www-Adressen: Arabische Domains freigeschaltet

Künftig können Internet-Adressen in Ägypten, Saudi-Arabien und den Emiraten komplett in Landessprache geschrieben werden. Kritiker befürchten eine Abtrennung der Teilnetze.

Das Video auf www.tinyurl.com zeigt, wie arabischen URLs aussehen - hierzulande unmöglich zu entziffern. Bild: Screenshot Video

Für die Internet-Adressverwaltung ICANN war es ein "historischer Tag": Seit Donnerstag sind erstmals Netzadressen nutzbar, die vollständig aus nichtlateinischen Buchstaben bestehen. Die so genannten "Internationalized Domain Names" (IDNs) funktionierten bislang nur für den Teil einer Internet-Adresse, der vor der Top-Level-Domain (TLD), also zum Beispiel ".de" für Deutschland oder ".com" für kommerzielle Firmen, stand.

Nun werden auch die TLDs internationalisiert. Begonnen wurde mit dem arabischen Sprachraum: Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate müssen künftig nicht mehr mit ".eg", ".sa" und ".ae" Vorlieb nehmen, sondern können auch diese Adressbestandteile mit arabischen Schriftzeichen umsetzen. Damit lassen sich Domains zudem komplett von rechts nach links schreiben.

Laut ICANN ist das nur der Anfang. Nach dem arabischen Sprachraum sind auch russische, chinesische, thailändische und tamilische Domains geplant. Für die Adressverwaltung ist dies "die größte Veränderung des Netzes, seitdem es vor 40 Jahren erfunden wurde". Es gehe bei dem Projekt darum, das Internet "globale und für alle leichter zugänglich" zu machen.

Auf Rechnern außerhalb der entsprechenden Länder müssen die IDNs allerdings nicht immer korrekt aussehen - ein technischer Trick erlaubt die Darstellung, der aus Codes wie "xn--" die korrekten örtlichen Buchstaben formt. Moderne Browser wie Firefox beherrschen jedoch mittlerweile die Umsetzung von vielen internationalen Sprachen. Von der Einführung der ersten IDNs vor der Top-Level-Domain hat auch der deutschsprachige Raum profitiert - seither sind Umlautadressen möglich.

So sehr das neue multikulturelle Netz von der ICANN auch als positive Entwicklung vermarktet wird - es gibt auch Kritiker an den IDNs. So könnten sich Länder wie China durch die auf westlichen Tastaturen nur mit Mühe einzugebenden Adressen noch stärker vom restlichen Internet abkoppeln, als sie das mit Filter- und Zensurmaßnahmen bereits jetzt schon tun.

Für die lokale Bevölkerung ist es leichter, mit der jeweiligen Landessprache zu arbeiten, weswegen sie die freie Berichterstattung aus anderen Regionen dann eventuell nicht mehr zu Gesicht bekommen. Oder ein Land entscheidet sich, künftig nur noch IDNs aus dem eigenen Sprachraum zuzulassen, was technisch kein großes Problem darstellt.

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