die wahrheit: Schwabinger Krawall: Positiv gedacht

Das Wochenende war ein einziger Reinfall. Zuerst hat der Jackie einen Abend lang an eine tschechische Austauschstudentin hingebaggert, um schließlich zu erfahren,...

...dass der komische Kickboxer aus Neuperlach doch nicht schwul, sondern mit der Studentin verheiratet war. Dann ist ihm sein Auto abgeschleppt worden, obwohl er einen Zettel mit der Aufschrift "Notfall! Bin in fünf Minuten oder so zurück!" hingehängt hat.

Beim Renato ist ihm beim Heimlichrauchen die Zigarette in eine fremde Pizza gefallen, so dass ihm der Renato Hausverbot erteilt hat, und in der Sieben hat ihm ein norddeutscher Bayernfan mit Sepplhut und Atomrausch drei Bier vom Tisch geschmissen, und als der Jackie gebrüllt hat, er werde dem Arschkopf gleich ein bisserl Senf auf sein Wurstgesicht schmieren, hat sich herausgestellt, dass die ganze Sieben voller Bayernfans war, so dass er auch hier eine Art Lokalverbot bekommen hat, das ihn eine halbe Schneidezahnkrone gekostet hat.

Wie er dann auf der Einweihungsparty der neuen Werbeagentur den Hubsi getroffen hat, war die Party von der Polizei schon wieder ausgeweiht, und dann hat er die Geschichte in der inzwischen leeren Sieben dem Hubsi erzählt, aber der hat gesagt, das sei alles Humbug und er müsse endlich lernen, positiv zu denken. Durch positives Denken bekomme man eine unwiderstehliche Ausstrahlung und mache jeden Stich.

Der Jackie hat kein Wort verstanden und deshalb gesagt, er solle ihm den Schuh aufblasen mit seinem esotonischen Klimbim, aber der Hubsi ist an den Nebentisch gegangen und mit zwei hübschen Italienerinnen zurückgekehrt, die unbedingt ins Hofbräuhaus wollten, und weil die eine davon den Jackie gar so nett angelächelt hat, hat er beschlossen, positiv zu denken. Das hat tatsächlich derart gut gewirkt, dass die Italienerinnen gar nicht bemerkt haben, dass der Jackie nur zwei Sätze auf Italienisch kann: "Uno pizza di Scampis" und "Altro birre o uno Masso Wodka Redo Bullo".

Im Hofbräuhaus allerdings hat der Jackie nach der zweiten Maß gemerkt, dass die Hand, die er unter dem Tisch streichelt und die ihn zaghaft zurückgestreichelt hat, ganz schön haarig war und dem wurstgesichtigen Boss von den Bayernfans gehörte, die die ganze Schwemme besetzt hatten, und wie er vor lauter Zorn und Rausch gebrüllt hat: "Deutscher Meister Tunten-FCB!" – da war es mit dem positiven Denken schlagartig vorbei, und den Rest des Nachmittags hat der Jackie erst danach aus dem Polizeibericht erfahren.

Einen Erfolg hat der Tag allerdings doch gebracht: Nämlich ist der Jacqueline, die bei seinem ramponierten Eintreffen zu Hause gesagt hat, dass sie seit zweiundzwanzig Stunden darauf warte, dass er sie zu dieser blöden Werbeparty abhole und dass sie jetzt endgültig die Nase voll habe und zur Violetta ziehe, und der der Jackie daraufhin gesagt hat, das sei ihm vollkommen egal, weil er sich die nächsten fünf Tage sowieso im Schlafzimmer einsperren werde, um so lange negativ zu denken, bis ihm der Rest auch egal sei – da nämlich ist der Jacqueline ausnahmsweise nichts mehr eingefallen, und zwar ziemlich lange.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.