Naturkundemuseum eröffnet Ostflügel: Viel eingemachtes Getier

Das Naturkundemuseum eröffnet zum 200-Jahr-Jubiläum den wiederaufgebauten Ostflügel mit seiner Nasssammlung - und einer Austellung, die Museumsgeschichte zeigt

Die in Formaldehyd eingelegten Tierpräperate dürfen in Zukunft betrachtet und erforscht werden. Bild: dapd, Berthold Stadler

Der Ausstellungsraum gleicht einem Gruselkabinett. Es ist kühl und schummrig. In der Mitte des Raums erhebt sich ein Glaskubus mit Hunderten Regalböden. Rund 90.000 Schlangen, Würmer und Fische, eingelegt in gelbem und rostbraun verfärbtem Alkohol, stapeln sich in der riesigen Vitrine, die bis unter die Decke reicht. Ein Lippfisch mit riesigen Lippen schwimmt seit 1780 in der gelblichen Brühe, ein Tiefseeanglerfisch starrt mit großen, schwarzen Augen durch das Sicherheitsglas. Daneben ein Hai, der in seiner Konserve aussieht, wie ein überdimensiniertes Meerschweinchen, das man in ein viel zu kleines Glas gequetscht hat.

Am Montag wurde der wiederaufgebaute Ostflügel des Naturkundemuseums eröffnet - zum 200. Geburtstag des Museums. Die präparierten Fische und Getiere sind der breiten Öffentlichkeit damit zum ersten Mal zugänglich. "Normalerweise sind solche Sammlungen in bunkerartigen Gebäuden untergebracht", sagt Peter Bartsch, der Leiter der Abteilung Sammlung und Beauftragter für den Wiederaufbau des Ostflügels.

Die Konserven sollen von Besuchern besichtigt und am selben Ort - aus Sicherheitsgründen aber zwischen den Öffnungszeiten - von Wissenschaftlern beforscht werden können. Die Besucher dürfen sich nur außerhalb des Kubus bewegen, die Wissenschaftler in den Gängen in dessen Inneren. "Wir wollen zeigen, wofür unsere Sammlungen gut sind", sagt Reinhold Leinfelder, der Generaldirektor des Museums für Naturkunde. "Wir wollen Vertrauen schaffen in die Forschung."

Von Außen sieht der wiederaufgebaute Teil des Ostflügel ein bisschen aus, wie ein nachträglich zugekauftes Teil einer Playmobilburg: grauer Beton anstatt sandsteinfarben wie der Rest des Museums, ohne Fenster aber in der architektonischen Struktur den beiden erhaltenen Fassadenteilen nachempfunden. "Das ist wie bei unseren Dinosaurierskeletten", sagt Leinfelder, da sei auch erkennbar, welcher Knochen tausende von Jahren alt sei und welcher hinzugefüght wurde.

Zwei Jahre hat der Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Ostflügels gedauert und insgesamt 29,6 Millionen Euro gekostet - zu jeweils fünfzig Prozent finanziert vom Bund und vom Land Berlin. Mehr als 5.000 Quadratmeter haben die Museumsleute an Fläche hinzugewonnen, die mit der richtigen Klimatisierungs- und Brandschutztechnik eine optimale kuratorische Bedingungen biete, sagt der Museumsdirektor.

Im Erdgeschoss befindet sich derjenige Teil der sogenannten "Nasssammlung", der besichtigt werden kann. Im Kellergeschoss darunter lagern Großpräparate in Edelstahlwannen, in den zwei Geschossen darüber konservierte Fische und Würmer.

Die Renovierung sei wie ein Geschenk zum 200-Jahr-Jubiläum, sagt Leinfelder. Ein weiteres Geburtstagsgeschenk sei die Sonderausstellung "Klasse, Ordnung, Art - 200 Jahre Museum für Naturkunde", die ab Dienstag und bis zum 28. Februar im Großen Sonderausstellungssal zu sehen sein wird. Gezeigt wird ein multimedialer Rundgang durch die Geschichte der Sammlungen des Naturkundemuseums und seiner Exponate.

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