil."
Und etwas Fernseherfahrung bringt Palin auch mit. Die einstige Schönheitskönigin war früher schon einmal Sportreporterin in Anchorage, und jetzt ist sie nach eigenen Angaben "außer sich vor Freude", für Fox arbeiten zu können. "Es ist wunderbar, zu einem Ort zu gehören, der faire und ausgewogene Nachrichten so hoch hält", sagte Palin.
Lässt sich genau darüber mehr als trefflich streiten, so gilt das auch für Palin selbst: Sie ist nach wie vor eine Persönlichkeit, an der sich die Gemüter spalten. Nach einer Gallup-Umfrage im Dezember haben 47 Prozent der Bevölkerung mit ihr absolut nichts am Hut, 44 Prozent finden sie klasse. Das ist eine stattliche Fangemeinde, die sich durch nichts trüben lässt - auch nicht durch das jüngste Eingeständnis eines Topmitarbeiters von McCain, demzufolge Palin im Wahlkampf "bei zahlreichen Gelegenheiten" Dinge sagte, "die nicht akkurat waren".
Auch Palin selbst lässt sich durch derartige Äußerungen nicht beirren - hat sie doch schon in ihrem Buch bitterlich darüber geklagt, wie schlecht sie im Wahlkampf und überhaupt behandelt worden sei. Der Sprung zu Fox sei eine Fortsetzung ihres Aufstiegs vom Wahlverlierer 2008 zu einer "größeren Kultfigur", bescheinigt ihr denn auch Steven Schier, Politologe am Carleton College in Minnesota. "Wenn man ein kulturelles Phänomen sein will, dann muss man in den Massenmedien präsent sein."
Und das wird Sarah Palin, ganz gewiss. Sie soll in verschiedenen Fox-Shows auftreten, ab und zu auch Gastgeberin einer Serie über "inspirierende Normalbürger" sein, die es geschafft haben, schwere Herausforderungen zu meistern. "Wirkliche amerikanische Geschichten" lautet der Titel der Serie, und als Teil solcher Erfolgsstorys versteht sie sich auch offensichtlich selbst: Gern porträtiert sie sich als ein einfaches, ehrliches Mädel aus dem Volk, das die Probleme der Leute im Land besser versteht als "die Elite da oben".
Palin habe "jeden auf beiden Seiten des politischen Spektrums gefangen genommen", zitierten Medien am Dienstag Fox-News- Vizeprogrammdirektor Bill Shine. Der Sender sei begeistert, ihre "dynamische Stimme" ausstrahlen zu können: "Wir wollen wissen, was sie denkt."
Allerdings ist sie nicht der einzige Vertreter des religiös- konservativen Lagers, der - augenscheinlich mit Blick auf das Weiße Haus - seine politischen Ansichten im Fernsehen zum Besten gibt. Auch Mike Huckabee, Präsidentschaftsbewerber 2008, hat sich einen Platz bei Fox News gesichert - allerdings nur an Wochenenden.
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