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Boulevard-Medien zur LoveparadeDie wirklich wichtigen Fragen

Reißerische Berichte, unlautere Recherche, Befriedigung allerniedrigster Instinkte - was für "Bild"-Kenner ein alter Hut ist, kann manche Leserin noch schocken.

Das Springer-Haus in Berlin – da nimmt man es mit dem Pressekodex nicht immer so ernst. Bild: ap

"Die Presse verzichtet auf eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid", heißt es im Pressekodex unter Ziffer elf. Wenn man diese Richtlinie für die publizistische Arbeit wörtlich nimmt, ist Deutschlands größtes Blut- und Spermablatt kein Presseorgan. Allein, es dürfte der Bild-Zeitung herzlich egal sein, wie man sie bezeichnet, solange die Auflage stimmt. Und damit sie stimmt - das ist allweil bekannt -, werden gerne mal einige Regeln des Pressekodexes gebrochen.

Nachdem der Undercover-Reporter Günter Wallraff sich 1977 als "Hans Esser" bei der Bild-Zeitung einschleuste und, O-Ton Wallraff, "unverantwortliche Recherchiermethoden, Verfälschungen und politische Manipulationen der Boulevardzeitung" aufdeckte, sind über dreißig Jahre vergangen. Die große Ironisierphase der neunziger Jahre, in denen es auch unter linken Intellektuellen eine Zeit lang als schick galt, die Bild-Zeitung "ironisch zu lesen", ist inzwischen auch vorbei, und nun ist die Bild wieder, was sie ist.

Und was sie ist, das führt sie in ihrer Berichterstattung über die Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg par exellence vor: "Schon seit dem frühen Samstagabend hatte Bild.de in Bildergalerien notdürftig abgedeckte Tote gezeigt (,Die Hand im Tode verkrampft. Auch dieser Mann wurde bei der Panik vermutlich zerquetscht', ,Ein Foto, das Gänsehaut vermittelt - zwei Tode am Haupteingang', ,Die Leiche eines jungen Ravers liegt abgedeckt im Müll', usw. usf.)", beschrieb Lukas Heinser die Boulevard-Berichterstattung in dem Watchblog www.bildblog.de.

Am Montag machte das Blatt dann mit dem "Todesprotokoll" der Loveparade auf. Das Titelbild, ein Schnappschuss hysterischer Menschen inmitten eines Panikknäuels, wurde nur von der Bildunterschrift getoppt: "Sie schreien in Panik, in ihren Gesichtern ist Todesangst zu lesen. […] An dieser Stelle wurden später 14 Tote gefunden." Was ist das anderes als eine Einladung, die Gesichter zu studieren und sich zu fragen, wen es erwischt hat?

Auf einer Doppelseite, garniert mit Bildern Verletzter, mit Tüchern bedeckter Leichen und völlig aufgelöster Love-Parade-BesucherInnen, werden Menschen unter Schock zitiert: "Auf meinen Beinen lagen zwei Leichen!" Dazu Fotos von fünf der Opfer, die wirken, als seien sie aus dem Internet zusammengeklaut. Auf Bild.de gibt es dann noch mehr davon: Eine Slideshow mit dem Titel "Das sind die Opfer der Loveparade" zeigt besagte Porträts der Verstorbenen zu besinnlicher Fahrstuhlmusik und schneidet Aufnahmen von Rettungseinsätzen dazwischen. Ein Interview auf Seite fünf zeigt, dass es der Bild nicht nur um Tod und Verderben geht, und geht auf die wichtigen Fragen ein: "Warum sind viele der Loveparadebesucher (,Raver') oft halbnackt?" und "Welche Rolle spielen Drogen?"

Was auch immer hier bedient wird, der Wunsch nach Information und Aufklärung ist es nicht. Diese Form der geifernden Opferberichterstattung rührt an die morastigen Untiefen niederster Instinkte: Schaulust, Sensationsgier, Gaffertum. Das sich Ergötzen an einer furchtbaren Sache, der man selbst gottlob nicht ausgesetzt ist. Gern auch getarnt als Empathie und Mitleid. An den Machern der Bild sind Porno- oder Splatterfilmautoren verloren gegangen - Journalismus ist etwas anderes.

Das haben offenbar auch andere bemerkt: Der deutsche Journalistenverband rief am Dienstag zu einer sachlichen und angemessenen Berichterstattung über die Katastrophe auf. Der Grund: Beim Deutschen Presserat waren bis Dienstagmittag bereits 140 Beschwerden eingegangen - nur drei davon richten sich nicht gegen die Berichterstattung von Bild und Bild.de. Seitdem der Presserat vor eineinhalb Jahren ein Online-Formular eingerichtet hat, ist die Beschwerde niedrigschwelliger geworden, viele Leute informieren sich inzwischen per Twitter über derartige Verstöße gegen den Pressekodex und schicken sich das Formular zu. Zum ersten Mal war das nach dem Amoklauf in Winnenden im März 2009 spürbar, damals hatten sich 80 Menschen online über die reißerische Berichterstattung beschwert.

Die nächste Sitzung des Presserats ist am 14. September. Dann wird geprüft, ob die Bild-Zeitung für ihre Berichterstattung über die Loveparade gerügt wird. Aber so eine Rüge dürfte an der Bild abprallen, ist sie doch eigentlich kein Presseorgan.

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43 Kommentare

 / 
  • FN
    Felix Nagel

    Der feuchte CDUler Traum von der freiwilligen Selbstkontrolle.

  • M
    Mone

    Mag sein, dass die Bild mal wieder über den eigenen niedrigen Anspruch stolpert. Das ist doch wahrlich nichts Neues. Viel schlimmer ist dagegen was Sie hier so treiben. Sie bringen am Montag kurz nach der Katastrophe auf dem Titel Ihrer Printausgabe einen Kommentar, der sich lediglich darum dreht, dass Großereignisse als Standortfaktor für die Kommunen wichtig seien und dass das Sterben anscheinend so weiter gehen kann. Das ist ja wohl das Allerletzte. Da erscheint einem die Bild auf einmal wirklich harmlos, schließlich spielen die sich nicht als die ewigen Gut-Menschen auf, um dann nach einer solchen Katastrophe nur mit der Schulter zu zucken und zu sagen, die Geldgeilheit der Gesellschaft fordere halt Opfer.

    Mit jenem Kommentar haben Sie gezeigt, dass Sie sich zwar immer schön als schlaue, gewissenhafte Schulstreber darstellen können, im Angesicht der wahren Zustände in diesem Land finden Sie aber auch keine klaren Worte. Sie sind einfach nur wie die üblichen Schleimer.

  • H
    Hoast

    @Matze

    Zitat: Die ganze BILD-Kritik ist intellektuell fehlgeleitet!

    Die Frage ist doch: werden sich die Leute JE WIEDER so eng in eine Massenveranstaltung packen, wo sie potentiell sterben können ?

    Damit die Antwort "NEIN" heißen kann, ist die BILD-Berichterstattung richtig, genau richtig ..

     

    Sie müssen sehr jung sein. Oder schon leicht senil. Sie glauben wirklich, dass Aufgrund der Berichterstattung von BILD die Leute sensibilisiert werden? Sie glauben, dieses Geschehen wird sich fest in die Köpfe einbrennen?

    Glauben Sie auch BILD?

  • 1
    1ng0

    drei tage herrschte pietät

    (das heißt: wie bild das wort versteht)

    statt titten gab es tote

    das hebt die umsatzquote

     

    doch die gespielte trauer

    war nur von kurzer dauer

    heut geht es schon ums silikon

    von loddars frau, sie wissen schon…

     

    und auch die svenja räkelt sich

    gehts zynischer? es ekelt mich

    das springer-seite-eins-gebot:

    die frau muss nackt sein. oder tot

     

    http://www.zwoelfzeilen.com/

  • S
    susan

    zu empfehlen auch: bild.bonn.boenisch von heinrich böll. der schriftsteller war lange lieblings-hassobjekt des damaligen bild-kolumnisten peter boenisch, der später regierungssprecher der cdu unter kohl wurde ...

  • G
    Genervt

    Schon vor Wallraff kannten wir in der Schule den berühmten Spruch:

    "Mutter drehte Kinder durch den Wolf. Bild sprach zuerst mit den Klopsen."

    Es ist also nicht neu, was hier als toller Artikel verkauft wird. Nur gnadenlos abgeschrieben.

    Genüsslich schieben sich die Bild-Hasser die "140 Beschwerden an den Presserat und nur 3 nicht die Bild betreffend" zu. Abwechslung gibt es nur in der Schreibweise "3 nicht".

  • DL
    der leser

    und um diesen artikel zu schreiben, musste die redakteurin selbst erstmal zur BILD greifen... aus purem beruflichem interesse, um sich journalistisch aufregen zu können, oder war da nicht auch ein klein wenig sensationsgeifer dabei?

     

    wie es viele andere schon gesagt haben: mit der BILD kann man nur dadurch umgehen, indem man sie ignoriert. ihre auflage ist schon lange nicht mehr so hoch, wie sie einmal war und wenn ihr jungs und mädels von der gutmenschen- und reflexempörungsfraktions endlich mal damit anfängt, die BILD nicht mehr wahrzumehen, dann sind wir einen guten schritt weiter... die BILD hat ja nicht deshalb ihren einfluss, weil sie von so vielen leuten gelesen wird... sie hat deshalb soviel einfluss, weil sich andere medien mit ihr beschäftigen, was wiederum dazu führt, dass sich die politik mit ihr beschäftigt...

     

    wann versteht ihr endlich, dass sich BILD in dieser rolle des rabauken gefällt. mann muss dieses blatt ignorieren, wie man kleine kinder ignoriert, die ihre anale phase nicht überstanden haben...

  • J
    Jan

    @Matze: Es wird auch weiterhin Massenveranstaltungen geben und ich gehe jede Wette ein, dass auch weiterhin eine Love Parade veranstaltet wird. Die Menschen mögen jetzt schockiert sein (ok ich bins nicht) und trauern und ihre Wut ausdrücken, aber das ist bald vergessen und die Party geht weiter.

    Nach dem Amoklauf von Winnenden war auch angeblich die ganze Nation betroffen und es wurde hin und her diskutiert über Killerspiele, Waffennarren und gesellschaftliches Mobbing. Und? hat sich etwas verändert? Nein! Waffen dürfen weiterhin zu Hause aufbewahrt werden (zusammen mit 4000 Schuss Munition) und Jugendliche werden kaum mehr umsorgt als noch vor 1 oder 2 Jahren.

     

    Nichts wird sich ändern, denn solang es einen selbst nicht betroffen hat, sind es nur ein paar Bilder aus den Medien...nicht mehr und nicht weniger.

  • SW
    Stefan Wagner

    Es galt als schick, die Bild-Zeitung "ironisch zu lesen"? Wie liest man denn einen Text ironisch? Soll das heißen, dass man unabhängig davon, ob ein Text ironisch gemeint war, diesen ironisch liest? Klappt das denn? Wie soll das gehen?

     

    Und wieso wird es in Anführungszeichen gesetzt? Weil wieder mal eine Autorin merkt, dass sie der Sprache nicht mächtig ist, und der Ausdruck nicht stimmt, und daher irgendwie eingesperrt werden muss?

     

    Muss man das 'ironisch lesen' ironisch lesen?

     

    Das Problem, das man etwas, was man nicht verstanden hat, auch nicht sprachlich ausdrücken kann, wird durch Tüttelchen nicht gelöst.

     

    Ist vielleicht gemeint, dass 'Ironie' eine dumme Ausrede mancher Leser war, die von noch dümmeren Zuhörern zum Teil geglaubt wurde?

     

    Captcha: Gras

  • SF
    Sven Feldbinder
  • S
    Sebastian

    Apropos Presse, auf bildblog steht seit über einem Tag diese Sache: http://www.bildblog.de/20783/deutschland-deutschland-unter-anderem/

     

    Solche Falschmeldungen wie sie in der taz stehen müssten durch den Presserat auch konsequent gerügt werden.

  • W
    wolli.m.

    Leider zeigen ja die Verkaufszahlen wieviel angeblich mündige Bürger diese Bild lesen. Also sprecht jeden an fragt ihn, wenn es sein muss jeden Tage, ob er/sie weiß was für ein entsetzliches Geschmier er/sie da kauft, liest oder sonstiges.. wenn nur ab und zu hilft, so ist es doch ein kleiner Schritt. Ich habe schon bei Wallraff überlegt ob man denn nichts machen kann..

  • G
    gerdos

    Einen relativ aktuellen BILD-Report gibt es in Buchform von Gerhard Henschel "Gossenreport". Eine köstliche Lektüre.

  • S
    Sparwasser

    Ich schwöre, dass ich noch nie eine Bildzeitung gekauft habe. Aber ohne den öffentlichen Druck von allen Seiten wird die Schweinerei von Duisburg niemals aufgeklärt.

  • M
    Matze

    Die ganze BILD-Kritik ist intellektuell fehlgeleitet!

     

    Die Frage ist doch: werden sich die Leute JE WIEDER so eng in eine Massenveranstaltung packen, wo sie potentiell sterben können ?

     

    Damit die Antwort "NEIN" heißen kann, ist die BILD-Berichterstattung richtig, genau richtig ..

  • S
    scherbengericht

    Und was Sie hier treiben, ist genauso widerlich wie das BILD-Geschmiere. Sie suhlen sich im Dreck, den die Springer-Presse auskübelt und finden sich dabei auch noch supertoll. In der Biologie nennt man solche Verhaltensweisen hyperparasitär: Schmarotzer, die von Schmarotzern leben.

  • T
    Toby

    Enteignet Springer.

    Immer noch.

     

    Ich meine, ehe die sich in die Hosen machen, weil sie eine Rüge oder eine Mißbilligung des Presserats bekommen. Oder gar einen Hinweis. Nicht auszudenken.

  • A
    atzing

    Kritik an der Bild, die anscheinend in diesem Fall echte Bilder passend zum Thema, ohne Verfälschung etc., veröffentlicht hat? Kritik, weil die Realität so grausam ist? Übt lieber Selbstkritik, warum ihr einer Eva Herrmann zu Links und Popularität verhelft, statt in die Informationsfreiheit eingreifen zu wollen.

     

    "Ergötzen an einer furchtbaren Sache, der man selbst gottlob nicht ausgesetzt ist", nein, es ist genau umgekehrt, denn ein recht großer Teil der Bevölkerung hätte unmittelbar betroffen sein können, was da passiert ist geht uns alle etwas an und will von vielen Menschen verstanden werden.

  • R
    reblek

    Als ich mich gestern für eine Minute zu RTL verirrt habe, hat eine Frau gesprochen, die "dabei war". Es erschien unter ihrem Bild ihr Name sowie der Zusatz "Überlebende". War wohl so etwas wie Auschwitz.

  • C
    civilia

    BILD hatte ein Interview mit einem Ordner, das ich mir von der TAZ gewünscht hätte. Eine Wiederauflage des Milgram-Experiments von 1961: autoritären Anweisungen ("die Notausgänge werden unbedingt nur auf Anweisung von Polizei oder Veranstaltern geöffnet") wird auch dann Folge geleistet, wenn sie im Gegensatz zum eigenen Gewissen stehen - solange gewährleistet ist, daß die "Autorität" dafür die Verantwortung übernimmt.

  • S
    so36

    nee wirklich? So ist die Bild? Was sagt denn der Taz-Genosse Kai Diekmann dazu? Gab es nicht mal eine Tazausgabe, die die Bildfritzen machen durften und ihr fandet das ja so witzig?

     

    Ja, wat denn nu?

  • C
    Crowboy

    Fussnote:

    Nach diversen Morddrohungen bleibt OB Sauerländer

    der Trauerfeier aufgrund von Sicherheitsbedenken fern...

    ...interessant, wie ernst plötzlich Sicherheitsbedenken

    genommen werden, wenn es an den eigenen Hals geht.

  • S
    Sikasuu

    Nicht nur Bild, auch die sogenannten Qualitätsmedien incl. dses WDR's machten in "Betroffenheitsjournalismus". Ich habe in den letzten Tagen fast keinen Betrag gehört oder gelesen der nicht voll Wertungen .... war.

    .

    Nicht aus zu halten sind auch die "Moralwächter" unter den Kollegen, die Rücktritte fordern, sich darüber aufregen, dass keine Schuldeingeständnisse von den beteiligten kommen....

    .

    Was erwartet denn die Journaille in einer Zeit mit Amtshaftung, Ermittlungen, zivilrechtlichen Ansprüchen von den Beteiligten?

    .

    Über solche Vorfälle (so schlimm sie sind) sauber zu reportieren steht wohl nicht mehr im "Leerplan". Saubers Handwerk verkauft wohl nicht gut!

    .

    Ziemlich brummige Gruesse

    Sikasuu

  • L
    Lukas

    Es heisst BILD, denn der Zusatz Zeitung wurde Ihnen

    schon längst abgenommen.Warum, das merken wir gerade wieder.

  • N
    Nope

    Und jetzt schreiben wieder alle: öööh, die taz is auch nicht besser. Kommt schon Leute, wo seid ihr? *gähn*

  • JK
    Jörg K.

    Unter angeblich Linken und angeblich Intellektuellen galt es vielleicht als schick "BILD" zu lesen. Die die so bezeichnet werden, sind heute wohl weder das Eine, noch das Andere. Gerade soich an "Bild" abzuarbeiten wertet sie auf. Seit Wallraff/Esser hat sich nichts geändert. "Die Ärzte"(aus Berlin) versuchten es leider auch vergeblich "Bild" in die Ecke zu stellen, wo sie hingehört. Es hilft eigentlich nur eins: ignorieren und nicht kaufen!

  • M
    m-ries

    Die Bildzeitung mag dem ganzen die Krone aufsetzen. Aber auch ohne diese überhaupt zu lesen, bin ich 24h nach der Katastrophe wütend genug gewesen. Ich finde es beängstigend, wie auf allen Kanälen, privat wie öffentlich rechtlich, permanent nicht-Informationen und Wut kommuniziert werden. Natürlich muss in fällen wie diesen den Menschen eine Stimme gegeben werden und so auch Druck auf die Verantwortlichen ausgeübt werden. Aber der Ansatz, alles, aber auch alles aus den letzten Ecken zusammenzuklauben und zu schreiben / zu senden macht mich beinahe so wütend wie die Sache selbst.

    Top-Beispiel ist hierbei für mich das ZDF-heute.journal, in dem am Abend nach der Katastrophe Fetzen von selbsternannten Experten nebst von denen erstellten "Info-Grafiken" des Veranstaltungsgeländes zitiert wurden, unterstrichen durch Beifalls-Zitate als Reaktion.

    Natürlich deuteten schon im Vorfeld viele Details auf eine katastrophale Organisation hin, aber dort wurde das Volk durch gefährliches Halbwissen nur weiter aufgestachelt.

    Zweites Beispiel, hier nur noch kurz angefügt, ist die generelle Berichterstattung von Spiegel Online – auch wenn das Angebot mal den Grimme Online Award gewann – mittlerweile ist es auf das Niveau gesunken, dass Stern.de vor längerer zeit noch hielt. Ich habe keine Lust, wie auf jener Seite, nur kontinuierlich wütende Überschriften zu lesen, wenn ich dringend nach sachlicher Information suche. Wütend bin ich schon selbst genug.

  • G
    GonZoo

    BILD ist widerlich. Die Perversion des Journalismus gehört angeprangert.

     

    Ich bitte jeden, eine schöne, korrekte Beschwerde beim Presserat einzureichen, das geht online:

     

    http://www.presserat.info/inhalt/beschwerde/beschwerdeformular.html

  • FF
    Fritzy Fratz

    Die beinahe klassischen christlichen Darstellungen der Hölle in Wort und Bild.

  • P
    piratemay

    Ach - dieser Artikel ist entstanden weil taz sonst keine Themen hat? Oder weil das Nachfrageranking zu diesem Thema weiterhin bleibt?

     

    Die Wiederholung der Widerlichkeiten der Bild macht es nicht besser.

     

    Sollte man Tote identifizieren können auf Bildern sollte man den Chefredakteur rausschmeissen können, soweit gehe ich mit.

  • A
    atypixx

    Hab eine Weile nach innen gelauscht, ob irgendein Überraschungsgefühl angesichts dieses Textes bei mir auftaucht. Da kam keines.

  • Z
    zalog

    Die Bildzeitung braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Fast die gesamte Berichterstattung ist widerwärtig und beschäment. Die Toten werden für ein Kesseltreiben um die Frage der Schuld und ein "Hängt ihn höher" mißbraucht. Eine Aufarbeitung des Sachverhalt erscheint unnötig. Die Presse kennt die Schuldigen und gibt auch gleich die Konsequenzen vor. Wenn ich schon sehe, dass Dr. Motte und Konsorten dieses Unglück auch noch in der Presse für ihre jämmerliche Selbstdarstellung nutzen dürfen wird mir übel.

  • A
    anonym

    Unlautere Recherche, einseitige Berichterstattung, das gibt es wohl bei jeder Zeitung, auch bei der taz! Siehe z. B. Thema Auslands-Adoption, da wurde auch keine Rücksicht auf die betroffene Familie genommen, die dort beschrieben wurde. Ich denke, jeder berichtet so, wie seine Leserschaft es "erwartet", ist leider so. Unabhängige und sachliche Berichterstattung gibt es nicht mehr, der Leser/Zuschauer ist gefragt, sich seine Meinung aus dem Fluss der Informationen selbst zu bilden.

  • PR
    Peter Rosenstein

    Ein zutreffender Artikel. Die BILD ist sicherlich das letzte Medium, dessen Redakteure an journalistischer Wahrheitsfindung interessiert sind. Im Gegenteil, die Berichterstattung suhlt sich vorzugsweise in einem Morast aus Sensationsgier, Sozialneid (wenn sich die Herren und Damen "Journalisten" als Stimme des kleinen Mannes gegen "die da Oben" andienen), Lust an niedrigsten Schauwerten und Gewaltdarstellungen. Dazu kommt diese rohe, primitive Sprache (...an der sollt Ihr sie erkennen!) und diese grelle, marktschreierische Gestaltung. Spießers Traum mit den Titten auf Seite 1, ein papierner Appell an niedrige Instinkte. Wie sagte Günter Wallraff sinngemäß: Wer ein wenig Ehrgefühl besitzt, der liest diesen Schund nicht.

  • B
    Bonnie

    Mal langsam, die gleichen Bilder waren ebenso bei den linksliberalen Zeitungen "Süddeutsche", "Zeit" etc. zu sehen. Und das Internet ist voll davon, wisst ihr eigentlich, dass die Leute eher bei Youtub, Facebook, Twitter nachlesen, als bei euch?

  • F
    Feinfinger

    Dann schmeißt doch endlich mal den schlecht gegelten Mann mit dem kleinen Penis aus der Genossenschaft.

  • T
    Tim

    Danke! Danke! Danke! Es freut mich unglaublich, dass die BILD und ihr Schmierfinken"journalismus" endlich mal wieder zum Thema gemacht wird. Viel zu lange wurde die Existenz und das Geschmiere dieser "Zeitung", von bildblog.de einmal abgesehen, einfach hingenommen.

     

    Danke, taz!

  • RH
    Roland Hildebrandt

    Die TAZ sollte mit solchen Anschuldigungen sich sehr zurückhalten, denn sie arbeiten selber mit solchen Methoden. Als hallescher Stadtrat wurde ich von einer anonym agierenden Hochschulgruppe als Nazi denunziert und verleumdet. Die TAZ hat ohne meine Position überhaupt einzuholen auf ihrer Onlineseite eins zu eins die Pressemitteilung von der Antifagruppe als vermeintliche Wahrheit wiedergegeben. Bis heute hat die TAZ den Artikel online geschalten, obwohl er eindeutig falsch ist. Das zeigt, dass sie schon lange nichts mehr mit einem journalistischen Ehrencodex zu tun haben, und längst bewusst die gezielte Zerstörung von Menschen betreiben wollen.

     

    http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=in&dig=2010%2F05%2F17%2Fa0127&cHash=07ebe09feb

     

    Mit freundlichen Grüßen

    Roland Hildebrandt

  • G
    guapito

    Die Auflage der Bild beweist leider, dass sehr viele Menschen auf diesen Dreck stehen.

    In der Grundtendenz scheinen die Deutschen ein widerliches Volk zu sein: dumme Gaffer, obrigkeitshörige Schleimer, Denunzianten

  • S
    specchio

    Hoffentlich wird sie nicht gerügt. Denn das heftet sie sich dann noch an die Brust, als Alleinstellungsmerkmal, als Beleg dafür, dass die Bild die einzige Zeitung sei, die "schonungslos Tacheless redet", "nichts beschönigt" und soo weiter. Nein, das Problem ist nicht die Bildzeitung und auch nicht korrupte Karrieristen wie dieser Diekmann mit seiner sauberen Zahnarztgattin. Nach Wallraff galt es wenigstens als schicklich, den Erwerb der Bild zu verleugnen oder zu beschönigen ("ich lese Bild nur wegen des Sportteils", "nur zur Unterhaltung"...).

    Nein, ich befürchte, dass das Bildungsniveau stetig sinkt und dass die Bild in dewn Augen der meisten Leser eine ganz normale Zeitung ist.

  • P
    Peter

    Endlich wird auch mal die Wahrheit über das "Bild"-Dings gesagt - eine Zeitung ist es ja nicht.

  • J
    jäger

    bild bleibt eben bild!!!

     

    da kann der springerkonzern noch soviel kreide freseen!!

  • A
    Anneliese

    Solange Verstösse gegen den Pressekodex nicht mit empfindlichen Strafen sanktioniert werden, interessiert das BILD und Co. nicht.

     

    Freiwillige Selbstkontrolle, journalistische Verantwortung? Fremdworte! Was hier zählt: die Auflage.