Gescheute Konfrontation

Warum blieb die Polizei beim Rechtsrockkonzert am Nobistor untätig? Nachbarn laden zur Diskussion

„Unfassbar!“ Alvaro Pina mag die Aussagen des Hamburger Senats nicht glauben. „Die Antworten stimmen so nicht“, sagt der Clubmacher der „Weltbühne“ am Nobistor. Mehrfach hätten er, die anderen Clubbetreiber in dem ehemaligen C&A-Haus wie auch die Vermieterin am 5. November die Polizei aufgefordert, das dort stattfindende Rechtsrockkonzert zu beenden – unter Berufung auf Vertragsbruch. Wegen Ruhestörung und Parolen wie „Heil Hitler“ und „Judensäue“ habe man zudem Strafanzeigen gestellt. „Die Polizei schritt aber nicht ein“, so Wolf von Weidenfels vom „KdW“ zur taz.

An jenem Samstagabend hatte der einschlägig bekannte „Konzertmanager“ Torben Klebe ein Konzert zwischen den Räumen der Clubs „Echochamber“ und „Weltbühne“ veranstaltet. Mehr als 300 Rechtsrockfans bezahlten 17 Euro, um bei einer „Geburtstagsfeier“ die Bands „Noie Werte“, „Word of Anger“ und „Armco“ zu erleben. Als die Vermieterin Nicola Tyszkiewicz davon erfuhr, sprach sie die Kündigung aus und forderte die Polizei auf, die Nazis „rauszuschmeißen“.

In der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der GAL-Bürgerschaftsabgeordneten Antje Möller heißt es indes, „zu keinem Zeitpunkt“ sei die Polizei von der Auflösung des Mietverhältnisses informiert worden und habe auch keine „Parolen strafbaren Inhalts“ wahrgenommen.

Weiter erklärt der Senat, dass die Polizei in „Telefonaten“ den rechten Veranstalter „aufforderte, die Fenster geschlossen zu halten“. Bestätigt wird, dass Klebe per Fax eine „Geburtstagsfeier mit Live-Musik“ angekündigt hatte. Auch die Namen der teilweise als „rechtsextrem“ eingestuften Bands gab er an.

Ob die Polizei die Auseinandersetzung mit den Neonazis gescheut habe, fragt nun Möller: „Es bleibt zu klären, wo die Polizeiführung entschlossener hätte eingreifen müssen.“ Für morgen Abend laden die Clubbetreiber zu einem Diskussionsabend über das Konzert und die Hintergründe ein. Andreas Speit

Veranstaltung: morgen, 20 Uhr, KdW (Nobistor 24)