DSV-Frauen erfolgreich im Slalom: Fünf Fahrerinnen mit Olympia-Ticket

Im Slalom haben bereits fünf deutsche Fahrerinnen vor dem letzten Torlauf ihre Olympia-Teilnahme sicher. Der Erfolg basiert auf sieben Jahren konsequenter Aufbauarbeit.

Ihre Olympia-Teilnahme ist noch nicht sicher: Fanny Chmelar. Bild: dpa

Als Susanne Riesch im Zielraum auftauchte, waren die Tränen schon wieder getrocknet. Aber die wacklige Stimme verriet, wie schwer es ihr fiel, die Contenance zu bewahren. "Das ist auch schon anderen passiert", versucht sie sich nach ihrem Malheur beim Weltcup-Nachtslalom in Flachau am Dienstag zu trösten - und war eigentlich gar nicht zu trösten. Nach dem ersten Durchgang hatte Susanne hauchdünn vor Maria Riesch geführt, der Vorsprung der beiden vor dem Rest des Feldes war schon beachtlich groß gewesen, aber dann unterlief Maria Riesch im Finaldurchgang ein grober Patzer und der Vorsprung war dahin. Sie rettete sich immerhin auf Rang zwei hinter der Österreicherin Marlies Schild. Ihre Schwester hingegen fädelte anschließend ein. "Das waren Weihnachtsgeschenke im Januar", sagte Cheftrainer Mathias Berthold zerknirscht.

Im Slalom ist der Deutsche Skiverband seit vergangenem Winter verwöhnt, da war Maria Riesch Seriensiegerin, Gewinnerin des Slalom-Weltcups und Weltmeisterin. In dieser Saison carvt sie zwar nicht mehr so überlegen durch die Tore, aber mit einem Sieg und zwei zweiten Plätzen die Punktbeste der Disziplin. Ihre Schwester gehört nach zwei dritten Plätzen längst ebenfalls zu den Medaillenkandidatinnen für den olympischen Slalom. Am Dienstag lag sie zum ersten Mal nach dem ersten Durchgang in Führung, eine noch ungewohnte Situation für die Zweiundzwanzigjährige "Bei so etwas muss ich noch lernen, meine Nerven am Start in den Griff bekommen."

Fast immer landete bisher wenigstens eine weitere deutsche Läuferin unter den besten acht. Dieses Mal waren es gleich drei. Katharina Dürr als Fünfte und Christina Geiger als Neunte. Fanny Chmelar schaffte mit Rang sechs als fünfte Slalomläuferin die Norm für die Olympischen Winterspiele. Ob sie tatsächlich im Slalom am 26. Februar in Whistler Mountain an den Start gehen darf, weiß sie aber noch nicht, Geiger und Dürr sind ihr vor dem letzten Torlauf vor Olympia, am Sonntag in Maribor, nach Punkten voraus. Die Trainer haben nun die Qual der Wahl, aber als Luxusproblem will es niemand beim DSV verstehen. "Wir sind froh, so viele gute Läuferinnen zu haben", sagt Alpinchef Wolfgang Maier. " Wo ist da das Problem?"

Die Entwicklung hat sich in den vergangenen beiden Jahren schon angedeutet, sie ist die Folge einer Umstrukturierung und guter Personalwahl. Vor vier Jahren übernahm Christian Schwaiger das Technikressort in der Frauenabteilung. Der Österreicher war zuvor beim britischen Verband tätig. Dort hatte er gelernt, wie man aus wenig ein bisschen etwas machen muss. Er legte viel wert auf die Physis, damit seine Athleten "körperlich kein Handicap haben, denn skifahrerisch wirst du auf der Insel immer eines haben."

In Deutschland fand er zwar bessere Skifahrerinnen vor, sah aber noch Potenzial bei der Athletik. "Wir haben körperlich richtig Gas gegeben", sagt Schwaiger. Auch wenn das den Athletinnen nicht immer gefallen hat, "Aber es zahlt sich aus. Denn das ist die Grundvoraussetzung, dass man im Slalom und Riesenslalom etwas bewegt." In Abfahrt und Super-G ist Athletik genauso wichtig, aber für die Läuferinnen leichter nachzuvollziehen. Susanne Riesch hatte bis zur vergangenen Saison die Konditionseinheiten stets frühzeitig beendet. "Ich dachte, für den Slalom reicht das schon." Schwaiger überzeugte sie vom Gegenteil.

In seinem ersten Winter war keine einzige deutsche Läuferin unter den besten zehn der Slalom-Rangliste platziert, mittlerweile sind es vier. Die Basis war schon ein paar Jahre zuvor gelegt worden nach der WM in St. Moritz 2003. Wolfgang Maier, damals Cheftrainer der Frauen, reagierte auf die Lücke, die in fast allen Disziplinen hinter den Arrivierten Gerg und Ertl geklafft hatte. Er strukturierte kräftig um, bis hinunter zum Nachwuchs und legte strengere Kriterien fest, "aber spezialisiert haben wir nicht." Das sei eher eine Folge der hohen Verletzungsquote gewesen. Immer mehr Läuferinnen fuhren lieber Slalom statt Abfahrt. Und einige davon gar nicht schlecht.

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