Resignation beim 1. FC Nürnberg: Es lässt sie nicht los

Die Club-Fans in Nürnberg sind sauer auf ihren Verein. Nur den Abstieg aus der 1. Bundesliga wünschen sie ihm nicht.

Für diese Saison haben die FC-Nürnberg-Fans schon aufgegeben. Bild: dpa

MÜNCHEN taz Eigentlich ist die Zeit zwischen dem vorletzten und dem letzten Spieltag in Nürnberg traditionell "die Woche der Hoffnung" - regelmäßig geht es für den Vizerekordmeister dann um Auf- oder Abstieg. Doch diesmal ist von akuter Hoffnung eher wenig zu spüren, dafür umso mehr von großen Sehnsüchten und sentimentalen Erinnerungen. Am Dienstag wurde der 1. FC Nürnberg 110 Jahre alt. Anlass, alte Erinnerungen auszutauschen, Heldengeschichten zu verbreiten und vor der Realität zu flüchten.

Nicht wenige wünschten "ihrem" Club nicht nur alles Gute zum Geburtstag, sondern auch gute Besserung. Der Glaube an den Klassenerhalt ist mittlerweile bei vielen Fans geschwunden. Kein Wunder: Mausetot hatte sich das Team am 33. Spieltag in Hamburg präsentiert. Erst am Montag danach drehte die Mannschaft wieder etwas auf: Nürnbergs Linksverteidiger Javier Pinola wollte einem Trainingszaungast an die Gurgel, weil dieser ihn und die Mannschaft für das desolate 0:4 in Hamburg beschimpfte. Für die ungewohnte Entfremdung zwischen Verein und Mannschaft einerseits und ihren Fans andererseits gibt es zwei Ursachen: Zum einen hat die Vereinsführung sehr resolut auf die Zündeleien einiger Ultras reagiert und die Fans, insbesondere die Auswärtsfahrer, kollektiv bestraft. Zum anderen hat sich Trainer Dieter Hecking nicht sehr beliebt gemacht, als er nun erklärte, das Saisonfinale gegen Köln, sei "das Endspiel, das wir uns in der Winterpause gewünscht hatten".

Fünf Spieltage vor Saisonende stand sein Team nämlich schon auf Platz 14 und hatte von allen Abstiegskandidaten die besten Aussichten auf den Klassenerhalt. In den nächsten vier Partien holten die Franken keinen einzigen Punkt. Und so ist es kein Wunder, dass ein Fan im Forum des FCN-Fanclubs "Internettis" schwarzmalt: "Ich trau dem charakterlosen Haufen alles zu - nur kein Aufbäumen. Leider." Auch die Nürnberger Abendzeitung stellt fest: "In der leidgeprüften Fangemeinde hat sich scheinbar schon Lethargie oder gar Resignation breitgemacht." In einem offenen Brief an die Anhänger warb Dieter Hecking daher um Unterstützung: "Wir haben weiter die Chance auf den Klassenerhalt, und wir wollen diese Chance nutzen! Das geht aber nur, wenn wir alle gemeinsam die Ärmel hoch krempeln, wenn alle alles geben."

Davon ließ sich einer anstecken, den der Coach wahrscheinlich nicht gemeint hat. Sein Vor-Vor-Vorgänger Hans Meyer, Pokalheldentrainer von 2007, sprach: "Alle, vor allem die Fans, müssen weiterhin zur Mannschaft stehen, ihren Support geben. Wir können aus eigener Kraft drinbleiben!" Der schlechten Stimmung zum Trotz werden am Samstag fast 50.000 Zuschauer im Stadion "ihrem" Club die Daumen drücken, mitfiebern, mitleiden. Hans Meyer weiß auch, warum: "Wen dieser Club einmal gepackt hat, den lässt er doch nicht mehr los!"

SASCHA KNÖCHEL

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