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Unerwünschte Elite Teach firstHelfer oder Snobs?

Frischer Wind im Kollegium oder elitäre Karrierehäscher: Die Jungakademiker von "Teach First" hospitieren erst in Brennpunktschulen - ehe sie auf Topjobs weiterziehen.

Den Frontalunterricht gilt es für Programmteilnehmer auch mal zu durchbrechen. Bild: dpa

Früher gab es mächtig Ärger, wenn man im Unterricht heimlich Comics gelesen oder Karten gespielt hat. Heute gibt es Lob. Zumindest an der Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule im Berliner Stadtteil Moabit.

Im Englisch-Club mit Michael Schultheiß dürfen Jugendlichen spielerisch eine Fremdsprache lernen. "Die Schüler sollen Englisch nicht nur als Unterrichtssprache sehen", meint der junge Mann. "Man kann sich auch auf Englisch freuen oder ärgern."

Teach first - nein, danke!

Es ist eine der Geschichten, die das deutsche Schulsystem schreibt. Der Lehrerberuf ist auf den Hund gekommen, nur allmählich steigt die Reputation wieder. Außerdem gehen hunderttausende Lehrer in Pension - bis 2020 mehr als die Hälfte der rund 700.000 Lehrer. Aber wenn in NRW, Berlin und Hamburg 63 freiwillige Lernhelfer mit exzellenten akademischen Abschlüssen sich für den Knochenjob in der Schule bewerben, dann gibts gleich was zu mäkeln. Teach First Deutschland (www.teachfirst.de) ist eine Kopie aus den USA und schickt für zwei Jahre Hochschulabsolventen an Schulen, die sich dafür bewerben. Meist als Lernassistenten, nicht selten auch vor der Klasse. Gegen die Ergänzungslehrer wettern nun freilich die Gewerkschafter - weil die echten Anwärtern Job und Gehalt wegnähmen. Letzteres stimmt: Die unheimliche Schulbürokratie bezahlt Teach-First-Leute aus regulären Lehrertöpfen. Studien in den USA zeigen: Teach-First-Leute bringen oft frischen Schwung - und erzielen zum Teil bessere Lernergebnisse bei den Schülern als normale Lehrer. (taz)

Michael Schultheiß leitet die AG neben dem normalen Unterricht. Und macht das, was viele seiner Kollegen kaum schaffen: Er nimmt sich Zeit für seine Schüler. Aber ein normaler Lehrer ist Schultheiß nicht. Er nennt sich "Fellow" und ist einer von 66 jungen Hochschulabsolventen, die erstmals seit dem Schuljahr 2009/2010 an 54 sogenannten Brennpunktschulen in Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen im Einsatz sind. Ausgebildet wurden sie von der Initiative Teach First Deutschland. Und zwar für Schulen wie die Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule. Schulen mit Jugendlichen aus benachteiligten Familien. Oft haben sie einen Migrantenanteil von mehr als 50 Prozent.

"Es kann nicht sein, dass in Deutschland die soziokulturellen Unterschiede für den Bildungserfolg so entscheidend sind", ärgert sich Kaija Landsberg. Vor drei Jahren hat sie das Projekt nach dem US-amerikanischen Vorbild "Teach America" gegründet. Ihr Ziel: bessere und gerechtere Bildungschancen für Kinder und Jugendliche. Langfristig strebt Landsberg sogar einen Wandel im Schulsystem an. Mit den Fellows will die 30-Jährige diese Idee umsetzen.

Die hochbegabten Absolventen unterstützen erfahrene Lehrer im Unterricht, engagieren sich in Arbeitsgemeinschaften oder sind Ansprechpartner für die Schüler. Und das zwei Jahre lang. Danach setzen ihre Karriere fort - als Unternehmer, Anwälte oder Politiker. "Vielleicht können sie so auf der Gesellschaftsebene die Schulstrukturen ändern", hofft Landsberg. Die 30-Jährige setzt auf talentierte Menschen - mit außergewöhnlichem Lebenslauf. "Wir wollen Leute mit einer Mischung aus Herz und Verstand - keine Fachidioten", sagt sie. "Leute, die Verantwortung übernehmen können." Denn sie sollen einen Draht zu den Jugendlichen aufbauen.

Rund 770 Absolventen haben sich für das Programm beworben. Einer davon ist Michael Schultheiß. Der 26-Jährige konnte mit seinen persönlichen und akademischen Fähigkeiten überzeugen. Nach seinem Studium der Geschichte, Politik und Soziologie arbeitete er in einem Flüchtlingshilfswerk in Georgien. Aber schon davor leistete er seinen sozialen Dienst in einer dänischen Kirchengemeinde in Kanada ab und führte Schulklassen durch das Deutsche Historische Museum in Berlin. Schultheiß Chef, Schulleiter Jens Großpietsch, ist so angetan von der Arbeit, dass er sich gleich um einen weiteren Teach-First-Hospitanten beworben hat.

Ergänzungslehrer Schultheiß versucht seinen Schülern nicht nur Wissen in Englisch oder Erdkunde zu vermitteln, sondern auch gesellschaftliche Werte. Im Film-Club zum Beispiel. "Wir schauen gesellschaftskritische Filme und reden danach über die Interessen und Probleme der Jugendliche", verrät er. Oft fehle den Schülern ein Ansprechpartner. Dabei versucht Schultheiß die Hektik des Schulalltags abzuschütteln. Doch das gelingt nicht immer. "Von dem Schulsystem wird man schnell absorbiert", bedauert er.

Viel Arbeit!

Ähnliches erlebt auch Johannes Knabe. Der promovierte Informatiker ist einer von zwei Fellows an der Gesamtschule Finkenwerder in Hamburg. "Ich bin überrascht, wie anstrengend der Job ist", gesteht er. Kein Wunder - an der Schule herrscht Lehrermangel. Da ist auch für den Fellow die Arbeitsbelastung hoch. Neben Mathematik lehrt der 28-Jährige Informatik. Für dieses Fach fehlte bislang eine Lehrkraft. Nachmittags baut der Rheinländer in einer Experimentierwerkstatt mit seinen Schülern Roboter, erstellt Webseiten oder verhilft Fünft- und Sechstklässlern zum PC-Führerschein. "Leider bleibt nicht immer die Zeit, alles nachzuarbeiten oder kreative Ideen für den Unterricht zu sammeln".

Gerade damit versucht Knabe den Frontalunterricht zu durchbrechen. So lässt er die Schüler in Mathe selbst aktiv werden. Sie basteln Dreiecke und berechnen damit Formeln, um die Theorie auch praktisch zu verstehen. "Mathe ist nicht gerade das beliebteste Fach."

Ein Ansatz, den Marianne Hemm, stellvertretende Vorsitzende der Hamburger Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), wichtig findet. "Ein Lehrer muss fachlich richtig und verständlich erklären können. Er muss die Neugierde von Schülern befriedigen", meint sie. Doch dafür hätten viele Lehrer oft kein Verständnis. Hemm plädiert daher für eine kompetente Ausbildung. Gerade darin sieht sie ein Problem bei Teach First - und zugleich eine Gefahr für das Bild des Lehrerberufs. "Es entsteht der Eindruck, dass ein zukünftiger Lehrer keine pädagogische Ausbildung mehr braucht", bemängelt sie.

Die Hamburger GEW-Frau findet auch den soziokulturellen Hintergrund der meisten Fellows problematisch. Dieser würde sich von dem der Schüler an Brennpunktschulen deutlich unterscheiden. 20 Prozent der von Teach First eingesetzten Absolventen haben Migrationshintergrund oder stammen aus bildungsfernen Familien.

Dass die Fellows eine Konkurrenz für Lehreranwärter sind, glaubt Hemm nicht - im Gegensatz zur Bildungsgewerkschaft in Berlin. Deren Vertreter befürchten, die Fellows könnten junge qualifizierte Lehrer verdrängen - wie das gehen soll, ist freilich ein Rätsel. Denn den Schulen in Deutschland steht eine gigantische Lehrerlücke bevor. Viele Stellen sind bereits jetzt nicht besetzbar. Bis zum Jahr 2020 werden rund 460.000 LehrerInnen aus dem Schuldienst ausscheiden. So steht es in einer Studie des Bildungsforschers Klaus Klemm. Und niemand zweifelt daran, dass das stimmt. Der Wettkampf um die Lehrer hat begonnen.

Die Berliner GEW-Kollegen stört so einiges an Teach First. Die Fellows wollten nur den eigenen Lebenslauf aufpolieren und die Karriere vorantreiben, heißt es. Ein Vorwurf, den die Gründerin von Teach First Deutschland, Kaija Landsberg, nicht verstehen kann. "Da gäbe es andere und einfachere Wege", sagt sie. "Außerdem ist es schön, wenn engagierte Absolventen ihre Kraft und Energie in Schüler stecken, bevor sie von Unternehmen verheizt werden." Für 1.700 Euro brutto unterstützen die Fellows erfahrene Lehrer.

"Bevor es im Beruf richtig losgeht, möchte ich Jugendlichen noch einmal helfen", verrät Johannes Knabe. Sozial hatte er sich bereits in internationalen Workcamps engagiert. Und dabei immer versucht, Jugendliche zu motivieren und zu bewegen. Das möchte Knabe auch bei seinen Schülern in Hamburg. Ihnen eine Perspektive geben. Denn die Mehrheit seiner Schüler haben arbeitslose Eltern, zwei Drittel ausländische Wurzeln.

Weniger Jugendliche mit Migrationshintergrund, sondern viele aus Arbeiterfamilien betreut Insa Larson an der Lise-Meitner-Gesamtschule in Duisburg. Als sie ihr Abitur bestand, war sie sich über ihre Zukunft noch unsicher. Studium oder doch Ausbildung? Diese Fragen stellen sich auch die meisten ihrer Schüler. "Vielen fehlt der Antrieb nach dem Abi. Sie wissen nicht, was sie machen sollen", verrät Larson. Die Eltern wüssten oft keinen Rat. Kein Wunder, haben die meisten weder studiert noch Abitur gemacht. Mit einer Berufsberatung versucht die 25-Jährige zu helfen. "Das Potenzial ist da", sagt sie. "Man muss es nur erkennen und die Schüler unterstützen."

Daher hat die studierte Biologin mit ihren Schützlingen auch schon Vorlesungen an der Uni Duisburg besucht. Die Schüler freuen sich, ein bisschen Campusluft zu schnuppern zu dürfen, sagt sie. Aber auch mit anderen Projekten versucht Larson die Interessen und Talente der Jugendlichen zu fördern. Etwa mit einer Podcast-AG. "Wir machen Hörspiele, Radiosendungen oder Interviews", erzählt sie. "Gerade ruhige oder schwächere Schüler kommen hier mehr aus sich raus und sind mutiger."

Der Glaube an die Schüler ist Larson wichtig. Und auf deren Bedürfnisse individuell einzugehen. Das versucht auch Michael Schultheiß. In der neunten Klasse unterrichtet er gemeinsam mit seiner Kollegin Englisch. Haben die Schüler Fragen, wenden sie sich aber immer an den jungen Mann. Er nimmt sich Zeit, wenn er die Fragen beantwortet. Genau das mögen seine Schüler. "Er ist nicht so streng und verliert nie die Geduld", meint Anna Horst. "Außerdem kann er gut erklären." Die 14-Jährige hat sich um zwei Noten verbessert. Wie auch ihr Mitschüler Ali Chehade. Regelmäßig besuchen beide den Englisch-Club. "Ich traue mich, im Unterricht mehr zu sagen", verrät der 15-Jährige. "Herr Schultheiß versucht uns immer zu motivieren." Mit Erfolg. Denn Englisch macht Ali viel mehr Spaß. Darüber kann sich der Fellow freuen - vielleicht sogar auf Englisch.

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15 Kommentare

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  • D
    diplom_hartzi

    Zu meiner Zeit hiess das erst ABM, dann 1 € - Job, als ich als Naturwissenschaftlerin außerschulische Bildungsarbeit mit sozial Benachteiligten machen durfte und war alles andere als prestigeträchtig. Chemie in der Suppenschüssel statt im Elite-Schülerlabor. Und karrierefördernd schon gar nicht mit den Bezeichnungen im Lebenslauf. Jetzt gibst mehr PR und Geld und schon ists ein Sprungbrett.

  • ME
    Matthias Eichenseer

    Top Absolventen aus Geisteswissenschaften gibts wie Sand am Meer, in diesen Kuschelfächern werden ja massenhaft gute Noten verschenkt alles andere wäre ja unsozial.

     

    So nun haben die Herren Philosophen und Soziologen aber komplett am Arbeitsmarkt vorbeistudiert und finden keinen Job. Da ist man doch ganz gut geparkt für 2 Jahre bei 1700 Euro pro Monat, immerhin massig mehr als andere Geisteswissenschaftler als Praktikanten verdienen. Das ganze hübscht natürlich auch den Lebenslauf auf. Bei irgendwelchen Einrichtungen der Sozialindustrie die 100% vom Staat gesponsert werden kommt man nachher dann schon unter.

     

    Wer bringt eigentlich das Geld für die Sache auf? Da könnte man auch richtige Lehrer dafür bezahlen.

  • HP
    Hetti Petti

    Was sollte man denken, wenn man die Liste der Förderer anschaut?

     

    Deutsche Lufthansa AG

    McKinsey & Company

    METRO GROUP

    Microsoft Deutschland

    etc.

     

    Das sagt alles!

  • HH
    Hans-Jürgen Heusel

    Die finanziellen Mittel für die Bildung sind begrenzt. Wenn man Teach-First-Fellows davon mit 2-Jahres-Verträgen versieht, warum zwingt man dann voll ausgebildeten Lehrkräften auf 1 Jahr befristete Verträge auf?! Es gibt ja zz. noch welche.

    Durchaus sind engagierte und zur Weiterbildung bereite Quereinsteiger willkommen. Aber wozu brauchen wir eine private Einrichtung, die uns für 2 Jahre Leute schickt mit dem Gestus "Mit einem bisschen Phantasie zeigen wir euch, wie man es besser machen kann."?

    T-F-Fellows erteilen in Berlin keinen Unterricht eigenständig. Insofern können sie weder Lehrkräfte verdrängen noch ersetzen. Leider verrät die Autorin nicht, wer ihr diese Behauptung geflüstert hat. Die GEW-Berlin behauptet nicht solchen Unsinn. Sie blockieren "lediglich" finanzielle Mittel. Die GEW-Berlin hätte aber Fellows nennen können, die bereits ihren Job quittiert haben.

    63 Fellows werden den Lehrkräftemangel der nächsten Jahre kaum mildern - sie sind aber ein weiterer Schritt in Richtung auf Privatisierung des Bildungswesens.

    Hans-Jürgen Heusel, GEW-Bezirksleitung Tempelhof-Schöneberg

  • U
    uiop

    Den Kommentar von Detlef Wulf finde ich nach allem nicht ganz von der Hand zu weisen: Wieso glaubt man denn, diejenigen, denen man eine Benachteiligung zuschreibt, würden davon profitieren, dass man sich für sie aufopfert, ihnen "hilft" ('Helfersyndrom' – schon mal gehört?). Und dass dazu eine Qualifikation in irgendeinem beliebigen Fach mit Prestige – Hauptsache nichts mit Lehramt – hilfreich ist?

     

    Es könnte ja auch ganz anders sein: Diese so genannten Benachteiligten sprechen fließend Türkisch, Kurdisch, Persisch, Pashto, Albanisch, Arabisch, Twi und so weiter – und kaum ein Lehrer kann sie fachlich angemessen betreuen, kann ihnen da fachlich etwas bieten.

     

    Ich glaube, so ein Praktikum könnte interessant sein, wenn man die Schulen, meinetwegen dann auch per Praktikum, mehr in Kontakt mit LinguistInnen, IranistInnen, TurkologInnen, AfrikanistInnen usw. brächte. Diese Leute könnten Projekte veranstalten in persischer Literatur, Sprachkontrast, Codeswitching, Typologie, Morphosyntax, linguistischer Feldforschung im Stadtteil und und und.

     

    Das wäre eine Förderung, die ohne benachteiligende Zuschreibungen auskäme.

  • C
    Conrado

    Zunaechst einmal, Experimente sind meiner Meinung nach immer willkommen, und Berichterstattung ueber sie, damit man etwas draus lernen kann. Oder eben nicht.

    Zu Schmidt's interessanten Thesen: Englisch ist nur dann ein Herrschaftsinstrument, wenn es die da oben sprechen, wir aber nicht. Also Lernen! Nebenbei ist es recht einfach fuer uns Deutsche. Schon deshalb ist Lernen wohl besser als ignorieren.

    Zum ueben gleich mal eine Definition von Snob auf Englisch aus dem Internet: One who tends to patronize, rebuff, or ignore people regarded as social inferiors and imitate, admire, or seek association with people regarded as social superiors.

    Was wird klar daraus? - Das diejenigen, die bei Teach First mitmachen, wohl eher keine Snobs sind. Sie machen naemlich genau das Gegenteil von Zurueckstossen oder Ignorieren von sozial Schwaecheren.

  • DW
    Detlef Wulff

    Ihren Kommentar hier

     

    Die Zukunftswerkstatt an unserer Schule hat sich mit der Ausweitung der TeachFirst-Idee beschäftigt.

     

    Wir denken da bei OperateFirst an Hochschulabsolventen der Philosophie, die mit 38 Stunden pro Woche ins Krankenhaus gehen, davon 15 Stunden eigenverantwortlich operieren und dabei all die überflüssigen Nieren-, Gallensteine und Blinddärme entfernt oder bei FlyFirst an Hochschul-absolventen der Politikwissenschaft, die 38 Stunden pro Woche fliegen, davon 15 Stunden eigenverantwortlich. Als besonderes Projekt fliegen die Rentner und Pensionäre im Herbst nach Mallorca; das bringt Luft in die Renten- und Pensionskassen.

  • A
    Aaa

    Selten so einen Unfug gelesen, wie im Kommentar von Schmidt. Da hat jemand nicht verstanden, dass Internationalisierung auch Wissens- und Meinungsaustausch im positiven Sinne meinen kann.

     

    Der Artikel ist ziemlich dämlich. Denn:

    Es ist nicht Schuld derjenigen, die sich da -für ein nicht gerade fürstliches Gehalt- engagieren, dass in D die Herkunft darüber bestimmt, welchen Bildungsabschluss man erreichen kann.

  • E
    english

    stimmt!

    und mathematik muss erst recht weg, die verdammten kapitalisten rechnen schließlich den ganzen tag!

  • U
    uiop

    Liebe taz,

     

    warum eigentlich benutzt ihr (in diesem Artikel, aber auch schon in anderen) dieses Wort ‘Migrationshintergrund’ so selbstverständlich als Synonym für 'potenzieller Problemfall'? Meiner Auffassung nach handelt sich ein um ein Unwort (es hätte schon längst zum Unwort des Jahrzehnts gewählt werden müssen) und einen höchst denunziativen Begriff, denn anscheinend gilt ja wohl:

     

    (1) Wenn jemand einen so genannten Migrationshintergrund hat und es trotzdem schafft – bemerkenswert.

    (2) Wenn eine Schule einen hohen so genannten Migrantenanteil hat – heftig (und klingt bei euch in dem Zusammenhang auch fast schon wie "zu 50% verseucht" – wer sich man da noch reintraut, so ungefähr).

    (3) Wenn ein Lehrer (oder Fellow oder wer auch immer) sich an so einer heftigen Schule aufopfert (wo er doch eigentlich das Recht hätte, blonde Kinder zu unterrichten) – Respekt. Und so weiter.

     

    Es nervt. Aus einer eingewanderten Familie zu kommen beinhaltet ja wohl hoffentlich keinen ansteckenden Virus, auch kein Verbrechergen und auch kein Bildungsdesinteresse. Mit der Arbeiterfamilie übrigens genau das gleiche (Rassismus richtet sich historisch ohnehin gegen beide).

     

    Das sind ganz normale Kids. Und wenn ihr Anteil so hoch ist, dann zeigt uns das erst recht, wie normal. Das, was sie vielleicht von den Hintergrundlosen unterscheidet, ist am Ehesten noch ihr weiterer Horizont, ihre Sprachkenntnisse, ihre interkulturelle Bildung (von wegen "bildungsfern"), ihre Flexibilität. Insofern sollte es eher als ein Privileg gesehen werden, diese Kids zu unterrichten, und nicht als Aufopferung.

     

    In diesem Sinne würde ich von der taz immer noch erwarten, dass sie es schafft, sich einem gedankenlosen Mainstream-Sprachgebrauch zu widersetzen.

  • HF
    Hardy Funk

    Alter was? Schmidt, auf welchem Planeten lebst du denn? Was ist deine Lösung? Gar keine Sprache lernen, oder.. dänisch..? Schonmal in den USA gewesen, oder in England? Schonmal mit Leuten aus anderen Ländern auf Englisch unterhalten? Woher dieser Hass?

     

    Aber zum Thema: ich glaube nicht, dass diese Leute Snobs sind. Wenn das Leute sind, die danach Führungspositionen bekommen etc., ist 1700 € nicht sehr viel. Noch ein "anecdotal evidence": Ich studiere selber Lehramt und bekomme erstaunlich viel Zuspruch von anderen Studenten, vor allem Informatikern, Biologen (weniger von Kunststudenten, zum Beispiel), sehr viele dieser Leute sagen, dass sie diesen Beruf sehr wichtig finden und haben ganz konkrete Meinungen zum Thema..

     

    Ich glaube, die GEW ist etwas besorgt, dass a) es so wirkt, als könne jeder Lehrer werden, als bräuchte man nicht diese aufwendige universitäre Ausbildung, oder b) in Zukunft weniger ausgebildete Lehrer eingestellt werden und dafür mehr "billigere" Fellows..

     

    Aber wie Stefan schon meinte, ich finde es gar nicht so wichtig, was die Leute sich evtl.(auch) mit diesem Job versprechen, solange es den Kindern etwas nützt, und den Fellows.. Richtige Elite-Snobs können es aber gar nicht sein, die würden nie darauf kommen, in Brennpunktschulen zu helfen, nach deren Logik sind diese Kinder und Familien ja schließlich alle selbst für ihre Lage verantwortlich..

     

    Finde es etwas blöd, dass die Taz so eine gute Sache unter sonem blöden polarisierenden Titel verkauft..

  • A
    abc123

    Nach der Beschreibung scheinen die Fellows nicht in "Topjobs" (was soll das eigentlich sein?) zu streben, sondern eher in den Bildungsbereich.

     

    Darauf weisen die bisher gesammelten (Berufs-) Erfahrungen in internationalen workcamps und als Museumsführer für Schulklassen hin.

     

    Da ist es durchaus sinnvoll, diesen Leuten eine ausführliche Möglichkeit zu geben, den Lehrerberuf kennenzulernen. Dass dieses zweijährige "Praktikum" mit 1700 € brutto vergütet wird, ist auch o.k. Reichtümer kann man damit nicht ansammeln, aber man muss auch nichts zuschießen, um diese Erfahrung zu machen.

     

    Nur, gleichzeitig dienen diese fellows als Lohndrücker. Warum soll ein Lehrer eine AG durchführen, Förderunterricht in Englisch erteilen, mit den Schülern einen Ausflug zur Uni machen, wenn es auch ein fellow machen kann?

     

    All´ diese kleinen und nicht ganz so kleinen Dinge, die auch zum Schulalltag gehören, werden an die deutlich günstigeren fellows "ausgelagert".

     

    Wer gewinnt hier eigentlich?

    So sehen die Lehrer, dass es Leute gibt, die ihren Job für deutlich weniger Geld machen und fordern keine Lohnerhöhung oder gar Weihnachts- oder Urlaubsgeld.

     

    Und die fellows lernen, sich schon einmal an die sinkenden Löhne im Bildungsbereich zu gewöhnen.

  • D
    dietah

    Ist das jetzt die neue Nummer um das Excellenz Prädikatsexamen, windelweich mit soft skills umhüllend, für die Führungsebene empfehlend, aufzuwerten?

     

    Na ja vielleicht hilfts ja was. Alle mal besser als internationale Kommilitonen mit deutscher Besserwisserei in Vorlesungen zu quälen.

     

    Eventuell bleibt an den Karriere Plastikpuppen was Menschliches hängen und die Kinder erhaschen ein Blick auf die Welt da draußen.

  • S
    Schmidt

    "Snobs" ist treffend.

    Jedenfalls für diejenigen, deren Eifer sich darauf konzentriert, Englisch weltweit zu verbreiten.

     

    Aus demselben Grund, weshalb früher im Osten Russisch gelehrt wurde: es ist die Sprache der Herrschenden und ihrer hilfreichen Untertanen.

     

    Daran ist auch zu erkennen, was nicht selten "hochqualifiziert" bedeutet: die Regeln der Herrschenden möglichst perfekt zu verinnerlichen.

     

    Englisch gehört aus Schulen ebenso verbannt wie Religion.

  • SP
    Stefan Petzold

    Helfer oder Snobs war die Frage der Überschrift. Plakativ könnte man vielleicht von "helfenden Snobs" sprechen.

    1700 Euro brutto ist für Uni-Absolventen nicht viel, absolut betrachtet aber mehr, als mancher im Einzelhandel verdient, so dass man eigentlich kaum eine ehrenamtliche Komponente oder eine besondere Aufopferung entdecken mag. Dennoch, den Schulkindern bringt es genauso etwas wie den Jungakademikern. Insofern - was spricht dagegen?