piwik no script img

Sicherheit im Nahverkehr (II)Sicherheit durch Radio

Nach der Kampagne eines Privatsenders legen Hamburgs Verkehrsbetriebe eine Gedenkminute ein.

Zu einer Gedenkminute kamen Freitag Vormittag Vertreter der Hamburger Verkehrsunternehmen an der U-Bahn-Haltestelle Jungfernstieg zusammen. Vor sechs Wochen war hier ein 19-Jähriger gestorben, nachdem er am benachbarten S-Bahnsteig Opfer einer Messerattacke geworden war. Seither wird über die Sicherheit der öffentlichen Verkehrsteilnehmer debattiert. "Schon wieder ein Vorfall von schwerer Körperverletzung im öffentlichen Nahverkehr", vermeldet Radio Hamburg am Freitag, nachdem am Mittwoch ein Passant im Bus zusammengeschlagen worden war.

Beinahe täglich versorgt der Sender seine Hörer mit schlechten Nachrichten aus dem öffentlichen Nahverkehr. Anfang Juni wurde eine Online-Befragung von "647 repräsentativ ausgewählten Personen" durchgeführt, Thema: "Hat sich Ihre Angst, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, vergrößert?" Das Ergebnis: 73 Prozent der Befragten hätten "Angst, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen". "Die Verantwortlichen", so die Schlussfolgerung, müssten Stellung nehmen zu den "Ängsten der Hamburger".

"Jeder Vorfall gibt Anlass, um die eigenen Handlungsmöglichkeiten auf den Prüfstand zu stellen", sagte Peter Kellermann, Sprecher des Hamburger Verkehrsverbunds. Eine Impulstat wie die Messerstiche am Jungfernstieg könne man jedoch nicht verhindern.

Günter Elste, der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hochbahn, wies auf die Notrufsäulen an den Bahnsteigen hin: "Jeder kann auf den Knopf drücken", sagte er. Sanktionen für einen Fehlalarm gebe es nicht. Auch die Einstellung von mehr Sicherheitsmitarbeitern wollte Elste nicht ausschließen. Wenn es die Lage erfordere, könne es zehn Prozent mehr Personal geben. SPD-Fraktionschef Michael Neumann hatte gefordert, 250 neue Sicherheitskräfte einzustellen - 220 sind es bisher. 2009 hatte der Hamburger Verkehrsverbund selbst eine Fahrgast-Befragung durchgeführt. Damals waren nur zehn Prozent der Kunden unzufrieden mit der Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!