Nach Bayern-Pleite gegen Mainz: Die Nase läuft, das Spiel nicht

Bei Bayern München macht sich nach dem verkorksten Saisonstart Ratlosigkeit breit: Nach dem 1:2 gegen Mainz erklärt Louis van Gaal den Tabellenführer zum Meisterschaftsanwärter.

Glücklose Superstars: Mark van Bommel und Thomas Müller. Bild: dpa

Nach Scherzen war Karl-Heinz Rummenigge trotz Geburtstag nun wirklich nicht zumute. Doch wie der stark erkältete Bayern-Boss den Appell an seine Profis formulierte, das hatte dann schon eine gewisse Komik: "Jeder Einzelne muss sich an die eigene Nase fassen. Und unsere Nase läuft heute." Vor dem Anpfiff hatte es noch Blumen für den nun 55-Jährigen gegeben, doch weitere Geschenke im Verlauf des Nachmittags blieben aus. Nach der verdienten 1:2-Heimniederlage gegen die frechen Mainzer ist der Saisonstart endgültig misslungen, und nicht nur Rummenigge zeigte sich verschnupft.

Dass der Vorstandschef seine Sorgen kundtut und Forderungen stellt, gehört zur Jobbeschreibung: "Leidenschaft, Aggressivität, Laufbereitschaft - all die Attribute, die uns in den letzten Monaten ausgezeichnet haben, haben wir vermissen lassen. Jetzt ist die Mannschaft gefordert", grollte Rummenigge. Doch wenn wie diesmal auch Leisetreter wie Miroslav Klose und Christian Nerlinger auf den Putz hauen, dann ist was faul im Staate FC Bayern. "Wir haben heute eines der schlechtesten Spiele unter diesem Trainer gemacht", stellte der auf dem Feld mal wieder tor- und glücklose Klose fest, "so viele Ballverluste habe ich noch nicht erlebt. Es hat natürlich auch etwas mit fehlender Leidenschaft zu tun in manchen Momenten. Ich weiß nicht, warum das so ist."

Auch Sportdirektor Nerlinger wurde deutlich: "Unsere Leistung war desolat. Ich bin verwundert, wie wir uns präsentiert haben. Ich dachte, dass wir nach dem Sieg in Hoffenheim den Schalter umgelegt haben. Das war eine Leistung, die ich in den letzten Monaten von unserer Mannschaft nicht erlebt habe. Mit acht Punkten stehen wir nicht in einer Situation, wo wir glücklich sind, sondern wo langsam die Alarmglocken angehen."

Die Bayern-Krise in Zahlen: zehn Punkte Rückstand auf Tabellenführer Mainz. Mit fünf Toren schwächster Sturm der Liga. Die Stürmer Klose, Olic und Gomez haben zusammen null Treffer erzielt. Und am Sonntag geht es zu den nächsten Hurra-Fußballern, der Tormaschine Borussia Dortmund: 16 Tore in den letzten fünf Spielen.

Nach Spieltag 6 ist die Tabelle nicht mehr wegzudiskutieren. "Es wäre fahrlässig, zu behaupten, wir könnten an die Mannschaften, die vor uns stehen, schnell wieder rankommen", sagte Rummenigge, "wir sind momentan weit weg und müssen die Kurve kriegen."

Das sehen alle Beteiligten so. Nur: Was tun? Die Überflieger Robben und Ribéry und nun auch noch Diego Contento (Leisten-OP) fehlen noch eine ganze Weile, und die Dauerreservisten, die gegen Mainz eingewechselt wurden (Hamit Altintop, Mario Gomez, Anatoli Timoschtschuk), brachten die Mannschaft kein Stück weiter nach vorn. Trainer Louis van Gaal klang nach seiner zweiten Niederlage gegen "schön nach vorne verteidigende Mainzer" jedenfalls etwas ratlos: "Ich kann nicht jede Woche sagen, dass wir das Tor nicht getroffen haben." Stattdessen musste er den Gegner loben: "Mainz hat zwei schöne Tore geschossen und wie eine Mannschaft mit einer Handschrift gespielt. Es ist sehr gut, wenn ein Trainer das mit den Spielern umsetzen kann. Das ist gute Arbeit, auch vom technischen Stab. Ich denke, dass jeder Klub es schwer hat mit diesem Spielstil. Mainz kann Meister werden, das ist kein Problem. Kaiserslautern hat das auch mal geschafft - warum nicht auch Mainz?"

Als er über seine eigene Truppe sprach, klang das weniger euphorisch: "Wir hatten zu viele Ballverluste, zu viele Spieler unter Normalform und sehr viel Schwierigkeiten mit diesem Pressing nach vorn. Wir haben zuerst schlecht gespielt - das ist auch ein Verdienst von Mainz. Aber auch dieses Spiel hätten wir gewinnen können. Das ist komisch." Aber eben nicht spaßig.

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