Kommentar Eventstadt Hamburg: Es bleibt die Logik der Pfeffersäcke
Hamburg, so das Kalkül, sollte sich wandeln von der Handelsmetropole zur Freizeitdestination. Das sollte hippe Unternehmen anlocken und Touristen in die Stadt bringen, die in Hamburg ihr Geld ausgeben.
Die "Harley Days" in Hamburg waren nicht nur ein Motorradtreffen. Die "Harley Days" waren auch ein Bestandteil eines Stadtmarketing-Konzepts, das Hamburg zur Eventstadt machen wollte. Hamburg, so das Kalkül, sollte sich wandeln von der Handelsmetropole zur Freizeitdestination. Das sollte hippe Unternehmen anlocken und Touristen in die Stadt bringen, die in Hamburg ihr Geld ausgeben.
Nun fallen die "Harley Days" aus, weil sie der schwarz-grüne Senat nicht mehr will. Die Begründung dafür kommt wieder aus dem Stadtmarketing: Hamburg wird 2011 europäische Umwelthauptstadt und will dieses Event nicht durch das andere Event der dreckigen Maschinen torpedieren.
Aus der Logik des Stadtmarketings heraus ist das ein längst fälliger Schritt: Die Klimadiskussion ist eines der großen Zukunftsthemen. Hamburg hat sich in diesem Bereich bisher nicht positiv profiliert, im Gegenteil: Alternativenergie wird nicht mit der Stadt in Verbindung gebracht, dafür aber der Bau eines neuen Kohlekraftwerks.
Schön wäre gewesen, die Politik hätte die Bedeutung der Klimadebatte auch ohne den Einfluss des Stadtmarketings kapiert. Einfach mal etwas tun, weil es sinnvoll ist, und nicht, weil es sich wirtschaftlich rentiert - das hätte man sich gewünscht. Aber Hamburg ist halt eine alte Handelsstadt. Und bleibt das auch.
Leser*innenkommentare
Harald Garzke
Gast
Es war für mich geradezu erschreckend zu lesen, dass die Redaktion des Hamburger Abendblattes 2 Seiten inkl. der Titelseite und eine Kommentarspalte in der gestrigen Ausgabe und in der heutigen nochmals 1 Seite und extra Leserbrief- und Internetbewertung aufwendet, um ein solches Randgruppenthema zum großen Event hochzujubeln, mit dessen Absage das Image von Hamburg als weltoffene Stadt angeblich großen Schaden nimmt. Da frage ich mich schon, wie stark diese Redaktion von Handelskammer und Gaststättengewerbe "unterwandert" ist.
Aus meiner Sicht wird es höchste Zeit für einen deutlichen Wandel der Hamburger "Eventpolitik" hin zu niveauvolleren Kultureignissen, und in der Energie- und Verkehrspolitik sowieso. Derartige Anachronismen wie die "Harley Days" mit bierbäuchigen spätpubertären Typen mit Kochtopf-Helmen und Rockerwesten auf knatternden 2-rädrigen Eisenhaufen mit Traktormotoren, die "just for fun" die Stadt mit Lärm und Gestank zumüllen, gehören bestenfalls in die Walachei!