Berliner Wirtschaft: Mit wenig Blessuren durch die Krise

Berlin hat weniger unter der Wirtschaftskrise gelitten als andere Bundesländer und erholt sich schneller. Die Arbeitslosenzahlen bleiben aber hoch - und auch wirtschaftlich gibt es noch viel zu tun.

Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf Bild: dpa

Die Berliner Wirtschaft ist bislang glimpflich durch die Krise gekommen. Auch dank einer erstarkenden Industrie dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um ein Prozent zulegen, sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) am Donnerstag. Damit könnte die Wirtschaftsleistung das Vorkrisenniveau von 2008 überschreiten - was Wolf zufolge bundesweit frühestens 2012 der Fall sein dürfte. Der Senator gestand aber ein, dass die Lücke zwischen Berlin und dem Bundesdurchschnitt weiter klaffe. Das Land habe noch "einen weiten Weg vor sich".

Im vergangenen Jahr sank das BIP um 0,7 Prozent, so wenig wie in keinem anderen Bundesland. Die Industrie schrumpfte um 7 Prozent, lag damit aber noch über dem Niveau von 2005. Das zeigt zum einen, dass in Berlin nach den massenhaften Schließungen in den 90er Jahren wieder so etwas wie ein Industriesektor wächst. Zum anderen bewährt sich der Mix aus Zukunfts- und Medizintechnologien - die weniger für Schwankungen anfällige Pharmaindustrie etwa lieferte 2009 ein Viertel des gesamten Industrieumsatzes. Von der Krise stark betroffene Branchen wie Metall oder Maschinenbau sind in Berlin hingegen unterrepräsentiert.

Zugpferd der Wirtschaft bleibt der Dienstleistungssektor. Insofern konnte Berlin von den schwierigen Jahren 2008 und 2009 sogar profitieren: Der Ruf als günstige, kreative und spannende Metropole lockte verstärkt Touristen in die Stadt, so dass die Branche ein Rekordergebnis bei Übernachtungen und Gästezahlen einfuhr. Je mehr Besucher kommen, desto mehr Kaufkraft kommt nach Berlin - vom Tourismus profitiert auch der Einzelhandel. "Tourismus in Berlin ist eine Erfolgsgeschichte", so Wolf. Indes zeigt sich, dass die Krise doch Spuren hinterlassen hat: Die Umsätze von Gaststätten und Hotels gingen zurück, ebenso wie in geringerem Maß die Beschäftigtenzahlen.

Die Schwierigkeiten in der Branche hat auch Sozialsenatorin Carola Bluhm (Linke) auf den Plan gerufen. Sie will mit einem "Masterplan Qualifizierung" von Herbst an den drohenden Fachkräftemangel abwenden; in einem der Teilprogramme plant sie, Azubis im Hotel- und Gaststättengewerbe speziell zu betreuen. "Es geht darum, Ausbildungsabbrüche zu verhindern", so Bluhm. Laut einer Studie fehlen in Berlin und Brandenburg bis 2030 mehr als 450.000 Fachkräfte, falls keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 13,3 Prozent. Zwar habe die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2009 um 2,2 Prozent zugelegt, sagte Bluhm, das Niveau der Arbeitslosigkeit sei aber weiter sehr hoch.

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