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KommentarSonst droht Enteignung

Kommentar von Rolf Lautenschläger

Angesichts der heutigen Bedeutung der Bernauer Straße sind die Interessen nach Bewahrung der grünen Plätzchen nur mehr Ausdruck von Egoismus.

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Redakteur taz.Berlin
Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.
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5 Kommentare

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  • MS
    Michael Stein

    ILieber Rolf Lautenschläger,

    Unwissen schützt vor Strafe nicht. Ein alter Grundsatz, auf Kommentatoren selten angewandt. Ihr Kommentar zur Lage an der Bernauer Straße hat Strafe allerdings verdient. Ihre bornierte Sicht der Dinge missachtet die berechtigten Interessen der Anwohner des „Postenweges“, die sich ja keineswegs mit Geranien gegen Mauergedenkorgien wehren, sondern mit Argumenten gegen eine völlig überzogene Bauleitplanung im Zuge der Bernauer Straße. Ihnen dürfte entgangen sein, dass hier geltendes Recht – etwa die Baunutzungsverordnung – ebenso mit Füssen getreten wird wie einfachste städtebauliche Regeln zur Maßstäblichkeit der Bauweise im Kontext ihres urbanen Umfeldes in den moralingetränkten Sumpf betulicher Gedenklyrik versenkt werden. Würden Sie sich auch nur ansatzweise die Mühe gemacht haben, sich mit den Folgen des Bebauungsplanes für die Anwohner auseinander zu setzen, dürfte auch Ihnen nicht entgangen sein, dass Berlin hier schwerste Abwägungsfehler macht und zu vertuschen sucht, dass das Gedenk-Konzept eine demokratisch nicht legitimierte Kopfgeburt ambitionierter Landschaftsgestalter ist, die sich weder inhaltlich begründen noch städtebaulich rechtfertigen lässt.

    Ich meine, es wäre für Sie Strafe genug, dass jemand den von Ihnen verfassten Unsinn liest, bevor er in die Zeitung kommt. Das würde uns doch einige Häme ersparen.

     

    Freundliche Grüße

     

    Michael Stein

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  • HL
    Heiner Legewie

    Zur Ergänzung der fehlenden Recherche von Herrn LAUTENSCHLÄGER nur ein paar Fakten aus dem Bebauungsplan:

    Wohl um Maximalpreise für die Liegenschaftsgrundstücke herausschlagen zu können, soll an der Bernauer Straße massiv verdichtet werden: Hochhaushöhe (25 m Traufhöhe, 7 Stockwerke) mit hohen Seitenflügeln bis dicht an den Postenweg. Die Bebauung - unsinnigerweise mit 3 m tiefen Vorgärten an der Bernauer Straße und Baulücken als „Schalltrichter“ zum Postenweg - würde den parkartigen Grünstreifen längs des Postenweges in eine enge, dunkle und laute Häuserschlucht verwandeln. Für die mehr als 30 Anwohnergrundstücke mit über 300 Wohnungen südlich des Postenwegs, überwiegend im Bestand, würden Wohnungen und Gärten nicht mehr besonnt, für Kinder und Erwachsene würden sich die schmalen Gärten in enge und laute Hinterhöfe verwandeln.

    Doch auch städtebaulich ist der Bebauungsplan ein Unding. Durch die Höhe der Bauten würde eine Neue Berliner Mauer entstehen - eine Schlucht zwischen den Bezirken Mitte und Wedding. Die vorgesehene „Mäanderform“ nimmt zu viel Fläche in Anspruch, ist zu hoch, zu breit und zerreißt das städtebauliche Bild der Rosenthaler Vorstadt mit ihrer gründerzeitlichen Blockrandbebauung in Berliner Traufhöhe statt Hochaushöhe.

    Die TAZ sollte ihrem Ruf einer linken kritischen Zeitung eine Berichtigung in einem (besser) recherchierten Artikel schuldig sein. Vielleicht gibt es in der Lokalredaktion ja Journalisten, die sich nicht nur bei der Obrigkeit informieren sondern auch die Betroffenen und unabhängige, kritische Experten zu Wort kommen lassen?

  • UB
    Ursula Bürger

    Ihr Artikel vermittelt den Eindruck, dass es uns Anwohnern in erster Linie um mehr Geld um den Teil unseres Gartens geht, der für die Mauergedenkstätte abgegeben werden soll. Dem ist absolut nicht so!

    Wir und unsere Nachbarn wollen mit den zahlreichen Einsprüchen gegen den Bebauungsplan 1-40 für die Bernauer Straße verhindern, dass ein unsägliches, allen normalen Ansprüchen an gesundes Wohnen widersprechendes Bauprojekt verwirklicht wird, das die Liste der Bausünden in der Berliner Innenstadt erheblich verlängert und ausschließlich von Vermarktungsinteressen des Senats bestimmt wird.

     

    Der Postenweg hat in diesen Plänen lediglich eine Alibifunktion als "Restgrün" in der vorgesehenen engen, zugigen, von keinem Sonnenstrahl erreichten

    Häuserschlucht mit 25 m höhen Blöcken als "harte Kante" zwischen Mitte und Wedding.

    Die gegenwärtige Nutzung der uns gehörenden Fläche(ca. 300m) hinter unserem Mehrgenerationenhaus mit 30 Erwachsenen und 21 Kindern als grüne Oase schließt die übrigen Bewohner des Viertels und die vielen Touristen nicht aus, sondern lädt ein, mit uns in´s Gespräch zu kommen- nicht zuletzt darüber, warum wir den alten Postenweg bis heute in unserem Garten erhalten haben....

     

    Haben Sie den Mut und kommen Sie zu uns an Ort und Stelle, Herr Lautenschläger!

  • J
    Jengre

    Ich bin fassungslos über diesen Kommentar. Wo Menschen wohnen, sollte man sie nicht wegjagen, ob sie nun Geranien pflanzen oder Cannabis. Hier spricht obrigkeitsstaatlicher Machtwille und unmenschliche Verachtung anderer.

  • N
    Neville

    Bevor Herr Lautenschläger ungenau berichtet, sollte er vielleicht besser recherchieren.

     

    Ich empfehle Ihnen die Lektüre folgender Artikel im

    Tagesspiegel:

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/zweite-enteignung-an-der-bernauer-strasse/1916840.html

    und

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/senat-haelt-an-plaenen-fuer-mauerweg-fest/1917432.html

     

    Da wird besonders deutlich, dass es nicht nur um den Grenzstreifen geht, sondern auch um Bauvorhaben von Spekulanten.

     

    Zur Sache ist so viel zu sagen: An dieser Stelle gibt es bereits eine Gedenkstätte dort gibt, und die wenigsten Gedenkstätten sind auf dem Meter genau an dem Ort, wo Unrecht geschah.

     

    Hier zu behaupten, dass die "Anwohner drohen, die Fertigstellung zu unterminieren und damit das Gedenkkonzept gefährden" ist schlichtweg hahnebüchen und entbehrt jeder Grundlage!

     

    Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Herr Lautenschläger einen sehr merkwürdigen Begriff von rechtsstaatlichem Handeln hat. In der Vergangenheit haben Gerichte der Obrigkeit mehrfach die Grenzen des Handelns aufgezeigt, ich verweise da auf Potsdam.

     

    Zu guter Letzt: Es ist gut, dass da, wo einst geschossen wurde, Kinder spielen und Geranien blühen.