Gemeinnutz: Geld machen mit Trebern
Ex-Treberhilfechef Harald Ehlert hat an Obdachlosen ordentlich verdient. Darf er das?
Was ist eine gemeinnützige GmbH?
Als gemeinnützig gilt, wer mit seiner Tätigkeit das Wohl der Allgemeinheit selbstlos fördert. Die Anerkennung erfolgt durch das zuständige Finanzamt. Eine gemeinnützige GmbH (gGmbH) wie die Treberhilfe darf im Unterschied zu einer normalen GmbH zwar Gewinne erzielen, darf diese aber nicht ausschütten, sondern muss sie für gemeinnützige Zwecke verwenden. Dafür muss sie keine oder nur geringe Steuerabgaben zahlen.
Welche Gewinne, Dienstwägen und Gehälter sind in einer gGmbH erlaubt?
Die Gewinne sind nicht begrenzt. Die Treberhilfe gGmbH hat 2008 bei einem Umsatz von etwa 12 Millionen Euro einen Überschuss von 1,2 Millionen Euro erwirtschaftet, was einer Rendite von 9,5 Prozent entspricht. Laut Paritätischem Wohlfahrtsverband sei dies ungewöhlich hoch, 2007 habe die durchschnittliche Rendite der Sozialwirtschaft 2,7 Prozent betragen.
Gehälter und Dienstwagen von gemeinnützigen Unternehmen müssen "angemessen" sein. Diese Angemessenheit wird vom Finanzamt überprüft und orientiert sich an der freien Wirtschaft. Üblich ist das laut Medienberichten 300.000 Euro hohe Jahresgehalt Harald Ehlerts auf alle Fälle nicht: Der Geschäftsführer des viel größeren Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Oswald Menninger verdient nach eigenen Angaben 105.000 Euro jährlich. Da das Finanzamt laut Steuerverwaltung nur die Gesamtpersonalkosten prüfe, sei Ehlert hohes Gehalt nicht aufgefallen. Sollte der Treberhilfe nun ihre Gemeinnützigkeit aberkannt werden, muss sie die Steuern der vergangenen Jahre nachzahlen und Ehlert könnte wegen Steuerhinterziehung angeklagt werden.
Warum ist Ehlert nicht früher aufgeflogen?
Die Treberhilfe gGmbH gehört zur Hälfte dem Treberhilfeverein, zur anderen Hälfte Ehlert selbst. Ehlert war damit gleichzeitig Gesellschafter und Geschäftsführer der gGmbH. Zudem ist er Vorstandsmitglied des Treberhilfevereins. Überprüft wird die Tätigkeit des Geschäftsführers üblicherweise vom Aufsichtsrat. Da es keinen gab, hatte der Vorstand des Vereins die Kontrollfunktion inne. Da Ehlert neben zwei anderen Mitgliedern selbst im Vorstand saß und der Verein kaum aktive Mitglieder hat, hat er sich quasi selbst kontrolliert. Der Diakonie als nächster Kontrollinstanz sei die krude Organisationsstruktur nicht aufgefallen, da nur die gGmbh Mitglied im Diakonischen Werk ist, erklärte eine Sprecherin. Der Verein dagegen war Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband und jeder Dachverband kontrolliert nur sein Mitglied. (mit dpa)
Leser*innenkommentare
Burkhard Schroeder
Gast
Das Geld wurde ja wohl nicht mit den Trebern gemacht, sondern mit den Angestellten der Treberhilfe. Die bekommen wie man der Presse entnehmen konnte nur 20 Tage Urlaub, also mehr als 10 Tage weniger als nach Tarif. Bei 280 Angestellten spart der Chef also die Bezahlung von rund 3000 Arbeitstagen ein. Das sind mehr als 300.000 Euro im Jahr. Da rollt der Maserati. Die Wohlfahrtsverbände sollten sich mal dafür einsetzen, dass die Angestellten Tarifurlaub bekommen und entsprechend bezahlt werden.
Leser
Gast
schön auch mal einen verständlichen Erklärungsansatz zu den Hintergründen zu lesen.
wobei es immer noch merkwürdig erscheint wieso erst nach 2 Jahren Maseratikutschiererei, und die war nicht geheim und schon im Dezember 2008 im Tagesspiegel ausführlich vorgestellt, sich wer interessiert und aufregt :-)