Kommentar Abschiebungen in das Kosovo: Integration als Muster ohne Wert

Mit der geplanten Abschiebung einer gut in Deutschland integrierten Familie in das Kosovo sollen Heimatvertriebene ein zweites Mal vertrieben werden.

Herr Imeri hat ein Problem. Er ist kein Ingenieur, sondern arbeitet nur in einem Restaurant. Damit ist er ein Ausländer zweiter Klasse - keiner, den dieses Land mit seinem absehbaren Fachkräftemangel wirklich braucht. Also soll er weg, zurück in das Kosovo, ein Land mit dem seine vier Kinder rein gar nichts verbinden.

Pech für die Familie Imeri, dass sie sich so gut eingelebt hat, dass keine Prise Sarrazin den Integrationserfolg vergiften könnte. Denn auf Dauer bleiben sollten sie ja nie: Schön Deutsch lernen sollten sie, sich anpassen auch, um dann die Reise zurück anzutreten - und sei es um den Preis, bei den Erwachsenen alte Traumata zu reaktivieren und ihre Kinder vollständig zu entwurzeln.

Viele, die einst aus dem Kosovo nach Deutschland geflohen sind, leiden seit Jahren unter ihrem unsicheren Aufenthaltsstatus. Sie leben von Duldung zu Duldung in einem Land, das längst ihre Heimat geworden ist und es für ihre Kinder schon immer war.

Hier sollen Heimatvertriebene erneut aus ihrer Heimat vertreiben werden - gerade so, als gelte es Unrecht durch Unrecht zu heilen. "Wir werden darauf achten, dass es zu keinen individuellen oder familiären Härten bei Rückführungen in den Kosovo kommt", hat Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralph Jäger unlängst versprochen. Ein Satz, der auch in Schleswig-Holstein gelten sollte.

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