die wahrheit: Tod im bleichen Badewasser

Tiere hatten es in England noch nie besonders leicht. ...

... Erst wurden hunderttausende Rinder mit BSE infiziert, dann traf die Überlebenden die Maul-und-Klauenseuche, und Millionen von Bienen wurden von Milben dahingerafft.

Nun sind die Goldfische dran. In Norwich sind drei Stück heimtückisch ermordet worden. Dafür wurde nun die 19-jährige Chantelle Amies angeklagt - freilich nicht wegen Mordes, sondern wegen Sachbeschädigung, denn ein Tier wird vor Gericht wie ein Sessel oder ein Entsafter eingestuft. Amies soll nach einem Streit mit einem Nachbarn ein paar Schluck Bleichmittel in dessen Goldfischglas gegeben haben, was die nassen Tiere nicht überlebten.

Der Staatsanwalt wies nach, dass sich Amies' Fingerabdrücke auf dem Goldfischglas befanden - und auf der Flasche Bleichmittel in ihrem Badezimmerschrank, was in Anbetracht ihrer erschreckend blonden Haarfarbe nicht verwunderlich ist. Außerdem bot die Anklage drei Zeugen auf, die beschworen, dass das Goldfischglas nach Bleichmittel gerochen habe. Aber niemand konnte bezeugen, dass Amies es auch hineingekippt hatte. Die Polizei hatte das Beweismittel vernichtet. Die Beamten hatten das Goldfischglas samt Fischen in der Toilette entleert, so dass ihr Badewasser nicht mehr auf den Bleichmittelgehalt untersucht werden konnte.

Ein solcher Test wäre ohnehin zu teuer gewesen, sagte die Polizei. So musste das Verfahren, das rund 2.000 Pfund gekostet hatte, eingestellt werden. Die Goldfische hatten einen Wert von sieben Pfund.

Wer etwas über den Zustand eines Landes und seiner Bewohner wissen möchte, muss die Gerichtsberichte in der Lokalpresse lesen. Im Land des warmen Bieres ist es um die nachbarschaftlichen Beziehungen nicht gut bestellt. So fand eine Frau in Tyneside neulich einen blutigen Kopf vor ihrer Haustür. Er trug einen Polizeihelm und hatte eine Zigarre im Maul. An den Ohren erkannten die herbeigerufenen Polizisten, dass es sich nicht um einen ihrer Kollegen, sondern um einen Schweinskopf handelte. Die Täter hatten offenbar den Film "Der Pate" gesehen, in dem John Marley den Kopf seines Lieblingspferdes mit Grüßen der Mafia unter seiner Bettdecke findet.

Bei dem Schweinskopf handelte es sich wohl ebenfalls um eine Warnung. Die Frau war Zeugin einer Schießerei in der Nachbarschaft und sollte vor Gericht aussagen. Die Nachbarn, die die Lieferung des Schweinskopfs beobachtet haben, halten vorsichtshalber die Klappe.

Jeff Buck hat auch Ärger mit dem Nachbarn. Seinetwegen bekam er mehrere Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübertretung - für sein geparktes Auto. Buck stellt seinen Wagen stets auf der Straße vor seinem Haus ab, direkt vor einer Radarkamera. Wenn der Nachbar daran vorbeisauste, löste er die Kamera aus. Auf den Fotos war natürlich auch Bucks Auto zu sehen. Nun sollen die Beamten zur Schulung, damit sie lernen, fahrende von geparkten Autos zu unterscheiden. Bis dahin will Buck ein Schild ins Rückfenster stellen: "Dieses Auto ist geparkt."

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kari

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