Deutscher WM-Gegner Australien: Grauenhafter Mauerfußball

Alles steht und fällt mit Tim Cahill, dem Mann hinter der Spitze. Sonst interessiert Trainer Kim Verbeek nur die Abwehr. Und setzt auf eine organisierte und beinharte Verteidigung.

Tim Cahill ist einer der torgefährlichsten Mittelfeldspieler. Bild: ap

Tim Cahill wird spielen können. Seine Nackenverletzung, so hat er australischen Reportern in den vergangenen Tagen immer wieder versichert, macht ihm keine Probleme mehr. Regelrecht genervt soll er reagiert haben auf die Nachfragen, seine Fitness betreffend. Warum er so gequält dreinschaue, wurde er gefragt, ob es nicht doch noch zwicke. "Ich will endlich spielen, deshalb schaue ich so", war Cahills Antwort. Beinahe alles dreht sich um den zentralen Mittelfeldspieler der Socceroos. Mit dem schmächtigen 30-Jährigen, der in der englischen Premier League beim FC Everton spielt, steht und fällt das australische Offensivspiel.

Cahill spielt zentral hinter der meist einzigen Spitze. Er soll die Bälle, die der Stürmer prallen lässt, verwerten. Das gelingt ihm nicht selten. Auch in der Premier League gilt er als einer der torgefährlichsten Mittelfeldspieler. Vor allem sein Kopfballspiel ist gefürchtet. 20 Treffer hat er bereits für die Nationalmannschaft erzielt. Zweitrangig ist für Kim Verbeek, den niederländischen Trainer der Australier, daher die Frage, wer in seinem 4-3-2-1-System ganz vorne spielt.

Harry Kewell werden dabei genauso große Chancen eingeräumt wie Joshua Kennedy. Kewell, der mit dem FC Liverpool 2005 die Champions League gewonnen hat, ist mit seinen 31 Jahren immer noch einer der großen Stars des australischen Fußballs. Weil er bei Galatasaray Istanbul aber nicht immer in der Startelf spielt, zudem nicht allzu treffsicher ist, werden Kennedy Chancen auf einen Platz in der ersten Elf eingeräumt. Für ihn spricht, dass er bei seinem Japanischen Klub Nagoya Grampus Eight immer spielt und sogar - in Deutschland (u. a. Köln, Nürnberg, Karlsruhe) galt er eher als Chancentod - regelmäßig trifft.

Auch wenn der deutsche Oberverteidiger Per Mertesacker voller Respekt vor allem vor Tim Cahill ist ("extrem quirlig"), das Spiel der Australier ist alles andere als ein Offensivspektakel. Das Hauptaugenmerk von Trainer Verbeek gilt der Abwehr. Und so bot das Team, das unter Guus Hiddink bis vor vier Jahren die Fans mit offensivem Tempofußball verwöhnt hat, teils grauenhaften und überdies beinharten Mauerfußball, um sich für die WM zu qualifizieren. Umso verärgerter muss Verbeek nach dem 1:3 im letzten Testspiel gegen die USA gewesen sein. "Wir waren nicht gut organisiert", sagte er danach. Das passiert ihm selten.

Die zwei Sechser Jason Culina und Vincenzo Grella sind von fast allen Offensivaufgaben freigestellt und dürfen getrost als Abräumer bezeichnet werden. Zwar beherrschen die Australier das gepflegte Passspiel im Mittelfeld, doch soll es nach ganz vorne gehen, dann werden beinahe nur lange Bälle gespielt. Gefährlich könnte es auch über die Außenpositionen werden. Ein wahrer Liniensprinter ist auf der rechten Außenbahn Luke Wilkshire von Dynamo Moskau. Sein Kollege auf links könnte ein Sicherheitsproblem sein. Scott Chipperfield vom FC Basel ist mit seinen 65 internationalen Einsätzen zwar der erfahrenste Spieler, Außenverteidiger ist er indes nur im Nebenjob.

Innenverteidiger Lucas Neill, 32, und Craig Moore, 34, sind Verteidigerveteranen, die nie mehr getan haben, als im Strafraum für Ordnung zu sorgen. Hinter ihnen steht Mark Schwarzer, 37, der beim FC Fulham zu einem der besten Keeper der Premier League gereift ist. Gegen die USA zeigte er Schwächen bei hohen Bällen. Er ist sich dennoch sicher: "Wir haben eine Chance." Am Sonntag treffen die Australier auf das deutsche Team.

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