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Abschied der Grünen Alice StröverDie große Vorsitzende geht

Alice Ströver, streitbare grüne Kulturpolitikerin und energische Kritikerin von Wowereit, kandidiert 2011 nicht mehr für das Abgeordnetenhaus.

Alice Ströver, bekannte grüne Kulturpolitikerin und Vorsitzende des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus, wirft hin. Bei der nächsten Berliner Abgeordnetenhauswahl 2011 werde sie nicht wieder für das Parlament kandidieren, sagte Ströver der taz. Nach 15 Jahren als Abgeordnete, davon 2001 im Rang einer Staatssekretärin für Kultur im rot-grünen Übergangssenat, wolle sie sich ab 2011 anderen Aufgaben zuwenden. Ströver unterstützt derzeit bereits als Beraterin die beiden von der Schließung bedrohten Theater am Kurfürstendamm. Dort ist sie gelegentlich in der Intendanz von Martin Woelffer tätig.

Ströver hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere für den Erhalt der Berliner Bühnen- und Orchesterlandschaft, die Arbeit der Gedenkstätten und landeseigenen Museen sowie für die freie Szene eingesetzt. Zuletzt engagierte sich die 55-Jährige für eine neue städtische Kunsthalle am Standort des Blumengroßmarkts in der Friedrichstraße in Kreuzberg. Zudem ist sie als Medienpolitikerin in Gremien der ARD und des Deutschlandfunks tätig. Hier setzt sie sich für einen unabhängigen, kritischen und öffentlich starken Rundfunk ein.

Eine mögliche Regierungsbeteiligung der Grünen in einem kommenden Senat sei keine Option für sie, doch weiterzumachen, betonte Ströver. Die vielen Jahre in der Berliner Kulturpolitik hätten sie zwar nicht politikmüde gemacht; ein wenig mürbe angesichts des amtierenden "Kultursenators" Klaus Wowereit ist sie aber doch. Die Stellung der Kulturpolitik ohne ein eigenständiges Kulturressort ab 2006 empfand Ströver von Beginn an als problematisch, ja "falsch". Der Kulturausschuss sowie die Kultur selbst hätten an Einfluss und Wirkung verloren "Nötige Debatten konnten so nicht angestoßen werden", sagte die streitbare und von allen Fraktionen geachtete Vorsitzende, die sich immer wieder mit Verve in die Diskussionen im Kulturausschuss einbrachte: "Also zu dem Thema habe ich mich jetzt selbst auf die Rednerliste gesetzt. Da habe ich noch einige Fragen, die vom Regierenden und seinem Staatssekretär bisher nicht beantwortet worden sind." Das gehörte zum Ströver-Ritual in jeder Ausschuss-Sitzung.

Dem Regierenden Bürgermeister warf sie Konzeptionslosigkeit bei seiner Arbeit für die Kultur vor. Wowereits Vorlieben für kultur-touristische Attraktionen und das Showbizz sowie die kulturellen "Leuchttürme" gingen auf Kosten der freien Kulturszene. "Nur sechs Prozent des Kulturetats stehen freien Gruppen zur Verfügung, und hier wird immer zuerst gekürzt. Dieser Anteil muss jedoch steigen."

Ströver studierte Kommunikationswissenschaften und arbeitete zuerst als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität (FU), danach war sie bis 1995 als Fraktionsassistentin für Kultur, Medien und Sport in der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen tätig. Strövers Abschied bedeutet nicht nur einen großen Verlust für die Kulturpolitik in der Stadt. Auch die Grünen-Fraktion wird sich schwertun, Ersatz für die profilierte Politikerin zu finden.

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